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Viertes Buch.
Abtl1eilu1
frühen Zeit des Meisters gehört auch das Bild der Akademie von
zu Venedig, Venedig an, welches die Heilung des Kindes der WVittwe durch Christus dars
stellt; aus feiner reifen Mittelzeit stammt die vHeimsuchungci der kais. Galerie
im VVien; und auch die lebensvolle vAnbetung der Hirtenu im Louvre zu
Paris zeigt den vollen Pulsschlag der goldenen Zeit Palma7s. Als biblifches
Bild seiner letzten Epoche endlich hat, wie wir Morelli bereitwillig zugeben,
die Giorgione Zugeschriebene schöne Darstellung der Begegnung Jakobs und
Dk2sd. o21. Rahels am Brunnen, in der Dresdener Galerie zu gelten.
seE:1Fns:3Fks Hieran schliessen sich sodann jene vheiligen Familienkc an, die, meist im
s22i0:2iu Breitformat gehalten und in saftigen Landschaften gruppirt, eine Specialität
Palma7s sind und reinste Schönheit in Formen und Farben athmen. schlicht
in R0vigo,1ind die früheren Bilder dieser Art in den Sammlungen von Rovigo und
is Bskgamo. Bergamo; der Meister hat die Gattung erst in feiner mittleren Zeit voll auss
gebildet. Dieser gehört die mit emailartiger Feinheit durchgeführte kleine
is Dresden, isSanta conversazioneic der Dresdener Galerie CNr. 270J, dieser die herrliche
iUc3Tkng21. Darstellung, wie Petrus der Madonna einen jungen Menschen zuführt, in der
zu Rom. Galerie Colonna zu Rom, dieser die prachtvoll gemalte heilige Gruppe zu
in B1enhsim,Blenheim bei Oxford an. Zu den schönsten Bildern dieser Art zählt ferner
die Darstellung der von vier knieenden Heiligen verehrten Muttergottes
in Wien, unter dem Baume, in der kais. Galerie zu Wien; das schönste vielleicht ist das
grosse Breitbild mit der hl. Familie, den Stiftern, dem hl. Hieronymus und
in Neapel, der hl. Katharina im Museum zu Neapel. Der letzten Manier des Meisters
in München. aber gehören zwei solche vheilige Unterhaltungena in der Münchener Pinas
ji. Dkesden. kothek CNr..588J und der Dresdener Galerie CNr. 26yJ an.
Biäiek;1rzsjH;ige Was endlich die Einze1gestalten und bildnissartigen Gruppen Palma7s bes
trifft, so lässt sich von den männlichen Bildnissen, die er nach den Schrifts
ssii::M1:i1c1. quellen gemalt, keins mehr nachweisen; doch haben das Giorgione zugeschries
in 1v1iik.ch2k2,bene Bildniss eines Mannes im Fuchspelz, in der Münchener Pinakothek, und
die Darstellung eines Mannes in kurzem Vollbart und langem braunen Haar,
in E2k1iv. in der Berliner Galerie, Anspruch, als Werke Palma7s zu gelten. Um so zahls
reiFher sind die mehr oder weniger ideal angehauchten Frauenköpfe, die er
FrZ:i;2:. gelFhaffen. Sein Verdienst ist es, die Nachwelt mit der üppigen Schönheit,
g2ii21:ski. der Lebensluft, der 0berHächlichkeit und den Toilettenkünsten der venezianis
schen Frauen jener Epoche bekannt gemacht zu haben. Ihr schönes, lang aufs
gelöst auf die Schultern fallendes blondes Haar ist bekannt; bekannt auch, dass
diese blonde Haarfarbe, die damals in Venedig Mode war, keineswegs natürlich
war, sondern durch künstliches Bleichen erzeugt wurde. Aber dieses Kunsts
blond steht vortrefflich zu der prächtigen, sarbenreichen Kleidung der Palma7s
schen Schönen. Einige solche Frauen hat der Meister, wie bereits bemerkt
worden, unter mythologischer oder historischer Maske gemalt; so die sog.
ssVenusci der Dresdener Galerie, eine nackte Frauengestalt, die, auf weissem
ZiZF3i;rlTj;: Linnen ausgestreckt, in schöner Landschaft schlummert; so die Lucrezia seiner
äo:H1;te Frühzeit in der Galerie Borghese Zu Rom, die Lucrezia seiner Blüthezeit in
der kais. Galerie zu Wien; so die schöne Judith der Uff1zien zu Florenz, welche
zu F1oks:22. seine letzte Entwicklung kennzeichnet. Von den schönen Frauengestalten, die
Palma im venezianischen Kostüm jener Tage gemalt, Hnd zunächst die beiden
früher Tizian zugeschriebenen üppigen Schönen in der Galerie Barberini und in