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haben. II Für die folgenden zwanzig Jahre von TiZians Leben fehlt es an
Nachrichten. Erst I507 finden wir ihn, dreifsig Jahre alt, neben Giorgione bei ks91pcsij.1cckcsh;1cs
der Ausmalung der Faffaclen des Fondaco de7 Tedefchi beschäftigt. Ueber zkivseHTkiiiz.
feinen Entwicklungsgang bis zu diefer Zeit: find daher verfchiedene Anf1chten
möglich. 2J Nach unserer Auffaffung hat TiZian sich parallel mit feinen unges
fYkhren Altersgenoffen Giorgione und Palma Vecchio entwickelt. Dafs Giors
gione ihn mächtig beeintlufst, ist freilich unverkennbar; aber deshalb ist es
doch nicht nöthig, Giorgione7s Geburtsjahr willkürlich hinaufzuriicken und dies
sen zum eigentlichen Lehrer Tizians zu machen. Dafs von zwei Mitfchülern
und Freunden der eine tonangebend ist und den anderen in feine Bahnen mit
fortreifst, ist nichts ungewöhnliches. Tizian fcheint lich eben langsam, aber
sicher entwickelt zu haben. Entfprechend jener Meinungsverfchiedenheit wird
natürlich auch über die Datirung der Jugenclbilder Tizians gestritten. Einen
festen Anhaltspunkt bieten nur jene um I507 ausgeführten Faffadenmalereien
am Kaufhaus der Deutfchen. Giorgione fcheint den Auftrag erhalten, aber
Tizian herangezogen und ihm die der Merceria gegenüber gelegene Südfeite
überlaffen zu haben. Die Fresken, welche Tizian hier gemalt, waren schon im
vorigen Jahrhundert, als Zanetti3J ihre fchwachen Refte publicirte, fo gut wie
vernichtet; nur von der vJustitiau IZanetti tav. VII, welche einige für Judith
hielten, während Vafari die Frage aufwirft, ob nicht eine Germania gemeint
fei, find immer noch einige Spuren bemerkbar. Vom Augenblick der Vollens
dung diefer Gemälde an war Tizians Name auf Al1er Lippen. Doch beginnt
erst mit dem Todesjahre Giorgione7s, dem Jahre 15II, in welchem TiZian das
Alter erreicht hatte, in welchem Raphael starb, eine zweite, mittlerePeriode feines
Schaffens, indem er in diefem Jahre nach Padua berufen wurde, um dort einige
Freskencyklen zu malen; und da es bis jetzt nicht gelungen ist, die zwifchen PTc1ua.
l5o7 und I5lI entstandenen Bilder Tizians mit Sicherheit von den früher ges
fchaffenen zu fondern, fo betrachten wir zunächst alle Werke, die er vor I5Il
gemalt haben mufs, als Jugendbilder in einer gemeinfamen Gruppe. seiki,en5:1rc2k.
Sehen wir uns Zunächst nach Altarbildern aus diefer Zeit Tizians um, fo vor 15:1.
leuchtet uns, wenn wir von dem kreuZtragenden Christus in S. Roeeo Toben ge3.CI1Y1;icktcs;s
S. 722J und von dem Schmerzensmann in der Scuola di S. Roeeo zu Venedig
absehen, zunächst in der Sakristei der Kirche S. Maria della Sa1ute das urfprüngs lc1J;a5SivlI:31J::
lich für die Heiligengeistkirche gemalte Prachtbild des zwifchen den links 1zi1SisSsj1:1.
stehenden heiligen Cosmas und Damianus und den rechts stehenden heiligen Hi Hisk2Tdii3.e
Sebaftianus und Rochus thronenden Sankt Markus entgegen. 4J Verglichen mit
der Kompof1tion diefeS Bildes, welches den in der Mitte thronenden Haupts
heiligen etwas zur Seite fcl1iebt, erscheinen auch die freieften Beifpiele freier
Symmetrie bei Bellini noch streng und gebunden; und gegenüber der Wunders
2J Man vgl. Z. B. was LeJs72zoZ77;szJI die VVerke etc:., S. 22sss26, 42s44, 2ooss2o3 gegen die von
CJMw is. CcxszJzzJmJeZZc begründete Auffaffung der Jugendentwick1ung Tizians vorbringt. ZJemzz2Z:JeJJ
1äugnet fogar doch wohl ohne genügenden HGr1u1d daf5 Belli11i als Lehrer T izians aufzufaffen fei.
4J Von ZJemzz7Zik;zf a. a. O. s. 43 zu den ä1tePcen Bildern Tizians gerechnet, von cw7w ex. Tag
2JxzZmJzJZe, deutfc11, S. I22, ins Jahr 15I2 geletzt, nach des VerfaiTers Ansicht schon wegen gewisser
Ank1änge an Pisa der 1508 in Venedig arbeitete, bald. nach dickem Jahre entstanden.