italienifche
Die
Malerei
lrhunderts.
Carracci.
Die
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(Bd. II. S. 790) richtete,') äufserte {ich anfangs in den eigenen Werken der
Carracci manchmal in feiner unglücklichiien YVeife als Geftaltung verfchiedener
Theile desfelben Bildes in der Weife verfchiedener Meifier und Schulen der
Vergangenheit, bald aber glücklicher in der Verfchmelzung der Kunitart diefer
lNTeiPrer und Schüler. Diefe Verquickung iPc jedoch, in den befien Werken,
durch-felbitändiges Naturftudiuni geläutert, fo veriteckt, dafs uns wirklich ein
eigener, neuer Stil aus denfelben entgegentritt und nur Correggio noch öfter
aus ihnen hervorblickt, als vielleicht nothwendig wäre. Gerade bei den Schülern
der Carracci aber zeigte fich, wie wir fpäter fehen werden, dafs die Mängel, welche
ihre eklektifche Methode in der Theorie enthalten mochte, ihre praktifche
Lehre kaum beeinträchtigten; denn ihre Schüler fchlugen fehr verfchiedene
Wege ein und wurden ausgebildete Künftlerindividuen für fich. Bald ge- EÄTÄLÄYSHSZY
wann die Akademie der Carracci, fo fehr fie von den Anhängern der alten derCßmwCi-
manieriftifchen Handfertigkeit anfangs befehdet und verfpottet Wnrdei, einen
folchen Einflufs, dafs die junge Kunftwelt {ich ihr ausfchliefslich zuwandte und
die alten Meifterateliers der Manieriiien, wie diejenigen Fontanas und Calvaerfs
verwaiften und gefchloffen werden mufsten. Der Sieg der Carracci war ein
vollitändiger; und der Einflufs ihrer Schule machte {ich bald in ganz Italien
bemerkbar.
Die Befprechung ihrer eigenen Schöpfungen beginnen wir am beiten mit dlgiecgfgäsi
einer Betrachtung der grofsen monumentalen Werke, welche die drei Ver-
wandten zu gemeinfamer Thätigkeit verbanden.
Ihre früheite gemeinfame Arbeit, welche iiei feit 1582, noch vor der
Eröffnung ihrer Schule, ausführten, find die Frescofriefe in zwei Sälen des
Palazzo Fava zu Bologna. Zuerfi fchufen f1e die durch grau in grau gemalte dläsigafrgegsa
Atlanten und Karyatiden getrennten achtzehn Bilder aus der Sage vom zu Bologna.
Argonautenzuge im Friefe des grofsen Saales. Agoftino erfand den Gedanken-
gang und malte die einfarbigen Gefialten zwifchen den Gemälden; Ludovico
fiel der Hauptantheil an der Compoiition der achtzehn Bilder, Annibale der
Hauptantheil an ihrer malerifchen Ausführung zu. Die Künfiler ringen hier
noch mit dem Stoffe und ihrem Talente; für eine decorativ-landfchaftliche
Wirkung ift das Figurengewimmel zu grofs und zu bunt, für eine decorativ-
figürliche Wirkung find die Figuren zu klein, find fie zu unruhig angeordnet
und fügen fie fich bei dem abfichtlichen Naturalismus der heftigen Bewegungs-
motive zu wenig den linearen Gefetzen. In dem anftofsenden kleineren Saale,
an deffen Ausfchmückung Ludovico fich auf Wunfch des Beftellers, Herrn
Filippo Fava's, in gröfserem Umfange felbii betheiligte, find diefe Iugendfündßn
fchon erfolgreicher überwunden. Die zwölf Friesbilder aus Virgils Aeneide,
welche durch monochrome, kauernde, aber nichts ftützende, vielmehr mit allen
Kräften andere, fratzenhafte Geftalten niederhaltende jünglingsiiguren zwifchen
den gefimstragenden Pilaftern von einander getrennt werden, find hier weniger
überladen, klarer und ruhiger in der Linienführung, innerlich lebendiger in
I) Abgedruckt z. B. bei Gulzl-ÄY; "erzbarg, Künftlerbriefe, Il. S. 5 5. Es ifl allerdings wohl mehr
eine fpielende Schmeichelei für Niccolo delF Abate, auf (lBlTCD Stil es zugeftutzt ifl, als ein emß-
haftes Programm der Accademia degli Incammimui.