Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

DritteS 
Buch. 
Abt11eilun g. 
Zweiter Abfc11nilt. 
dem Fällen aber breiten Ach realiflifche Blumen aller Art, Erdbeeren, Raupen, 
Sc:hmetterlinge, allerlei Thiere auf zartem Goldgrunde aus. Renaiffancef0rmen 
in der Architektur treten nur ganz vereinzelt, nur auf Bildern, die man für 
fpätere Zuthaten halten darf, bei der Verfpottung Christi und der Disputation 
der heiligen Katharina, auf1J. 
 Einige der fpäteren Bücher dieser Gruppe zeigen in mehreren Comp0lls 
MMeiti011en fehon Einfluffe von deutfcl1en und italienifchen Werken des 16. Jahrs 
l1underts. Der Hortulu5 animae enthält eine Darstellung der heiligen Familie 
in1 Gehöft, die von DizJwYF Geburt Christi von I504 beeinHufst ist; das Gebets 
buch in Brüffel, dcffen gr0fse Kalenderbilder denen des Breviers Grimani 
am nächPcen kommen, 1äfst in einigen IEvangelifienbildern Anklänge an Rai 
PXzz2x7Z erkennen und enthält einmal, als Sockelbild, ein Abendmahl genau nach 
Lcwzz2ytZx2. Aber solche italienifche Anklänge flehen unvermittelt neben den 
andern Bildern von rein flandrifchem Charakter. 
Die 
franzöfifc11e 
Malerei. 
 Die franzöfische Malerei des I5., Jahrhunderts kennen wir fast nur aus 
 den Miniaturen, da fast alle grösseren Denkmäler durch die Religionskriege 
und durch die grosse Revolution zerstört worden fn1d. In der Handfchriftens 
malerei setzt sich zunächst jene Richtung fort, die unter dem Herzoge von 
Berri ihre Blüte erreicht hatte, sie erfährt aber zugleich Einfluss der Hans 
drifchen Schule. Freilich wirkt das Unglück des Landes, feine Verheerung 
durch die Kriege mit England unter Karl VII. Jahrzehnte lang lähmend auf 
 die Production. Ein IsIauptdenkmal der Zeit ist ein Gebetbuch in der Hofs 
Wiec1.bibliothek zu Wien2J. Ganz besonders reich ist der Kalender, der am Rande 
Thierkreiszeichen, Monatsbilder, die stets in verschiedene Genrescenen zerlegt 
sind, und ebenso, wie manche GebetbLicher ausJean de Berri7s Zeit, die personifis 
cirte Kirche auf ihrem Bau, Paare von Aposteln und Propheten und den pres 
digenden Paulus enthält, während auf den Rückfeiten der Blätter Halbsiguren 
von Heiligen aus Blumenkelchen hervorragen. Die zahlreichen Bilder aus 
Evangelien und Legende, die dann folgen, sind oft geistvoll aufgesasst und 
zeigen vielfach mehr Stil in der Anordnung als nieder1ändische Arbeiten ges 
wöhnlich aufweisen. Zu den schönsten gehört die Verkündigung CBl. 25 versoJ, 
umschlossen von zwölf Vorgängen aus der Marienlegende, die in die Abtheis 
1ungen eines gothischen Baues mit Rundbögen ver1egt sind, dann die Maria 
als Gnadenmutter LBl. I45 versoJ, vor welcher Vertreter aller Stände, grös5tens 
theils mit höchst individuellen Köpfen, knien. Die Dr6leries am Rande, zwis 
schen goldenen Blättern und farbigen Blümchen, find von unerschöpflicher 
Laune. Während die Gestalten oft allzufchlank sind und in einer gewissen 
 Unsicherheit, namentlich beim Sitzen, befangen bleiben, mifcht sich doch schon 
das Realisl:ische und 1ndividuelle mit den Nachklängen gothifcher Weichheit 
und Zierlichkeit. Die Farbe ist heiter und fein gestimmt, die Stufenleiter der 
Töne mannigfaltig; so kommt bei den Gewändern oft ein Futter von anderer 
 
II Ueber diefes Blatt f1ehe später 
2J Nr. 1855. Dc7:7k I, 3I29. 
unter
	        
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