VIERTER
ABSCHNITT.
Die
Malerei
der
zweiten
Hälfte
des
Jahrhunderts
in
den
übrigen
Ländern.
Die
Malerei
Deutfchland
und
der
Schweiz
h-tifoufrgggfh ie Armuth an hervorragenden Kräften, welche um diefe Zeit in Deutfch-
dejeliäml" land herrfchte, fällt um fo peinlicher auf, je fchroffer lie gegen die Fülle
"i! tüchtiger MeiPcer abfticht, die der deutfche Boden in der erften Halfte
des Jahrhunderts getragen hatte. Zwifchen immer abftracter und pedantifcher
werdendem Geiflesleben einerfeits und immer derberer Genufsfucht andererfeits
eingeengt, welkte die zarte Blüthe der Malerei. Zwar fehlte es an allen ehe-
maligen Kunitllätten Deutfchlands keineswegs an Meiftern, die fich felbft für Nach-
folger der Gröfsen der vergangenen Tage hielten; und wenn man den Malerliften
Äcigilsilzlgzln Glauben fchenken wollte, wie iie Merlo für Köln, Gwinner für Frank-
Mßißcrn- furt, Sighart für Salzburg und manche bayrifche, Mithofffür manche
norddeutfche Städte, Geyfer und Wuftmann für Leipzig, Alwin
Schultz für Breslau, Schlager für Oefterreich, Wafller für Steiermark
aus den Archiven ans Licht gezogen haben, fo müfste man an eine reiche und
üppige Nachblüthe der Kunft glauben. Leider nur lehrt die Betrachtung der
deutfchen Bilder diefer Zeit, foweit fie nicht längft ihrer eigenen Unbedeutend-
heit und dem Unmuth der Nachwelt zum Opfer gefallen find, fondern flch als
Bildniffe in Schlöffern, Bibliotheken, Kirchen, Amtsftuben und hiilorifchen Mufeen
oder als Altarblatter in entlegenen Dorfkirchen und Kapellen erhalten haben,
dafs die Kunflgefchichte kein Recht hat, ihre Maler zu feiern, und wären fie einft
auch fo angefehene kurfürftliche oder herzogliche Hofmaler gewefen, wie gegen
(Q2335 Ende des Jahrhunderts am fächlifchen Hofe Cjlrzkzlezzs Räder und fein Genoffe
Zäfehhßäliäs Zackarias lrlf1'lz112e' 2), von deffen Hand z. B. die königliche Bibliothek zu Dresden
ein 1586 gemaltes Bildnifs des Kurfürften Auguft und das Lutherhaus in Witten-
H. Guedig. berg ein lÖOl ausgeführtes Bild Chriftians I. befltzt, oder wie H. 004,24; von
dem llCh im Dresdner Kupferftich-Cabinet einige Handzeichmlngen befinden.
T1075
angeführt worden.
XIX. N0. 12 und
I) Die allgemeine Literatur ift oben Bd. II. 368
2) Vgl. T lt. Disfelx Artikel in Lützows Kunftchronik
lWber: Archiv II. S. 130 ff.
Yul. Hühner.-
Auffatz
in