Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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VierteS 
Buch. 
Abthei1ung. 
Sonnenlicht, welches die Figuren des Vordergrundes breite Schlagschatten 
werfen lässt, in der blanken Rüstung des hl. Liberale helle Glanzlichter ers 
zeugt und den ganzen Raum mit jenem weichen atmosphärischen Leben erfüllt, 
dem Giorgione7s weiche und doch feste Pinselführung entspricht. Die Originals 
skizze zu dem hl. Liberale besitzt die Londoner Nationalgalerie. 
pas  2J die sog. isFamilie des Giorgioneke im Pal. Giovanelli zu Venedig 1J. Dies 
           
2ux7Fi2I;k1ig. Staffage. Ein helles WVasser durchfliesst die anmuthige Hügelgegend. Hinten 
an der Brücke liegt ein Dorf unter Bäumen; im Mittelgrunde dominiren 
prächtige Bäume und altes Ruinengemäuer: am rechten Ufer des Baches sitzt 
im üppigen Rasen des Vordergrundes ein halbnacktes Weib und fängt ihr 
Kind, während links gegenüber ein junger Mann mit einem Stabe in ruhiger 
Betrachtung Wache zu stehen scheint. Ueber dem Dorfe geht ein Gewitter 
nieder; ein Zickzackblitz durchfährt die Luft. Was Patinir im Norden Toben 
S. 520 ff.J gleichzeitig oder später an selbständigen Landschaften mit Staffage 
geschaffen, erscheint unruhig und hart gegen diese stille Grösse und Breite, 
gegen diese verständnissvol1e Auffassung des inneren Lebens der Natur. Es ist 
wohl das früheste und trotzdem das vollendetste eigentliche Landschastsbild und 
zugleich eins der frühesten und schönsten Genrebilder des I6. Jahrhunderts. 
Erst an solchen Bildern konnte sich der Begriff der vStimmungic in der 
Malerei entwickeln. 
 pas 3J s1das 0elbild auf Leinwand mit den drei Philosophen in offener Lands 
kFiYadiziZiiT schaft, von denen zwei aufrecht stehen, der dritte aber sitzt und die Sonnens 
zu Wien. strahlen Cmit Zirkel und WinkelmassJ beobachtet, mit dem wunderbar gernalten 
Fe1sen2J CFig. 406J. Das Bild befindet sich jetzt unter dem Titel isdie drei 
morgenländischen Weisena in der kais Galerie zu Wien; doch wird es auch xidie 
drei Fe1dmessercc oder ssdie drei Astrologena genannt. Obgleich die mächtig 
sesselnde Gesammtstimmung des BildeS durch die beschauliche geistige Haltung 
der Männer unterstützt wird, so ist sie auch hier doch vor allen Dingen lands 
schaftlicher Natur. Die im dunklen Schatten ruhende felsige Anhöhe zur Linken 
ist wirklich vortrefflich gemalt; und die rothe Sonnenuntergangsg1ut, welche 
durch die Lichtung von hinten herüber1trahlt, ist von packender Wirkung. Das 
Bild gehört der reifsten Zeit des Meisters an. 
z:k1ckk;s Wären nur diese drei beglaubigten Gemälde Giorgione7s erhalten, so 
Bi1c12k. könnten wir uns immerhin eine Vorstellung von seinem Schaffen machen; 
von den Madonnenbildern, welche er, nach Vasari, in seinen jüngeren 
Jahren gemalt und von der landschaftlichsgenrehasten Richtung, die er 
später eingeschlagen. Indessen ermöglichen uns gerade diese Bilder, ihm 
mit vollsten Fuge noch einige andere zuzuschreiben, die wir ebenfalls zu 
unserer erstensGruppe rechnen. Im Anschluss an die Madonna von Cas 
 stelfranco ist unter diesen zunächst ein Madonnenbild der M3dkidek Ga1ekje 
ds1Z;1jfJ,jIzIf7 hervorzuheben. Zwar ist die dort Giorgione zugeschriebene Madonna mit 
der hl. Brigitte sNr. 236J jetzt als Jugendwerk Tizians anerkannt worden; 
Es 
II .s4mmfy2z0 JlIweZZfczm2, NotIzia d70pere etc., Baffan0 l8o0, p. 80. 
2J So wörtlich beim .iHl22o22fmiJ ZkJwseZZfcz7m, a. a. O. p. 64. Nach c1iefem hätte Giorgione 
clings nur begonnen und Sebafkian0 venezian0 Toben S. 394 kf.J es vollendet. 
a11ers
	        
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