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iertes
Abtheil
heiligen von Parma, Johannes der Täufer, Thomas, Hilarius und Bernhard dars
gestellt. Der Tambour selbst ist dicht unter der Kuppel von acht kleinen
Fenstern durchbrochen, in deren Höhe eine ringsumlaufende Balustrade gemalt
ist, unter welcher man sich die Wände des SarkophagS vorzustellen hat, denen
die Jungfrau entfchwebt. Daher stehen die zwölfApoitel, wie sie in der Regel als
Zuschauer der Himmelfahrt der Jungfrau gedacht werden, hinter dieser Balus
strade; auf und an derselben aber ergehen sich die menschlichften und gottlichs
sten Engel, welche je gemalt worden sind. WVas ist ihnen HekubaP VVas geht sie
die Himmelfahrt der Gottesmutter anP Was kümmern sie sich um die zwölf
ApostelP Sie sind nur mit ihrer eigenen Lebensluft und ihrer eigenen, unbes
fangen irdisch gedachten Himmelsfeligkeit beschäftigt. Am Rande der Kuppel
selbst lagern helle, sonnige VVolkenfchichten, auf denen stattliche Engelsjtings
linge sich in ausgelassenen Uebungen, spielen und scherzen ergehen. Es ist
eine Verschlingung und Ueberschneidung der Gliedniassen, welche beim ersten
Anblick um so verwirrender wirkt, als bei der strengen Untersicht eigentlich
nur ihre Beine zur Geltung kommen. Auf diesen Theil des XVerlces bezieht
sich daher auch das oft wiederholte VVitzw0rt, welches es einem Froschschenkels
ragout verglich. Getragen, gehoben und geschoben von diesem Engelreigen
fährt die Jungfrau in halb sitzender Stellung gen Himmel. Ueber ihr lacht
goldenes Himmelslicht, welches bereits den vorausfchwebenden Engel Gas
briel umHiefst. Hier sind die Seligen unter denen sich, ,naiv genug, auch
Eva, die Verfijhrerin, befindet, zum Empfange der Gebenedeiten versammelt.
Der Erlöfer selbst aber stürzt sieh begeistert feiner Mutter entgegen.
Das Werk hat leider sehr gelitten. Vor dem Originale ist feine Beurs
theilung kaum noch möglich; und den Kopien und Stichen fehlt eben jener
unendlich beseelende Lichtglanz, welcher auch hier, mehr als die Einzelmotive
und als der Ausdruck, dem Ganzen jenen geistig wirkenden Idealismus vers
liehen haben muss, ohne welchen die Darstellung eines solchen Gegenstandes
schlechterdings unmöglich ist. Licht, Bewegung und l1oldfeliges Lächeln, vor
allem das Licht sind ja eben die einzigen idealen Mittel, deren Correggio
sich zur Weihe feiner religiösen Vorstellungen bedient. Ueber die geistige Bei
deutung dieses Werkes lässt sich streiten, auch über die Berechtigung dieser
ganzen Art von Kuppelmalerei; aber malerifch und technisch angesehen bleibt
es das WVunder der Kunst, als welches es auf seine Zeitgenossen wirkte.
c0kkeggi0ss Neben und nach diesen grossen Fresken schuf Corregjo noch zahlreiche
gI,JLfI,;, Tafelgemälde, welche nach ihrem einentheilS religiösen, anderentheils mytho1os
gischen Inhalte in zwei grosse Hauptgruppen zerfallen. Bei Raphael kommen
als dritte Hauptgruppe die Bildnisfe hinzu. Aber keins der Bildnisse, welche
Correggio hier und da zugefchrieben worden, wird von der neueren Kritik
als echt anerkannt. Wohl mag er, wie Michelangelo, gelegentlich einmal auss
nahmsweife ein Bildnifs gemalt haben; im allgemeinen aber theilte er eben
mit Michelangelo jene subjektivität, die überall nur sich selbst, nicht andere
darstellen will.
Re1igjöse Unter den religiösen Tafelbildern, welche Correggio seit seinem ersten
Tafelb1lder.
Dievemäh. Auftreten in Parma gemalt hat, ist zunachst die Jugendfrische Darstellung der
der hl. Katharina im Louvre hervorzuheben. Die drei Haupts
im i.ouvke. Hguren im Vordergrund sind ganz von siissester, reinster, wenn auch weltlich