DritteS Buch.
Abt11eilung.
Zweiter
Abfcl1ni tt.
Hofes noch überbotcn. Die Bibliotl1ek Philipps des Guten war bald die
erste in der Welt; fortwährend wurde für die Herstellung neuer, mit dem
äussersten Luxus ausgestatteter Handschriften gesorgt. Noch ist viel von feinen
Bücherschätzen in der Bibliotheque de Bourgogne zu Brüssel vereinigt, aber
auch andere Bibliotheken, namentlich die Hosbib1iothek in Wien, enthalten
Bücher, die in feinem Auftrage entstanden waren. Auch fein Sohn Karl der
Kühne liess Bilderhandschriften herstellen, ebenso dessen Gemahlin Mars
garetha von York, ferner Philipps natürlicher Sohn der Bastard Anton
von Burgund, dann Karl von Croy, Graf von Chimay, dessen Namenszug
auf manchem kostbaren Codex jener Zeit vorkommt, und andere vornehme
Herren des Hofes. Ausserdem war die flandrische Miniaturmalerei auch in
fremden Ländern gesucht.
z. Als man in neuerer Zeit an diesen Bilderhandschriften kunsthistorischeS
Interesse zu nehmen anfing, beging man bei ihrer Würdigung den Fehler, in
solchen Arbeiten die Hand bekannter grosser Meister wiederfinden zu wollen;
auch VVaagen hat sich von dieser Neigung beherrschen lassen. Aber in keinem
einzigen Falle erwiesen sich solche Annahmen als berechtigt und begründet.
Wir haben keine Miniaturen von der Hand der Arm EJJcJe, des JZx2gzk;s Arm der
IXIJqJJze7xs7z oder Mm2JzJ2c, schwerlich hat einer von ihnen jemals in dieser Technik
gearbeitet. Malen und Illuminiren sind gefonderte Gewerbe, obwohl die Grenze
nicht immer ganz scharf gezogen ist und mitunter Ausnahmen vorkommen.
So malte si;7Zwz Jtlzzmzfmz zu Valenciennes, gestorben I489, ein Meister, dessen
Werke leider für uns versch0llen sind, nach dem Wortlaute seiner Grabschrist
vBücher, Schildereien, Capellen und Altärecc. Miniator scheint er in erster
Reihe gewesen zu sein, als der vFürst der Illuminirkunsta wird er in der vCous
ronne Margueritiquecc erwähnt, nachdem Jan van Eyck als der König der
Maler gefeiert worden, und dabei geht aus urkundlichen Nachrichten hervor,
dass Marmion ebenso gut, wie ein Brevicr für den Herzog, auch Bilder für
stadthäuser und Kirchen und decorative Arbeiten für Festlichkeiten auss
führte O.
Meistens bildeten die vVerlichterscc CIlluminatorenJ mit den übrigen Hands
werkern, die mit der vLibrariecc zu thun hatten, den Schreibern und Buchs
bindern, eine gemeinsame Korperschaft, wie in Brügge Z. B. eine solche am
27. Juni I457 gegründet wurde VI. In zahlreichen für den Herzog und andere
Persönlichkeiten des Hofes hergestellten Büchern finden wir Dzz72irZ xHl7szFx72Z, in
anderen Kam: Jl17zkZz2z als Schreiber genannt, was vielfach durch Rechnungen
bestätigt wird. Aber wenn auch gelegentlich einer von ihnen für das Ans
fertigen von Bildern ChistoiresJ in diesen Büchern bezahlt wird, so scheinen sie
doch keine eigentlichen Illuminatoren gewesen zu sein, und auch das schreiben
werden sie kaum ganz mit eigener Hand besorgt haben, da sie mehr zu thun
hatten, namentlich auch als Uebersetzer aus fremden Sprachen thätig waren.
In ihnen haben wir die Geschäftsleute, die Unternehmer, aus deren Werkstätten
die kostbar ausgestatteten Bücher hervorgingen. Als eigentliche Illuminatoren
II Comte L. .cZz LzzzIwrJe, a. a. O. ll,
Cw7w U. Cz17JczZmJyZZrZ P. CCXXXIX.
2J Beffroi N, S. 25I.
und verschiedentlich,
XXVII
Pip2tl;cUsZ