Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

F vlinf tes 
Buch. 
Abfchnitt. 
ftand es ihr erlaubt, diefe Eigenfchaften zu zeigen, berührt fie uns am ange- 
nehmflen. 
 Unter den hervorragendflen deutfchen Meiftern diefer Zeit, von denen 
HansMülich. Staffeleigemälde bekannt find, Pceht dem Alter nach Hans Jllzkliclz (Jllfzklztlz) 
Setigfeilliizia- von München (I5I5-1572) obenan. Er war zunächft noch ßllluminiflrr, Minia- 
Münßhßn- turenmaler im alten Sinne des Wortes, und tritt uns als folcher in den Codices 
der Münchener Hofbibliothek entgegen, welche die Bufspfalmen Orlando di 
Laffds und die Motette Cyprian de R0re's enthalten. Doch zeigen die einge- 
flreuten Hiftorienbilder ihn hier fchon ganz von der Seite des italiflreziden Durch- 
fchnitts-Manierismus jener Tage und nur die eingefügten Bildniffe, befonders 
diejenigen des Herzogs Albrecht V. von Baiern und der Herzogin Anna, laffen 
SiiirIIÄefPQI- ein felbftfehendes Auge. und eine gediegen ausführende Hand erkennen. Die- 
felben Eigenfchaften zeigen denn auch feine in Oel ausgeführten Porträts, z. B. 
Bildniffe die auf Holz gemalten lebensgrofsen Bildniffe eines Patriziers und feiner Gattin 
in lllünchen. in der Münchener Pinakothek. Der Mann trägt eine fchwarze Pelzfchaube, rothe 
Weile und fchwarze Mütze, die ebenfalls fchwarz gekleidete Frau ein weifses 
Kopf- und Kinntuch. Den Hintergrund fchliefst auf beiden Bildern ein grüner 
Vorhang ab, unter dem man auf demjenigen der Frau in eine gutgeftimmte 
Hügellandfchaft hinausblickt. Die Modellirung ift klar und hell, der Gefammt- 
eindruck eher noch hölzern, als fonderlich modern. Allerdings gehören f1e, 
da fxe 1540 gemalt find, auch noch der erften Hälfte des Jahrhunderts an, wie 
fxch ihnen denn auch in der Behandlung das männliche Bildnifs Mülichs von 
in YVien. demfelben Jahre in der kaiferlichen Galerie zu lrVien anfchliefst. 
 Auf ganz anderem Boden Pceht Toöins Stinzzzzer von Schaffhaufen (I 539 bis 
15821). rSehr productiv, namentlich ein trefflicher Zeichner, fteht er als ein 
Epigone jener oberrheinifchen Kunftentwicklung da, welche in Holbein ihren 
 Höhepunkt erreicht hatteß 2) Er ging von der Faffadenmalerei aus, die er in 
 feiner Vaterftadt, in Strafsburg und in Frankfurt a. M. ausübte. Erhalten hat 
233 lgäiää fich feine Faffade des Haufes zum Ritter in Schaffhaufen, glänzend als decora-  
1135223111. tives Schaußück, aber auch tüchtig und lebendig- 1I1 ihrem figürlichen Theil. 
 Die Hauptfigur ift Marcus Curtius, wie er mit feinem Roffe in den Abgrund 
fpringt, fo dargeftellt, als fpringe er aus dem Giebelfelde des Haufes auf die 
Seiffmgild" Strafse hinunterß). Von feiner Bedeutung als Porträtmaler geben die 1564 ge- 
in Bafel- malten Bildniffe des Jacob Schwitzer und feiner Ehefrau Barbara im Bafeler 
Mufeum die befte Vorftellung. Es flnd lebensgrofse ganze Geftalten, klar und 
frifch aufgefafst, keck, breit und kräftig durchgeführt. Befonders das Bildnifs 
 des Mannes, deffen hochrothe Kleidung {ich leuchtend vom tiefblauen Grunde 
Seficrifniägll- abhebt, ift von bedeutendem malerifchen Reize. Ein Nachfolger Holbeins war 
 er aber auch als Zeichner für den Holzfchnitt; als folcher arbeitete er für 
Sigmund Feierabend in Frankfurt a. M., hauptfächlich aber für feinen Gevatter 
erlaubt , 
diefe 
Eigenfclmaften 
ZLl 
zeigen , 
berührt 
He 
uns 
am 
ange- 
I) Das in der Regel angeführte Geburtsjahr 1534 ift durch" die Nachforfchungen I. J. Amanns 
in den Archiven von Schaff hanfen, welche Andrefen in feinem aDeutfchen Peintre-Graveum (Leipzig 
1364-1878) III. S. 7 ff. veröffentlicht hat, berichtigt worden. Vgl. auch Naglef: Monogrammiitelm, 
fortgefetzt von Andrejkn und Clazgjl; V. S. 64-68. 
2) A. WVoltmann, Kunft im Elfafs (Leipzig 1876) S. 316.  
3) Näheres bei S. Vögelin vFafTaclenmalerei in der Schweizu a. a. O. 1882 N0. 3 und 4.
	        
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