Bliithezeit der
Die
Malerei.
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in die Schranken Zugleich dauerten feine Beziehungen zu den H6fen von
Ferrara und Mantua aucl1 nach dem Tode der alten Herzöge fort; die Bei
ziehungen zum Hofe von Urbino kamen hinzu; ja, I545 befuchte er, vom
Herzog Guidobaldo von Urbino geleitet, die ewige Stadt als Gast des Papites
Paul 1II. Am mafsgebendPcen für das Gepräge der zweiten Hälfte feines
Lebens aber wurden feine Beziehungen zu Kaifer Karl V. und deffen Sohne,
dem fpanifchen Könige Philipp II. Seine erste Begegnung mit Kaifer Karl V;
fand wahrfcheinlich fchon 1530 bei dem Friedenss und Krönungsfefte in Bos
logna Hatt; aber erft nachdem er im Winter I532 auf I533 fein erftes Bildnifs
des Kaifers gemalt, lief.s diefer die volle Sonne feiner Gnade über den Meister
aufgehen. Schon im Frühling desfe1ben Jahres erhob er ihn unter dem Titel
eines Pfalzgrafen in den Reichsadel; und wenn Tizian feinen Wohnf1tz als
reicher, unabhängiger, aber unabläffig fchaffender Edelmann auch in Venedig
behielt, fo zog ihn der Kaifer doch oft genug an feinen eHof. Im Gefolge des
HerZogs von Mantua erfchien er I536 am kaiferlichen Hoflager zu Afti. In
den Jahren 1548 und I 5 so aber weilte er, vom Kaifer entboten, als Fürii: unter
Fürsten, aber auch als Bildnifsmaler unter Kunden, die ihn umwarben und in
Anfpruch nahmen, auf dem deutfchen Reichstage zu Augsburg.
Tizians Arbeitskraft vermochte nicht mehr allen Beftellungen allein zu
genügen. Die Ausführung mancher Arbeiten überliefs er daher ganz oderI,YZl1IhTssrZ,
theilweife feinen Schülern und Gehülfen, die wir kennen lernen werden. Aber
auch feine eigenhändigen Werke führte er jetzt nicht mehr alle mit gleicher
Sorgfalt aus, ja, felbft wenn er feine ganze Kraft einfetzte, fing er, auch hierin
bahnbrechend, jenes abgekürzte Verfahren an, welches mit m6glichft geringen
Mitteln die möglichst packende VVirkung zu erzielen ftrebt, jene Ma1weife mit
wenigen rafchen Pinfelitrichen, die, wie fchon Vafari bei diefer Gelegenheit
bemerkt,1J erft aus einer gewiffen Entfernung gefehen, aus diefer aber auch
um fo unfehlbarer, ein lebendiges und natürliches Bild giebt. Uebrigens ents
wickelte f1ch diefer Altersftil Tizians in Verbindung mit einer Auflöfung der sein,
leuchtenden Lokalfarben in einen innerlich glühenden, einheitlich bräunlichen AlMSM
Lichtton erst in dem letzten der drei Menfchenalter, welche er durchlebte;
die Bilder der erften Jahre diefer letzten grofsen Epoche feines Lebens find
noch gerade fo forgfaltig durchgeführt und fo frifch und faftig in der Farbe,
wieidie bisher befprochenen.
Fresken malte Tiziannun nicht mehr fe1bPc. Als er, faft 9o Jahre alt, den
Auftrag erhalten, die Kirche feiner Vaterftadt Pieve di Cadore mit Fresken F7e3kCns
zu fchmücken, fchickte er Schüler, welche f1e Cum I567J nach feinen Hands
zeichnungen ausführten. Dagegen fchuf Tizian noch eine Reihe dekorativer Fv;I;Y;3IFFr
XVands und Deckenbilder auf Leinwandgrund. Zunächit vollendete er in0e1.
I53I für den Dogenpalafi: das feiner Zeit hochberühmte Bild, welches den B:;Fqil8Htc;
Dogen Gritti, vom hl. Markus der Jungfrau empfohlen, darftellte, leider aber
beim Brande des Jahres I 5y7 unterging. Sodann führte er, von der Signoria
aufs empfindlichste gedrängt, 1537 endlich wirklich vdie Schlachta im gr0fsen 1JJIFiF1c1l:;1;t
Rathsfaal aus. Im Hintergrunde der grofsen Gebirgslandfchaft fah man TiZi2i11S sbsIIdss
Geburtsort Cadore; und in der That weist alles darauf hin, dafS der MSiH6k
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