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Viertes Buch.
Abthei1ung.
der Villa, die er einige Jahre später auf dem Janiculus für Ba1dassare Turini
erbaute Cder späteren ;;Vil1a Lante::; jetzt Nonnenkloster; einige Bruchstücke
T.1k2ii2iic1ek. im Pal. BorgheseJ in Betracht. Aber auch selbständige heilige Familien schuf
Giulio in feiner römischen Zeit, Kompositionen, welche, da ihnen der reine
Linienfluss Raphaels fehlt und der letzte Rest religiöser VVärme verloren ges
Däe3I:i;Fi;1a gangen ist, von Genrebildern kaum noch zu unterscheiden sind. Hierher gehört
imKHx:;.eYoo die vMadonna mit der Katzen des Neapler Mufeums, obgleich Giulio die
Rei.Biiciekju Grundzüge ihrer Komposition jener yPerlecc des lWsadrider Museums entlehnte;
dF0iiJiii2TrJe und hieher gehören die Madonnen in den Galerien Colonna und Borghese zu
iFFFkig,hi Rom, in den Ufsizien zu Florenz; wogegen die heil. Familie in der Sakristei
der Peterskirche noch raphaelisch empfunden und dem grossen Altarblatt
m der Kirche S. Maria de1le Anime eine ernste, feierliche Haltung nicht abzus
,,iZzxJJ,Ts,TT, sprechen ist. VVeniger ansprechend ist die vGeisselung Christiik in S. Prassede. Mit
lnz3,;PfFIJs1e Recht berühmt aber ist das Gemä1de der steinigung des Stephanus in S. Steg
fano zu Genua; hier ist die Volksgruppe von grosser Lebendigkeit, die Gestalt
des jugendlichen Saulus unter den Eiferern von ergreifender VVahrheit, der
in der Mitte stehende Märtyrer selbst von rührender Hoheit und Reinheit. Im
r1J:3:sJahre I524 berief der Herzog Federigo Gonzaga den Meister nach Mantua;1J
s1sk2:u2. und hier entfaltete er während der folgenden 22 Jahre eine so umsangrciche
Thätigkeit als Baumeister und Maler, dass Mantua wie neugeschaffen aus seinen
Händen herv0rging, und der Herzog sagte, es sei nicht mehr seine, sondern
wCa3j1E;,1jOl;j1d Giu1io7s Stadt. Wir haben es hier nur mit seinen Gemälden zu thun und
DbejYc1jc;2;1s müssen zunächst seinerWands und Deckenbilder gedenken, deren Ausführung
in Maomss er jedoch bald zum Theil den Händen der zahlreichen Schüler überliess, die
sich in Mantua um ihn versammelten. Den umfangreichsten Gemäldescyklus
DeäeFk3F:o schuf er für den Gartenpalast, welcher unter dem Namen des PalaZZo del
1Ziilsd;rrhiä:;; Te bekannt ist. Der erste Saal desselben ist epochemachend für die Ges
2kriek2s2s1es.schichte der Thiermalerei; denn die Hauptbilder aller seiner WVände sind die
lebensgrossen Bildnisse der Lieblingspserde Federigo Gonzaga7s. Die Natürs
lichkeit der Thiere ist wirklich erstaunlich, obgleich der Meister sie nur zeiclis
nete und ihre Ausführung Schülern übertrug. Die Deckengemälde des zweiten
Saales gelten als Giulio7s eigentliche Meisterwerke. Sie stellen die Geschichte
Saales. Amors und Pfyche7s dar. Hatte er diesen Gegenstand in der Villa Farnesina
nach Raphaels Entwürfen gemalt, so wollte er ihn jetzt darstellen, wie er sich
in seiner eigenen Phantasie wiederspiegelte. In der flachen Mitte der Decke
ist das Göttermahl zu Ehren der Liebenden dargestellt; in den Zwickeln sind
lebhaft bewegte Genien angebracht; in den zwanzig Lünetten wird die Liebess
und Leidensgeschichte Amors und Pfyche7s erzählt: in manchen Bildern derber
und phantastischer, in anderen genrehafter und absichtlicher, als es Raphael
möglich gewesen wäre; hier und da obendrein unscl1ön in den Linien,
im ganzen jedoch wohl abgewogei1 in der Komposition und für Giuli0 uns
gewöhnlich hell und frisch, wenngleich ohne koloristifchsdekorativen Reiz
gemalt. Die grossen VVandfe1der unter diesen Lünetten, welche theils Vors
bereitungen zu Psyche7s Hochzeit, theils LiebessScenen anderer Götter dars
stellen, find sinnlich in der Auffassung, derb in den Formen, übrigens reich
O. III
Cc1yZ.
Carteggi0, II,