Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

Ku111I 
Texlile 
und Miniaturma1erei 
FlancIern. 
Franzöf1fcl1e Malerei. 
geben vom Hofgefinde, den auftragenden Dienern, den Jägern, welche V0kU 
die Hunde füttern; rechts, gegenüber, ist die untere Randleiite unter dem Icas 
lender wieder ein Monatsbi1d: ein drolliges Turnier auf dem Eife. Seitwärts 
steigen dann die Architekturen mit kleinen Heiligenfigürchen oder ScF11Cn2 
die auf Kirehenfeite deuten, in Bronzefarbe und oben mit den Th1erkreiszeis 
chen, in die Höhe. Das Hauptbild beim Februar ist eine Winterlandfchaft 
voll meifterhaften Stimmungslebens, mit verfchneiter Gegend und nebliger Ferne, 
mit dem Schweine und den Vögeln, die unter dem Schnee nach Nahrung 
fuchen, der Bauernfami1ie in der Hütte beim Spinnrocken und dem Jungen, 
der aus der Thüre in den Schnee pifst. Beim März zeigt das gr6fsere Bild 
die Pflüger auf dem Felde, die Randleifte rechts nächtlichen Fifchfang bei 
aufserordentlicher Wahrheit des Laternen1iclits und des Mondfcheins. Im April 
zieht die vornehme Welt paarweife in das Freie; ein verliebter älterer Heft 
mit feiner Dame an der Spitze. Hoffräulein mit ihren Schofshundchen fitZel1 
im Grafe, der Narr bringt einen Frofch. Die Baume fchlagen aus, und jenseits 
des Fluffes tauchen die hohen Thurme einer Stadt aus dem Dunst hervor 
CFig. I57J. Im Mai zieht die heitere Gefellfchaft zu Pferde in den VVald. 
Dann fchliefsei1 zu den folgenden Monaten Heuernte, Schaffeliur, lVein1efC: 
Jagd und Aehnliches fich an. Die Landfcliaften niit Wald und Wiefe, Dörs 
fern und Städten find vortrefflich, alle Jahreszeiten und Tageszeiten find bes 
obaclitet, in Luftperfpective, Stimmungsleben und Lichtwirkung entfaltet f1cl1 
grofse Meifterfchaft. Auch die Thiere find nach dem Leben ftudirt, nur i11 
einzelnen Fällen etwas klein gegen diesMenfchen gehalten. Den Figuren 
ift bei grosser individueller Lebendigkeit meilt eine gewiffe Derbheit eigen, 
fie treten fcliwerfällig, oft dorpelhaft auf. Zu einem eigentlich humoriftifchen 
Ton im Sittenbilde läfst es aber die kühle 0bjectivität der Auffaffung nicht 
kommen. 
Auch in den biblifchen Darfte1lungen, die nun folgen, und in denen man 
verschiedene Hände erkennt, ilt der Charakter der Figuren oft allzuderb, mits 
unter fogar kleinlich, wie bei der KreuZigung und der Errichtung der C11emen 
Schlange. In einzelnen Fällen wird die Gedrungenheit der Körper gekaC1eZU 
zwerghaft, wie bei dem Tode Marias. In der Darstellung des Nackten feI1Cn 
wir auf dem Sunclenfa11e die feinste Modellirung, aber geringen Schönheitss 
finn. Die Formen lind hafs1ich, Adam und Eva haben dünne Beine mit gk0s 
fsen Plattfufsen, grofse Hände an mageren Armen. Zierlicher find die Körpers 
proportionen in den auffteigenden Seligen, die auf den Schultern oder auf 
den Händen von Engeln emporgetragen werden, einem GegenPcand6, der In 
gleicher Auffaffung auch in andern Brevieren diefer Gruppe vorkommt. Mits 
unter begegnen uns höchst gezierte Motive, wie bei der Verkündigung; Oft 
wird die alte F eier1ichkeit und Strenge der Anordnung, welche bei manchen 
Gegenständen traditionell war, gefliffentlich verlaffen, die Gruppen.1öfen fich 
Zu fehr auf, die genrehaften Einzelheiten drängen fich vor, wie bei der Auss 
giefsung des heiligen Geistes. Der echte Schwung fehlt immek,. den c0nJp0s 
fitionen haftet stets ein phililtröfer Zug an, der es nicht zur wahren Fr61hC1k 
In Handlung und Bewegung kommen 1äfst. Nur die Landfchaften find 1:mhM:l: 
reizend, auch da, wo das Figürliche fchwächer ist. In der Umrahmuug F T  
vielfach Architekturmotive mit kleinen Bildern in Bronzefarbe wieder, in an
	        
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