Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

Texti1e Kunlk 
niaturmn1erei 
und 
F1andern. 
Malerei. 
Franzöf1fc11e 
kommen in den Rechnungen des IIofes Am; JZzZ7z oder D;sim, .7E7M Eis PW. 
           
IXIXs1JcsZrz7zZ, der den zweiten Band der in Brüsfel bewahrten Chronik des Henneg3U 
ausgemalt hat, vor. Die Namen, die wir kennen, nützen uns aber.kunsts 
gefchicht1ich nicht viel; nur selten können wir fie mit erhaltenen Codices in 
Beziehung setzen, und bei den eigentlichen Meisterwerken der Schule find die 
Urheber nicht ermittelt. 
Hatte früher die Miniaturmalerei der franz6f1fchsflandrifchen Schule  
Auffchwunge der Tafelmalerei vorgearbeitet, fo ist jetzt letztere die bestimmende 
Kunst. Die 0eltechnik ist freilich für die Illuminirkunst nicht verwendbar, 
diese bleibt bei der Malerei in Deckfarben auf Pergament, die sie bei starkem 
Impasto mit grosser Feinheit und Leichtigkeit, ja bei dem kleinen Mafsstabe 
f0gar in einer gewissen Breite handhabt. Bei aller Sättigung, Klarheit und 
feinen Modellirung ist doch die Kraft der Farbe und deren Verfchmelzung 
nicht in dem Masse erreichbar wie in der 0elmalerei. Die landfchaftliche 
Darstellungswe.ise, welche überall die Hintergrunde ausbildet, wird auch M 
diefem Kunstzweige herrfchend; auch die Illuminat0ren machen Fortfchrittc 
in der Linienperspective, obwohl fie bei ihrer mehr handwerklichen Richtung 
felten ein so festes Wiffei1 haben wie die Maler; doch der LuftperfpeCkIVC 
wurden, sie nur in geringerem Grade Herr. AuSfuhr1ichlceit der Schilderung; 
indivicluelles Leben, reizv0lle Behandlung des Beiwerks, forgfame Durehbildung 
des Coftümes und der Geräthe sind auch in Bilderhandfchriften Regel. 
Wenn die Auffassung religiöfer Gegenstände diefelbe ist wie in den Staffeleis Geg:I;kääUde 
bildern, und wir die gleichen Motive wie in diesen wiederfinden, so hat die Auffassung. 
Miniaturmalerei dafür ein viel weiteres Feld. Nicht nur in den Dedicationss 
bildern, welche die Ueberreic11ung des Buches an den fürstlichen Besteller 
veranfchaulichen und oft mit besonderer ZiCrlichkeit ausgeführt sind, f011dSkl1 
auch in den zahlreichen 1llustrati0nen der Chr0niken, Romane, Erzählungss 
biicher entfaltet sich die ausführlichste Schilderung des gegenwärtigen Lebens. 
Da kommen Kampf, Belagerung, Flucht, Reife, Hofleben, Fest und Schmaus, 
ernste Berathung, Strafe, Hinrichtung, Zweikampf, Leiehenfeier, Hochzeit, Aue 
irgend denkbaren Ereignisse und Abenteuer vor, und überall find diefe1ben 
durch Costum und Umgebung in die eigene Zeit des Künftlers verfetzt. W8k 
schon in der Tafelmalerei das traditionelle 1dealcostüm nur den heiligsten 
Perfonen geblieben, so ist hier um so mehr Gelegenheit, den ganzen Luxus 
und die M0delaunen der Zeit auSzubreiten, die Jaquette und die engen Beins 
kleider der Cavaliere, die ceremonielle, lange Houppelande mit ihren D0pp61s 
ärmeln, die abenteuerlichen Kopfbedeckungen, die Schnabelfchuhe, die Schlepps 
kleidet, die engen Leibchen der Damen und ihre hohen Hennins, jene HaUbe11 
in Zuclcerhutform, um welche der Schleier künstlich gelegt ist. S0 CkfChCIUeU 
nicht nur die Leute in Romanen, die etwa zu Karls des Grofsen Zeit spielen: 
fondern auch die Helden von Troja und die alten Römer. Das röl11ifChC 
Forum ist von fpätgothifclien Gebäuden eingefchlosfen; eine Uhr mit GewIC11k8U 
hängt an der Wand des Gemachs, in dem Hannibal tafe1t; Caefar und Kleos 
patra treten einander in eleganter burgundifcher Hoftracht gegenüber. Paris, 
der fein Urtheil über die drei nackten Göttinnen abgeben soll, Hebt M Voller 
ritterlicher Rüstung da, während Mercur, mit Barett und langer H0UpPe19snde1 
	        
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