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Viertes Buch.
Abthei1ung.
blühendes Fleisch mit perlenZartem Schimmer übergossen ist und ihr b1ondes
Haar sich wie Gold vom dunkelgrünen Grunde abhebt. Die ländlicher ges
in F;;x3seis:k kleidete vschöne Lautenspielerinck auf Alnwick Castle ist noch klar und fest
, gemalt; ganz die duftige, verschwimmende I.ichtmalerei der späteren Zeit
is i3ek1iki.Palma7s aber zeigt das schmachtende junge Mädchen der Berliner Ga1erie.
Hierher gehört denn endlich auch Palma7s bekanntes Bild, welches drei solche
blonde Schönen zu einem wahren Schönheitsdreiklang vereinigt neben eins
1;ikeUH;:i ander zeigt. vDie drei Graziena ist sicher keine richtige Bezeichnung, vdie
is Dk2sdck2. drei Schwestern:c auch keine verbürgte Benennung für dieses Bild, welches
sich jetzt in der Dresdener Galerie befindet. Der Reisende des I6. Jahrhunderts
fah es im Haufe des Taddeo Contarini in Venedig und nennt es einfach:
psdie drei Frauen, bis zum Gürtel, nach der Natur gemaltck.1J Leider ist es arg
verputzt; der Schmelz ist zum Theil verloren gegangen; aber der Zauber des
Ganzen ist vunverti1gbara.
LlJ;Fls;H0 Als Genossen und Freund Palma7s stellt Vasari uns Z.oJ2m,so Leim 2J vor,
einen viel gewanderten und vielgewandten Künstler, dessen Bedeutung erst in
SsEsLsbss1. neuerer Zeit wieder gewürdigt worden ist. Um I48o zu Treviso 3J geboren,
scheint er gegen Ende des Jahrhunderts mit Palma in Bellini7s Werkstatt thätig
gewesen zu sein. Nachweisbar ist er 15o5 in Treviso, von 1506ss1512 in der
Mark Ancona und in Rom, I513 in Bergamo, l5I4 in Venedig, I5I5c1524
abermals in Bergamo, spätestens seit 1526 wieder in Venedig, wo er jetzt an
24 Jahre seinen HauptsWohnsitz gehabt zu haben scheint, wenn er auch in den
dreissiger Jahren abermals in den Marken und I544 in Treviso war. Gegen I550
siedelte er ganz in die Mark über und lebte in Loreto, wo er sich und seine
H Habe der hl. Jungfrau geweiht hatte und von der Casa santa ernährt wurde.
Nach I F 55 aber fehlen alle Nachrichten über ihn. Seinem Wanderleben ents
wS;etj3fuJ;iH;L sprechen die stilwandlungen, die er durchgemacht hat. In seiner früheren
Zeit entschieden von Bellini beeinHusst, nimmt er um 1516 in Bergamo auf
einmal eine nervöse Beweglichkeit der Formen, eine Koketterie der Geberden
und ein verhaltenes Licht an, wie wir sie ziemlich gleichzeitig, aber eher später
und freilich konfequenter ausgebildet bei Correggio wiederfinden. Nach Ves
nedig zurückgekehrt, gerieth er auf Tizians Spuren und malte einige Bilder
von grosser Breite und Farbengluth. Manchmal aber lassen seine Gemälde
überhaupt eine innere Einheitlichkeit der. Auffassung vermissen, und schliesss
lich wurde er altersfchwach. Alles in allem ist Lotto jedoch wegen der Lebens
digkeit seiner Auffassung und wegen seiner manchmal glücklichen kol0ristischen
SMH;;i;iet Experimente ein interefsanter Meister. Auch war er ein produktiver Künstler;
iund da er die meisten seiner Bilder mit seinen Namen, viele auch mit der
Jahreszahl ihrer Entstehung zu bezeichnen pflegte, so liegt fein Entwicklungss
gang klar genug vor uns. sehr vie1seitig war er jedoch nicht. Ausser der
O x4mmfy2zk2 ZkJi2reZZicz7w a. a. O. P. 65.
2J fy. XII, TaJi; Vite de7 pjtt0ri etc. BergameSchi. Bergamo 1798. I, p. 1I6g13l. Ä. Eins,
Memorie storiche etc. della Marca de Anc0na, Macerata I834, 1I, P. 92 ff. CMwe A. C:27mZmJcJZe,
deutsch, V1, S. 561sss594. LemwZizf, Die Werke, S. 19sss20 u. 3lsss4l. G. F7iz2zmi im Giors
r1a1e d.Erudizi011e artistica, Perugia 187s, P. 67 Pf. ff. A. 7sJcJ22m7i.s L. Lotto in den Marke11. Im
Repert0riun1 II, s. 280ss297.
3J Ueber feinen Geburtsort vgl. man die Erörterungen in J1IiZzmef7s Vafari V, p. 249.