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Viertes Buch.
Abt11ei1ung.
c;2k2kiH2 jenige der Caterina Cornaro, welches er I 542 gemalt, berühmt und wurde oft
Lamm. kopirt; ob das Exemplar der Ufsiziengalerie das Original ist, müffen wir einsts
nie T0chk7k weilen dahingestellt fein 1affen. Ein treffliches Mädchenbildnifs besitzt die
Galerie in der anmuthigen Darstellung des Töchterchens Robcrt0
Strozzi7s. Die fchönstcn weiblichen Bildniffe aber, die der Meister in der
zweiten Hälfte feines Lebens fchuf, waren diejenigen feiner fchönen Tochter
Lavinia. Im vollsten Glanze jugendlicher Schönheit malte er sie, mit zurücks
gebeugtem Kopfe, auf den emporgehobenen Händen eine Schüffel mit
in 1:2k1i.2. Früchten tragend. Das fchönste Exemplar bef1tzt die Berliner Galerie; auf
dem ebenfalls eigenhändigen Exemplare beim Lord Cowper trägt sie ein
in Schmuckkäftchen statt der Fruchtfchijffel, auf demjenigen der Madrider Gras
lerie, welches übrigens eine fremde Hand zeigt, sind die Früchte gar durch
das Haupt Johannes des Täufers ersetzt. In anderer Haltung, mit der linken
Hand ihre Schleppe aufraffend, mit der rechten einen Fächer haltend, erfcheint
i11Dkssdek2.1ie auf einem fchönen Bilde der Dresdener Galerie CNr. 256J,s welche in der
weJixkHk12;,kHd. weifsgek1eideten blonden Dame CNr. 255J, die nach Morelli1J diefelbe Lavinia
Hin; in jüngeren Jahren darstellt, und in der vornehmen Dame im Trauerkleide
M Dresden. LNr. 253J noch zwei andere ausgezeichnete weibliche Bildniffe Tizians bef1tzt.
sengt. Auch sich felbst hat der Meifter zu wiederholten Malen dargeftellt: fchon
www fechzigjährig erfcheint er in dem ausdrucksvol1en, leider arg übermalten Kopfe
Wiener Galerie, in noch vorgerückterem Alter, fchon graubärtig und mit
der goldnen Ritterkette gefchmückt, tritt er uns auf dem fchönen Bilde der
in 1:.,k1jk,, Berliner Galerie entgegen; ganz ähnlich auf dem Bilde der Uff1zien, deffen
NsUWiens Eigenhändigkeit nicht ganz unzweifelhaft ist. Endlich malte er sich, abgefehen
von feinen Bildniffen auf dem Altarblatte Zu Cad0re und auf jener letzten
Pietä in der Akademie zu Venedig, als achtziger noch einmal; und diefes
in 1v1:2dkid. meisterhafte Bildnifs hat sich in der Madrider Ga1erie erhalten.
T1ä2i3nss Tizian war ein fchöner Mann von grofsen, offnen, regelmäfsigen Zügen,
n ei mit feurigem Auge. Zähigkeit, Klugheit und fcharfe Beobachtungsgabe
fprechen aus feinem Antlitz. Er war ein feltenes Beifpiel eines gefunden
Geistes in einem gefunden Leibe. Wie lange er fein hundertPces Lebensjahr
noch hätte überdauern können, können wir natürlich nicht fagen; aber wir
wiffen, dafs nur ein von aufsen kommendes Uebel feinem Leben ein Ende
machte. Am 27. August I576 raffte die Pest, die damals Schrecken in Venedig
verbreitete, ihn dahin. In feierlichem Gondelzuge wurde er zur Frarilcirche
gebracht und in der Nähe feines fchönsten Altarbildes, der Madonna des
Haufes Pefaro, zur ewigen Ruhe gebettet.
Ti2iak2ss Vafari fagt 2J: x:Wenn f1ch auch viele, um zu lernen, bei Tizian aufges
Schüler. halten haben, fo ist die Zahl derer, die wirklich feine Schüler genannt werden
können, doch nicht grofs; denn gelehrt hat er nicht viel. Jeder hat viel oder
wenig von ihm gelernt, je nachdem er es verstanden, aus Tizians Werken zu
nehmen.cc In der That waren die meisten jungen Leute, welche in feiner
Werkstatt arbeiteten, mehr feine Gehülfen, die er ausnutzte, als feine Schüler,
denen er mittheilte. Daher erklärt es f1ch, dafs eine Reihe folchersKünstler,
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2J Es. MfZayIeJZ: V1I,
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