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Vierte5 Buch.
Ab thei1ung.
entfagend, aus dem Gemache. Von der anderen Seite naht Alexander,
im Begriffe, feiner fchöner Braut die Krone zu überreichen. Kleine Liebess
götter ziehen ihn heran, kleine Liebesgötter machen sich auf dem Bette zu
fchaffen, kleine Liebesgötter ergehen f1ch rechts am Eingang in lustigen Sprüns
gen, während andere unter die Decke emporgefchwebt sind und von hier ihre
Pfeile abfchiefsen. In züchtiger Entfernung aber steht Hephaisti0n, der Brauts
führer; er hält eine Fackel in der Hand und stützt f1ch auf den jugendlichen
Ehegott Hymenaios. Hier hat Sodoma feinen eigenen reifen, entfchieden durch
die römifche Schule beeinHufsten Stil erreicht. Der Komposition fehlt die
innere Gefchloffenheit; Alexander steht nicht recht fest auf feinen Füfsen; die
Farbe ift ziemlich kalt. Aber vor der Fülle fchoner Einze1gestalten, vor der
anmuthigen Klarheit, mit welcher die Situation zur Anfchauung kommt, Vor
dem Hauche der fchamvollen und doch von Leben überquellenden Sinnlichs
keit, die das Bild durchweht, verstummt jede Kritik. Der Kopf der Rhoxane
gehört zu den allerfchönsten Frauenköpfen der Kunst. Zeichnungen zu dem
Bilde befinden f1ch in Oxford, in der Albertina und in den UfHzien. Das
zweite Gemälde, welches die freien oberen Theile der fchmalen Eingangss und
J:lsi7 1B2mjiiF Kaminwand des Zimmers füllt, stellt die Familie des Darius in demüthiger
Leb MudiBesiegtenhalti1ng vor dem Sieger Alexander dar. Unter diefer Darstellung, zu
Die beiden Seiten des Kamins, aber ist einerseits Vulkan in feiner Schmiede, sind
andererseits die Liebesgötter abgebildet, welche sich ihre Pfeile bei ihm holen.
A1ex;,Wkk An der westlichen Schtnalwand endlich sieht man Alexander als Bändiger des
aJ;:FJJkikf.Zk Rofses Bukephalos. Ursprünglich mag auch diefes Bild von Sodoma ausgeführt
DUkeDMOss worden fein, doch ist es durch eine spätere Restauration entltellt.1J Das ganze
Gemach ist jetzt fchwer zugänglich; doch hatte der Verfaffer noch vor einigen
Jahren das Glück, sich mit Mufse in demselben aufhalten zu dürfen; und so
lebhaft ihn die Schönheit der hier gemalten Bilder ergriff, fo deutlich empfand
er doch, dafs sie, mit Raphaels Darftellungen in den unteren Sälen verglichen,
nur auf einer Vorstufe der Vollkommenheit stehen. Für Leo X. malte Sodoma
kJIFJYZJZ, damals in Rom noch ein Bild der alten Römerin Lucrezia. Diefe Darstellung
des Gegenstandes fcheint nicht erhalten zn fein; doch erhob der Papst den
Meister zur Belohnung für sie in den Ritterstand.
s0J0mass Im Jahre III; war Sodoma wieder in Siena. Zwifchen I5t8 und I525
Wss,1ZzF,1FI,de scheint er sich in Oberitalien sMantua, Parma, ReggioJ aufgehalten zu haben;
w0hn0M aber zwifchen 1525 und 1537 wohnte er, eine Reife nach Florenz abgerechnet,
sicher in Siena; 1537 arbeitete er in Piombino, I54o begab er sich nach Vols
terra, von dort nach Pifa, I 542 von hier nach Lucca. Dann kehrte er abermals
seipeksikki2k2 nach Siena zurück, wo ihm bis I549 zu leben befchieden war. Obgleich er
.gYs4EfIj; in allen jenen Orten Gernälde ausgeführt, liegt der Schwerpunkt feiner Thätigkeit
M SEND während diefer zweiten Hälfte feines Lebens doch in feinen sienesifchen Wands
gemälden.
ks2ixz2 Föes. Voran stehen CI518J die Fresken im Oratorium S. Bernardino, welche eine
kTTiYndi.s7.gemeinfame Arbeit Sodoma7s, Pacchia7s und Beccafumi,s sind und ihrem Ges
BemMmoi fammteindruck nach fchon wegen der einheitlichen architektonischen und