Die Blüthezeit der
ita1ienifchen Malerei.
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Fontainebleaucc bilden, würde man sie einfach zu den frühsten Manieristen
Italiens rechnen.
Zuerst berief Franz I. im Jahre 15301J jenen Meister XojJo aus Florenz, Rom,
dessen italienische Zeit schon oben is. 23iJ geschildert worden ist. Als Dekos mk1:Jiii.k.
rateur hatte Rofs0 sich bereits I 5I2 in Florenz, als er die Dekoration für den
Einzug Leo7s X. zu machen hatte, und 1524 in Rom bewährt, wo er die Kas
pelle Cefi in S. Maria della Pace ausfchmtickte. Einen Dekorateur aber suchte
Franz I. in erster Linie. Er liess das alte Sch1oss zu Fontainebleau umbauen
und vergrössern und gebrauchte geschickte Meister, um es mit zugleich königs
lichem und künstlerifchem Glanze auszustatten. Rosso wurde die 0berleitung
der ganzen Dekoration anvertraut; und er schuf nicht nur die Gemälde, fons
dem auch die reichen plastifchen StuckosUmrahmungen und anderen Verzies
rungen, welche dem Inneren des Schlosses von Fontainebleau 2J feinen Charakter
geben. Von den Fresken, welche er hier gemalt, sind die meisten später sein; Des.
wieder zerstört worden; nur die grossen Gemälde der Galerie Franz I. werden, 1iTikiiTi2iI2YxiY
fo weit sie erhalten sind, mit Ausnahme der von Primaticcio gemalten Danae,
mit Recht auf feine Rechnung gesetzt. Allerdings soll zuerst nach Roffo7s
Tode Primaticcio sie ijberarbeitet, dann im vorigen Jahrhundert einer der Van
Loo sie überma1t haben; und neuerdings haben Couder und Alaux sie restaurirt;
aber nach dem Eindruck, den der Verfasser von ihnen empfangen, unterscheis
den sie sich durch ihre kräftigere, vo1lere Formensprache doch noch immer
vorthei1haft von den viel manierirteren Arbeiten feiner Nachfolger in Fontaines
bleau. Es sind zwölf grosse Bilder, welche uns theils allegorischshistorifche
Darste1lungen aus dem Leben Franz I., theils scenen aus der alten Mythologie
vor Augen führen. Hervorzuheben sind: die Al1egorie der Vertreibung des
Lasters und der Unwissenheit durch den König, der seesturm, welcher als Ans
fpielung auf das durch die Schlacht bei Pavia gefahrdete staatsfchiff aufges
fafst wird, die Erziehung des Achilles, der Kampf zwifchen Kentauren und
Lapithen, der Tod des Adonis und Venus mit Amor. Von den 0e1gemälden ssik2en02i.
der französischen Zeit Rofso7s ist nur noch die hochpathetische, aber farbens seminis.
kalte Beweinung Christi im Louvre zu Paris zu nennen; auch hier erscheint er
ganz als miche1angelesker Manierist, aber auch hier nicht ohne Wucl1.t und
Kraft. Rosso war der verwöhnte Liebling Franz I.; er hatte fein Haus in Paris
und feine Gemächer in Fontainebleau; er 1ebte.wie ein Fürst; er erhielt als
Pfrijnde das Kanonikat der Sainte Chapelle zu Paris; er war der allmächtige
Mann im französischen Kunstschaffen jener Tage. Gleichwohl nahm er sich
154I selbst durch Gift das Leben. Der An1afs dieser tragifchen That wird sein Ende.
verschieden erzählt; aber die Thatfache wird nicht bestritten.
Schon im Jahre I 531 bat Franz I., da Rosso die Arbeit nicht allein bei
wä1tigen konnte und seine zahlreichen französischen und italienischen Gehü1fen
deren Namen nicht in die Kunstgeschichte gehören, nur handwerksmässige
II In der Regel wird iiberfe11en, dafs Lz2zw7Ze fe1bA: das Datum I532, welches der erste Band
feines Buches brachte, im zweiten Bande Cp. 752 O durch neue Dokumente beric:11tigt hat.s Daks
über, dafs der König den R0ffo berufen, vgl. man übrigens Panz JMmi2 in der Histoire des peintreS,
Ec01e f1orentine, Paris 1876, Roffo, P. 4.
2J Z,z Käse Dass: Le tresor des mervei1les de la mais0n koya1e de Fontaineb1eau, Paris I642.
J. IZczw2iZ: Le palais de Fontaineb1eau etc. Paris I852.
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