778
Viertes Buch.
AbtheiIung.
sein Stil. lich durch Ferramola, fpäter offenbar durch Romanino gebildet, entwickelte er,
vielleicht ohne direkte Beeintluffung durch die Venezianer, den brefcianifchen
Stil zu hoher und eigenartiger Schönheit und Kraft. Seine Thätigkeit fcheint
fo gut wie ganz auf Brefcia befchränkt geblieben zu fein; und ausser einigen
vorzüglichen Bildniffen hat er hier nur re1igiöfe Darstellungen, hauptsächlich
grofse Altarbilder gefchaffen; aber gerade feine Altarbilder gehören durch die
breite, elegante Schönheit ihrer Linienführung, durch den Adel ihrer Ges
ftalten, durch die weihevolle Innerlichkeit ihres Ausdrucks und durch ihre
ungemein anziel1ende Farbens7timniung, in welcher die frifcheste Klarheit der
Lokalfarben von einem ganz wahren, kühlen Lichtton getragen und von einer
tiefempfundenen Harmonie zufammengehalten wird, zu den fchönsten der
VVelt. M0retto fchlägt Farbenakkorde an, die nur ihm eigen find, die aber
gerade unfere Zeit fo fympathifch berührt haben, dafS sie ihn, zumal da er
mit jenen Eigenschaften eine grofse Gediegenheit der Technik verbindet, zu
JhsH;;Y:is ihren ausgefpr0chenen I.ieblingen zählt. In einigen Bildern, die der Frühzeit
des Meisters zugefchrieben werden können, O zeigen feine Eigenheiten fich noch
Ui3i1;ci:;cia nicht in voller Entwicklung; aber fchon 152I, als er neben R0manino in S.
iiks. 0i0v. Giovanni Evangelista zu Brescia malte, fehen wir den 23jährigen Jüngling ganz
Engl. im Fahrwaffer feines I3 Jahre älteren Gefährten. Von Moretto7s Hand find
hier vornehmlich die Leinwandbilder, welche den Propheten Elias in der Wüste,
die Mannalefe und das letzte Abendmahl darstellen. Die zwanzig Jahre
zwifchen I52I und I54l zeigen uns den Meister dann auf gleichmäfsiger Höhe
feiner Schaffenskraft, wogegen nach I541 fein Ton fchwerer wird, röther in
den Fleifchtönen, leblofer grau in der Gefammtstimmung. Nach und nach
fchmückte er eine grofse Anzahl von Altären feiner Vaterstadt mit feinen Ges
mälden; und wenn auch einige von ihnen an auswärtige Sammlungen verkauft
wurden, andere in die Galerie von Brefcia übergegangen find, fo bilden die
Kirchen Brefcia7s doch immer noch das bedeutends7te M0rettosMufeum. Alle
Bilder des Meisters, welche f1e enthalten, aufzuzählen, würde hier zu weit
führen. Es fei nur bemerkt, dafs die Kirchen und Sammlungen Brefcia7s zuss
fammen noch etwa Ho grofse Gemälde feiner Hand besitzen, von denen allers
dings etwa zo weniger in Betracht kommen, weil fie sich in zu fchadhaftem
Zustande befinden oder nur als Werkstattsbilder anzufehen find. Von den
Kirchen möge man vor allen S. Giovanni Evangelista, S. Clemente, S. Maria
delle Grazie und SS. Nazaro e Celfo aufsuchen. Hauptbilder Morett07s find
hier skder bethlehemitifche Kindermordkk in S. Giovanni Evangelisl:a, die grofss
in ss.Ns2. 8kkkg6 ssHimmelfahrt Marias: in SS. Nazaro e Celfo, die iiGlorie der hl. Mars
;,,Vs,CiZ3JZz. garethau in S. Francesco, die psMadonna mit dem hl. Nilcolausa in S. Maria
del Miracoli, die :sMadonna mit dem hl. Clemensci in S. Clemente, die isGlorie
de1zJlEJF1EJdes hl. Antoniusck in S. Maria delle Grazie. Unter den Altarbildern Morettols
in brefcianifchen Sammlungen ragen die Darsiellungen aus der PetruSlegende
im bifchöHichen Palaste, in der fkädtischen Galerie aber die Madonna in den
B7skCj8iss Wolken mit der hl. Agnes und den beiden knieenden Bifchöfen und der
vChristus in Emmauscc hervor. Von den übrigen ita1ienifchen Sammlungen
in d. i3keka, besitzen die Brera zu Mailand eine Madonnendarftellung mit drei Heiligen, die
.LemmZief: a.
Vgl.
.445s