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Wertes Buch.
II. Abthei1ung.
mit den lcnienden Stiftern und München im Bogenfelde am iiCarmineck noch zu
erkennen. Dagegen haben sich sehr charakteristische, mit des Meisters Namen
und der Jahreszahl 15I4 bezeichnete Frcsken und die um I5I8 in Tempera
ausgeführten 0rgelflügelbilder in S. Maria zu Lovere erhalten. Als eigentliche
Cinquecentisten Brescia7s stehen zunächst Savoldo, Romanino und Moretto
als ein Künstlerkleeblatt da, auf welches jede Stadt stolz fein könnte.
Siwo1do. Ganz CjwZm2s2c2 Fr1k2r2Za7c2 muss der älteste von den dreien gewesen fein, da
sein Lcbcg.P. Aretino ihn 1548 in einem feiner Briefe1J als nallzualtcc schildert. Er soll
guter Familie Brescia7s entsprossen fein, feinen ersten Unterricht bei Ferramola
erhalten, sich dann aber in Venedig unter dem EinHusfe der dortigen grossen
Meister ausgebildet haben. Merkwürdigerweise erscheint er I 508 als Mitglied
der Gilde von Florenz; aber fein Aufenthalt daselbst kann nur ganz kurze Zeit
gedauert haben. Im Jahre 1521 wohnte er in Venedig und wurde von dort
nach Treviso berufen; in Venedig wird er auch 1548, als Aretino jenen Brief
sein siii. über ihn fchrieb, wohl noch ansafsig gewesen fein. Sav0ldo ist uns, obgleich
Aretino auch feine Freskotechnik rühmt, lediglich als Stasfeleimaler bekannt.
Seiner Formengebung im einzelnen pflegt das individuel1e Leben, wie feinen
Köpfen der höhere Ausdruck zu fehlen; aber feine Kompositionen sind wohls
gebaut, und als Kolorist ist er trotz alles venezianischen Einflusses von eigens
thüinlicher, echt brefcianischer Kühle, schwärzlich in den Schatten, grau in den
Mitteltönen, dabei aber reich und saftig und keineswegs stimmungslos. Er
liebt es, die Landschaften feiner Hintergrunde mit leuchtenden Abendstimmuns
gen oder mit hellen Lichtwirkungen anderer Art auszustatten; und gerade diese
landschaftliche Seite des Meisters ist eigenartig und wirkt eminent modern.
Sehr häufig find feine Bilder nicht. Weitaus das herrliehste derselben, welches
durch die tiefe und doch kühle Leuchtkraft feines Kolorit8 sofort die
Blicke auf sich zieht, ist die Darstellung der Madonna, wie sie den heiligen
Petrus, Paulus, Hieronymus und Dominikus erscheint. Dieses Bild, welches
seine i3iidck die Bezeichnung des Küiistlers trägt, stammt aus der Dominikanerkirche zu
iud.13kcks,Pesaro und schmückt jetzt die Brera zu Mailand. Von ähnlicher Wirkung
i.däJF2isu,Hnd Savoldo7s Transfigurationsbilder in den Ufsizien zu Florenz und in der
äm;2x2iszEis2, Ambrosiana zu Mailand. Am lebhaftesten aber kommen die besonderen Effekte
ask des Meisters in feinen Darstellungen der heil. Nacht, z. B. in der Turiner Gas
II lerie, im Pal. Pitti, zu Hampton Court und in der Galerie zu Brescia zur
in ZsZkMCs;,1, Geltung. Die Berliner und die Londoner Galeric besitzen von seiner Hand
II 1Es,ssf,F,;, die beiden gleichen Darstellungen der Halbsigur eines schönen jungen Mädchens
is i3skii2, mit rothem Kleide und brauner Mantille; doch nur das Berliner Bild trägt die
km Namensinschrift sdes Meisters. Auch die I.ouvregalerie besitzt ein bezeichnetes
Bild von Sav0ldo: das Bildniss eines Ritters, der von Spiegeln umgeben und
daher von allen seiten sichtbar ist.
c;ik0i:2kz.0 Der zweite Hauptmeister der Schule von Brescia ist 67iwZzz;;zo Ä7wJizzJzi72i2,
RomMm0i welcher nicht, wie bisher angenommen wurde, in dem bergamaskischen Dorfe
Romano, aus dem allerdings feine Vorfahren stammten, sondern etwa l485 in
Wkhmg. Brescia selbst geboren wurde,2J hier durch Ferramola oder Civerchio seinen
1J Abgedruckt bei l7277rzwZi a. a. O. P. 23os23I. o:0nc1e E peccalo il pur troppo n1ai.ur0 deI
s11oi anni in la vitac:.
2J FmczmZi a. a. U. P. 201sss202. Ueber ihn auch Les22zoZicsZ7 a. a. O. S. 445ss449.