Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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Viertes Buch. 
Abthei1ung. 
Pacchiarotti, die dünn aufgetragene Farbe ist warm und voll im Ton. Im 
Jahre 15I8 malte er unter s1chtbarer Anlehnung an Albertinelli, den Florens 
im I1Htut0, tiner, die Verkündigung, welche f1ch jetzt im Isiituto delle belle Arti befindet; 
und in dickem Jahre betheiligte er f1ch auch neben Sodoma und Beccafumi 
is; grF;:;j0 an der Herstellung des Freskenfchmuckes im Orat0rio di S. Bernardino. Er 
aakdIno, malte hier den hl. Bernhard von Siena und zwei der grofsen Bilder aus dem 
Marienleben, nämlich die Verkündigung zu beiden Seiten des Altars und die 
offenbar durch Andrea del Sarto infpirirte liebenswürdig bürgerliche Dars 
stellung der Geburt Mariae LFig. 390J. In der Schönheit der Frauengestalten 
und ihrer breitHüff1gen Behandlung wetteifert er hier erfolgreich mit Sodoma, 
  wenn die Bewegungen hie und da auch etwas gezwungen erfcheinen. Seine 
 Meisierwerke aber find die drei Fresken mit VVunderthaten der hl. Katharina 
Zu Siena. im Oratorio S. Caterina in Fontebranda zu Siena. XVenigstens find f1e am 
i2äo:1::  lebendigsien erzählt und am feinsten empfunden. Mad0nnenbilder feiner Hand 
is zi;;n1;rcisT bef1tzen u. a. noch die I.ondoner Nationalgalerie und die Münchener Pinakos 
Pinak0:hsk.tl1ek. Verfchiedene EinHüffe kreuzen f1ch auch in ihm. Zu Sodoma steht er 
mehr im Verhältniss freien VVetteifers als bewufster Nachahmung. 
0ffenbar von Sodoma ausgegangen, zugleich aber durch Pinturicchio, der 
ja zu Anfang des Jahrhunderts in Siena malte, beeinHufst und daher in feinen 
früheren Arbeiten von halb lombardifchem, halb umbrifchem Gepräge ist dann 
Pkr:1;1zsi aber Bz:Z4ZczJJcme Pk7s2zZ.gi,1J der I481 in Siena geboren und der Stolz diefer 
Stadt ist. Er entwickelte f1ch zu einem der grofsen vielfeitigen Hochrenaiss 
1.E;31;keitfancemeiHer, die ganz Italien fein nennt. Als Baumeister war er ein Nachs 
BW:I;M, folger Bramante7s und ein Schüler der alten Römer, deren Bauwerke er früher 
als ein anderer fkizzirte. Von dem Gartenpalaste, den er für Agostino Chigi 
in Rom errichtete, ist in unseren letzten Kapiteln unter dem Namen der ssVilla 
Farnef1naa fchon öfter die Rede gewefen. Nach Raphaels Tode ernannte 
Dek:::Wr Leo X. ihn sogar zum Baumeister der Peterskirche. Seine dek0rativen Arbeis 
iten, in denen die Baukunft, die Bildnerei CStuccoJ und die Malerei f1ch die 
Hand reichen, gehören zu den rnustergültigen Arbeiten aller Zeiten und Völker. 
Seine.meislerhafte Beherrfchung der PerfpektiVe, fein monumentales Raums 
gefühl, fein Kompof1tionstalent kommen natürlich auch feinen eigentlichen 
ii1sMs1er. Gemälden zu gute. Doch find feine Figurendarstellungen als folche nicht 
felten gezwungen und manierirt in Formen und Farben, da Peruzzi, der Meister 
dekorativer Wirkungen, nur allzu geneigt ist, diesen letzteren die Naturwahrheit 
zu opfern, während im höchsten MonumentalPcil kein Gegenfatz zwifchen der 
dekorativen Liniens und Farbenwirkung einerfeits und der malerifchen VVahrs 
heit andererseits empfunden werden darf. Infofern gehört Peruzzi zwar als 
Dekorateur, nicht aber als eigentlicher Maler zu den allerersten feines Faches. 
GHsLi12äse in Baldaffare Peruzzi ging 1503 nach Rom. Hier tritt er uns in feinen frühesten 
S, o210ski0 Werken, den Cleider übermaltenJ Fresken in der Chorapsis von S. 0nofri0 als 
M Rom, Nachfolger Pinturicchio7s entgegen, und als solcher erfcheint er auch in den 
beiden kleinen Tafeln mit Darstellungen aus der römischen Gefchichte im 
ImIv1H3s;HZJt Madrider Mufeum CNo. 537 und 574J, welche Morelli ihm mit Recht zufchreibt. 
II ZlJfZzzs2ef7J Vafari IV 
deutfc11 lV, S. 402s419.  
384s 
I402 
	        
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