DtjtteS Buch.
Abthei1ung.
Zweiter Abfchnitt.
am Wasser aus. Auf jedem der Flügel stehen drei Heilige, unter deren Schutz
die Stifter, König Rene und feine Gemahlin Jeanne de Laval, in Vers
ehrung daknien. Auf den Aufsenfeiten ist grau in grau die Verkündigung zu
sehen O. Man hat früher auf König Reue selbst, dann auf bekannte f1andrifche
Maler als Urheber gerathen, so auch auf Memlinc; aber erst kürzlich ist der
F1s,FrZ1;1nst. Name des Meisters in den Archiven von Marseille ermittelt worden 2J: JVjmJ:zF
von Avignon, der mehrfach im Dienste des Königs vorkommt und
im Jahre 1475ss1476 für den feurigen Busch eine Reftzahlung von 70 Gulden
empfing. Ein anderes Triptych0n von derselben Hand, mit dem Namen
vNicolaus Frumentic: bezeichnet und vom I8. Mai I461 datirt, bewahrt die
der Uff1zien in Florenz: in der Mitte die Erweckung des Lazarus, auf
den Flügeln Magdalena Christi Füsse falbend und Martha vor dem Heiland,
auf den Aussenfeiten der Thüren drei Stifter vor der Madonna32. Burckhardt
hatte in dem Maler nirgend einen Meister Korn aus der Umgebung der Cols
mater Schulen vermuthet und ihm, mit Unrecht, vabscheuliche Grimassenci
Schuld gegeben 4J. Aber der niederländifche Charakter des Werkes ist unvers
kennbar, es steht am eheften dem Stile des lkozs7Ic7s Um; Hafer IXl22yc27ZJz, freilich
auch dessen herben und strengen Zügen, nahe.
Ferner hat König Rene zahlreiche Werke der Miniaturmalerei hervorges
Wiens, rufen, unter denen sich durch befonderen Kunfiwerth die Wiener Handfchrift
des von ihm I477 verfafsten Romanes vde la tres douce Mercy du Cueur
damour esprisu II, auszeichnet. Auf die Randzeiehnungen ist wenig Gewicht ges
legt, f1e sind gewöhnliche Fabrikarbeit nach der Schablone, aber die sechzehn
gröfseren Bilder find vortrefflich. Ein Einleitungsbild mit dem fchlafenden
Fürsten in feinem Gemache die Dichtung ist in die Form eines Traumes ges
kleidet geht voran; dann folgen die Fahrten des Ritters Cueur damour espris
bis er die Dame Douce Mercy gewinnt. Bei entfchiedener Einwirkung der
tiandrifchen Schule ist doch die Behandlung vielfach eine andere, nicht fo
breit und pastos, fondern emailartig zart, in der Zeichnung sorgfältig, in den
Köpfen voll feinen Lebens, im Beiwerk, besonders in der Vegetation, durchs
gebildet. Die Pferde find gewöhnlich plump, aber mitunter in einzelnen Mos
tiven gut beobachtet. Eine Eigenthümlichlceit des Malers ist die Meisterfchaft
in Lichteffecten, in denen er die glücklichsten Experimente macht. Schon das
Einleitungsbild ist ein Nachtftück mit halbverdecktem Licht. Das Dunkel
bricht herein, als Ritter und Knappe im Walde von ihren Pferden gestiegen
sind sBl. I2 versoJ;s auf dem nächsten Bilde CBl. 15I spielt warmes Abendlicht
um die Figuren, besonders um den Kopf des fchlafenden Knappen. Treffiich
wirkt die Dämmerung vor Sonnenaufgang, als der Ritter Humble Requeste
dem Knappen Vif Desir höflich grüfsend entgegenreitet sBl. 3I verso, Fig. I58J.
1J Abbildung in den 0euvkes c0mp1äteS du roi Ren6, herausgegeben vom comte de Quatres
barbeS, I, Angers 1835.
2I JWtJzieJ.v: LYart f1amand danS Pest et le midi de la France, Paris 1877, S. 539 Cvon Marfei1le
aus der Direction des beauxsarts v0rgelegte NotizenJ.
3J 1nfcl1rift aussen: Nic0li1us Frumenti Ab5olvit hoc opus xv lcl. Junii Ins cccc0 lxiO
4; cicer0ne, 3. Aufl. s. 936.
5I Hofbib1i0tl1elc Nr. 2597. Zal11reiche Abbildungen aus anderen Büchern des Königs in den
V0m
comte
Quatres