Drittes Buch,
Abt11c:i1ung.
Zweiter
A11lc11nitt.
1;3.;evici; Bei dem cardina1 Grimani, aus dcffen Nachlafs das WVcrk fpäter an
iFZiiiTZiiEI die Republilc Venedig kain, fah der Anonymus des Morelli das berühmte
Brevier im Jahre I521. Er berichtet, dafs es der Cardinal von einem Kunfrs
händler Antonio Siciliano für 500 Ducaten erworben, und vertheilt die Minias
turen des Bandes unter drei Meister: J:ZxMF llXJ87xzZzi7zc, CxsmJsxZ we B;7Z;k;sxs und
Lz2sszgi7z wie .4JiZ2w7JJ8yz. Von Memlinc rührt nun in dem Buche kein Strich her;
mit diefcm in Italien wohlbekaniiten Namen hatte der K1.infihaiidler Gefchäfte
zu machen gefucht. Lievin von Antwerpen, der auch bei Lcmaire vorkommt,
ist, nach Pinchart, LiUzJz7z Um; Lm7imz, der um die Zeit Karls des Kühnen dort
HZ:i;L1;Im thätig war. Gerard von Gent aber iPc Gewiss Emsk;zFs2zzZ, ein berühmter Illus
miniPc, deffen Kunst ficli auch in feiner Familie f0rterbtc, auf feinen Sohn
L2zmF, der 1544 als Hofmalcr Heii1richs VllI. in England ftarb, und auf feine
Tochter FzzJm27zcz, fpäter gleichfalls ii1 England, die Dürer auf feiner nieders
1ändifchen Reife CI52IJ als achtzehnjährigcs Mädchen bei ihrem Vater fah.
Gerard Horenbout war namentlich für die Erzherzogin Margarethe befchäftigt:
und empfing zwifchen I5I6 und I521 verfchiedene Zahlungen für Gemälde wie
für illuminirte Livres dlheures in ihrem Auftrag II. Eins der k6stlichfien Gebets
bücher aus dem Anfang des I6. Jahrhunderts in Wien 2j, die deutfche Uebers
H0,kiu1i2s fetzung von Sebastian Brant7s Hortulus animae, nach dem Strafsburger Druck
aYiiiTTFD von 15I0 gefchrieben, ist, nun sicher für die Erzherzogin Margaretha herges
stellt. In den Randverzierungen kommen häuHg Perlen vor; einmal hängt eine
Perle, iiMargueritecc, an ihrer Initiale M. Ebenfo find die Blumen Marguerites,
Taufendfchönchen, häufig in den Verzierungen verwendet. Hier darf man
wohl, wenn auch nur vermuthungsweife, an ihren Maler Gerard Horenbout
als Illuminator denken. Aber hat er diefes Buch gemalt, fo gehört auch das
Breviarium Grimani feiner Werkfiatt an, denn gerade mit den zartesIen Partien
deffelben stimmt der Hortu1us animae überein, der nur, weil etwas fpäter ents
standen, diefe Kunfirichtung in noch verfeinerter Ausbildung zeigt. Der Text
i3i;eviei; des Breviers Grimani ift wahrfcheinlich noch in der Zeit Sixtus IV. Cgeft0rs
Summa. ben 1484J gefchrieben worden, indem diefer mehrmals in einer Form erwähnt
wird, die fchliefsen läfst, dafs er der gegenwärtige Papst war II. Auch die Auss
malung fällt wohl noch grofstentheils in das Ende des I5. Jahrhunderts, wenn
auch vielleicht: einige Lücken erst fpäter ihre Ausfüllung gefunden haben.
Ebenfo fpricht die fpätgothifche Architektur in Hintergründen und Ums
rahmungen für diefe Zeit.
Das Schönfie des Ganzen sind die Kalenderbilder, die hier wie in den
anderen erwähnten Büchern derfelben Gruppe zu München, Neapel, Wien, im
Hortulus animae dafe1bfk wie in dem zierlichen Brevier Nr. I858, die reichske
Ausbildung empfangen haben. Aber die Monatsbi1der, die sich aus einfachen Aus
deutungenländlicher und häuslicher Befchäftigungen hier zu v0llPcändigen Genres
und Landfchaftsbildern entwickelt haben, ziehensfich im Brevier Grimani nicht
allein als Randverzierung um den Kalender, fondern füllen auch stets eine
ganze Seite gegenüber. Beim Januar f1tzt ein vornehmer Herr bei Tafel, ums
Derselbe zu
1858, s. Z.
II Pf2zcJzczJsZ, Arc11ives des arts, sciences et 1ettres, I. s6rie, T. I J 13.
crx7JczZmJUZZcs S. CcClI. JJx17s2m, im Archiv für die zeichnenden Künste, IV,
2J IIofbib1i0thek Nr. 27o6.
3J BeIkritten von J. PP2scrZe, Beffroi 1I, S. 214.
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