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Viertes Buch.
Abthei1ung.
Die1i1agdusl1aaIses umwallten Magdalena, deren Original der Pal. Pitti besitzt, dem Jahre
in; P.TiYa1sikki. I53I an, während die in der Eremitage zu Petersburg befindliche ganz veräns
Dl1Tk,1:lITIa. dertc Wiederholung dieses Gegenstandes, welche die reuige sünderin halb bei
PeEF;TT,3IFek kleidet, mit Buch, Todtenkopf und Salbfläfchchen ausgestattet, noch ausdruckss
voller schmerzensreich gen Himmel blickend darstellt, dreissig Jahre später
DekTemp7.k. entstanden ist. Ein Hauptbild Tizians aus dem ersten Jahrzehnt dieser Epoche
iZTiLTliiT;T. ist sodann die grosse Darstellung des Tempelgangs Maria, ursprünglich als
ZU Venedig. Wandbild, in welches unten rechts und links Thüren hineinschnitten, für die
Carita zu Venedig gemalt, jetzt eine Hauptzierde der in demselben Gebäude
untergebrachten Akademiesammlung, ein Riesenbreitbild von grossartig dek0s
rativer Komposition, deren Mittelgrund eine gewaltige Renaissancearchitektur
beherrscht. Prächtig sind auch die einzelnen Gestalten, charaktervoll die eins
zelnen Köpfe; der Hauptreiz des Bildes aber besteht in dem rauschenden Zus
sammenklang seiner Linien und Farben. Verwandter Art ist das berühmte
1FLi:gAc2k:kicFk1is grosse Bild der vAusstellung Christicc von I543 in der kais. Galerie zu WVien,
;;s;cL;1äJ1käT; welche Z. B. auch noch eine schöne späte i1Grablegungcc besitzt, während
die vBeweinung Christiy mit des Meisters Selbltporträt, die er unvollendet
ck,kiskzhinter1iess, wieder zu feinen interessanten Werken in der Akademie zu Ves
Yi.dHT,TTFsJnedig zählt. Von seinen Gemälden im Louvre zu Paris stammt das kleine
Hieronymusbild noch aus dem Jahre I53l, die schöne Darstellung Christi
in Emmaus aus dem folgenden Jahrzehnt, die iiDornenkrönung Christici
DlE,E,IsZ;n. aus feiner besten spätzeit. Noch später aber ist die vDornenkrönungu der
If; Münchener Pinakothek, welche, breit und geistvoll hingestrichen, von tiefeinheits
k;fJZHsZ,Ie,JFJ licher FarbenPcimmung bel1errfcht, den neunzigjährigen Meister auf der Höhe
PWk0IhEks seines Altersstils zeigt. Die meisten religiösen Bilder seiner zweiten Scl1assenSs
spare Bik1e1speriode muss man erklärlicher Weise noch heute im Madrider Museum und
im M2dki212k im EScorial aufsuchen. Von seinen Madrider Bildern seien noch die beiden
Mufeum auf Schiefer gemalten Darltellungen des Schmerzensmannes und der Schmers
zensmutter, noch eine pGrablegunga, eine pompöfe späte vAnbetung der Kös
und nigecc und die leider verdorbene Darstellung Adams und Eva7s hervorgehoben;
im Escs:ki21. unter den Escoria1bildern ragt Tizians gewaltiges, lebensgrosses Gemälde des
letzten Abendmahles hervor, welches seinen späten Stil in prächtigster Ents
faltung zeigt.
NIylHI;c;log. Neben den religiösen beschäftigten mythologiscl1e Aufgaben den Meister
nc1isjHgckx. seit dem Jahre 1530 noch mehr, als früher; und hauptsächlich reizten ihn oder
seine Besteller die üppigen Liebesgeschichten der alten sage, die ihm Gelegens
heit gaben, unbekleidete Schönheit in ihrem ganzen Liebreiz zu zeigen. Von
den sog. Venusbildern, den Darstellungen nackter, auf weichem Ruhelager hins
gestreckter schönen Frauen, von denen wir bereits einige kennen gelernt haben,
halten wir auch die nMadrider Venus:i, auf die wir daher später zurücks
kommen, für eine genrehafte PorträtdarPcellung ohne mythologischen Gehalt.
d13rieUYHY;i; Dagegen ist das schöne Weib der UfHziengalerie CNr. IIo8J durch die Gegens
.wart Amors, dessen Einflüsterungen es lauscht, in eine mythologische Region
entrückt; und als eigentliche Venus erkennen wir auch die schöne, von
12ukfg2k Amor bei der To1lette bediente Frau auf dem leider verdorbenen Bilde
iiZiiiTIiis.ZfJ der Petersburger Eremitage. 0ester hat die Darstellung von ssVenus und
ZFIZ1TXFZEFAdonisa den Meister beschäftigt. Die 0riginalskizze zu diesem schönen, oft