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Vierf.cs Buch.
Abt11ei
lang.
die Schlacht bei Cadore gemeint hatte, in welcher die Venezianer I508 einen
Sieg über die kaiferlichen Truppen erfochten. Um es aber mit dem Kaifer
nicht zu verderben, liefs man die Unterfchrift fort und fprengte aus, Tizian
habe die Eroberung von Spoleto durch die kaiferlichen Truppen dargestellt.
Auch dieses grofsartige Gemälde ist I577 mit: verbrannt. Dafs es aber in
glänzendster VVeife bewies, in wie hohem Grade Tizian, wenn er wollte, die
meisten feiner Landsleute an lebendigbewegter hist0rifcher Komposition übertraf,
davon überzeugen uns ein Stich Fontana7s, eine von anderer Hand kopirte Fars
benfkizze der Uff1zienfammlung zu Florenz und die Nachzeichnung von Rus
bens7 Hand in der Albertina zu VVien. Das Hauptmotiv ist ein Kampf um
eine Brücke, wie in Raphaels Konftantinsfchlacht. Ein stürmifches Regens
Wetter giebt die atmofphärifche Stimmung zu dem wilden und doch klar und
fch1icht gehaltenen Getümmel. Das letzte derartige Gemälde, welches Tizian
für den Dogenpalast fchuf, war das Votivbilcl für den Dogen Grimani, welches
C133H:3i er fchon I555 in Angriff nahm; weil es aber erst nach dem Tode des Meisters
imD0g2:1. übernommen wurde, entging es dem Brande des Jahres I577 sFig. 4I8J. In
Fahne. der Mitte fchwebt die weibliche Gestalt mit dem Riefenkreuze, welche dem
Bilde den Namen vLa fedea, der Glaube, eingetragen hat. Die Erfcheinung
anbetend, kniet rechts vorn am Strande der Lagune, über welche der Blick
auf die Stadt Venedig fchweift, der Doge mit feinen Begleitern, während links
der hl. MarlcuS mit feinem Löwen steht. Es ist ein Bild, welches im Vortrag
wie im Kolorit den Altersftil des Meisters in eharakteriftifcher Ausprägung
D;FjH2E1Fc21. zeigt. Der reifsten Zeit Tizians, den vierziger Jahren, gehören dagegen die
s. spiki:0. prächtigen Deckenbilder an, welche er für S. spirito gemalt hatte, jetzt aber
S. Maria della Salute fchmücken; und diefes vOpfer Abrahamscc, diefer vBrus
dermord Kainscc, diefe 27Erlegung Goliathscc reil1en f1ch den gewaltigsten und
Die Decke bewegtesten Kompositionen des Meisters an. I11 feine letzte Lebenszeit ends
df2iviii2ii2lZiTd.. lich führt uns das Mittelbild der Decke der Markusbib1iothek zurück, welches
:;die Weisheitcc, ruhig sinnend auf einer Wolke gelagert, darstellt.
Von den grossen Altars und anderen Staffeleibildern, welche Tizian wähs
rend der letzten 4o Jahre feines Lebens gefchaffen, können hier nur noch
einige hervorragende Beifpiele angeführt werden.
Iri7.iskns Unter den A1tarbildern, welche er noch in den dreifsiger Jahren des
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gemalt, ragen durch entfchloffene Behandlung und ergre1fende
J;:hgz3s1jäY:Fs1Gegenfatze in den Farben und in den .Charakteren die Darstellungen des Jungen
TobIas mit dem Engel in S. Marc1l1ano und des Patriarchen Johannes von
E1ik.xk2rm2ki0JAlexandrien mit dem Bettler in S. Giovanni Elimof1nario zu Venedig hervor.
Als charakteristifches Altarblatt der vierziger Jahre mag die Darftellung des
ins5J1M2xc112 Pf1ngftfestes in S. Maria della Salute genannt fein. Zu TiZians Hauptbildern
, der fünfziger Jahren gehört, aufser. der herrlichen Gestalt Johannes des Täufers
is 212kzzk2. in der Akaclemie, vor allem die berühmte Darstellung des Martyriums des hl.
is TiTiniFrk.;. LorenZ in der Jefuitenkirche zu Venedig. Hier gestaltete der Meister die prächs
zuteiF1TIIT.i1;ez, tig realistifcl1e Komposition zu einem Nachtftücke, welches die Zufchauer und
Henker unheimlich von der Gluth der Scheite unter dem Rofte bestrahlt zeigt.
im EMM Eine spätere, etwas veränderte, eigenhändige VViederholung diefes Prachtwerkes
is S. ss1v2T hängt noch in der Escor1alk1rche. Den sechziger Jahren gehören z. B. die vVcrs
zu xFTi,Tdig.1cläirt1nga und die vVerkündigungck in S. Salvato.re zu Venedig an.