Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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Viertes Buch. 
Abthei1u11g. 
und mit begeisterter Liebe gaben f1e f1cl1 dem Zauber feiner Persönlichkeit 
und feiner Kunst gefangen. Da die meisten von ihnen darüber aber ihre Selbs 
ständigkeit und eigene Schopferkraft verloren, so ist die Zahl der Schüler 
Raphaels, welche die Nachwelt kennt und die Kunstgefchichte nennt, nur klein. 
Seine I.ieb1inge, denen er auch feinen Nachlass vermacl1te, waren Francesco 
Penni, gen. vil fattorea, und Giuli0 Pippi, genannt Giulio Romano. Ihre Namen 
sind fast mit allen Arbeiten der letzten römischen Epoche Raphaels verknüpft. 
 Der Florentiner Cix2T.s. F7s. Pm7zi  war eine unfelbständige 
 Natur. Er arbeitete nach Raphaels Entwürfen und Angaben in den I.oggien 
des Vatikans, an den Sockelfriesen der Tapetenkartons, an der Decke der Villa 
Farnef1na; er schuf im Konstantinsfaale das Bild der Taufe Christi; er führte 
nach RaphaeIs Tode mit Giu1io Romano die iiKrönung Mariäcc für Monteluce 
Cjetzt im Vatikan, oben S. 67oJ aus; er kopirte I5I8 die Grablegung Raphaels 
sdie Kopie ist jetzt in der Turiner GalerieJ und für Papst Clemens VII. die 
Transfiguration sjetzt verfchol1enJ. Von feinen eigenen Werken aber ist kaum 
etwas zu nennen. 
 Der Römer Gewinn Pipj7i1J  war der felbständigste und bes 
deutendste Schüler Raphae1s. Aber gerade ihm hätte man, wenigstens fo lange 
er für Raphael arbeitete, eine geringere Bethätigung feiner Selbständigkeit ges 
wünscht. Eine derbere Natur, als fein Meister, überfetzte er deffen Kartons 
bei ihrer Ausführung in feine eigene unfeinere Formenfprache und in feine 
eigene härtere Färbung, die Hch z. B. durch ziegelrothe Fleifchtöne und 
rauchige Schatten bemerkbar macht; und dazu rivalisirts der Einfluss Micheli 
angelo7s in allen feinen Werken nicht zu deren Vortheil mit demjenigen 
Raphaels. Gleichwohl fiel ihm der Löwenantheil an der Ausführung der Ents 
würfe des Meisters zu; ja gerade ihm überliefs er in feinen fpäteren Tagen 
seio:AcbeZ am oftesten fogar die Komposition; und eine reiche Erfindungsgabe und eine 
1FYpJTTi; blühende Phantasie gehören in der That zu den besten künstlerifchen Eigens 
EMWMm fchaften Giulio7s. Unter und für Raphael arbeitete er fchon in der Stanza 
dell7 Incendio, dann in den Loggien, in welchen er die 0berauff1cht über die 
Herstellung der Figurenbilder führte, ferner in der Farnef1na, wo die Zwickels 
und Stichkappenbilder aus der Geschichte Amors und Pfychels zum gröfsten 
Theil von feiner Hand herrühren, endlich, nach Raphaels Tode, im Konstans 
tinsfaal, in welchem ebenfalls das meiste, namentlich die Ausführung des Sch1achs 
tenbildes, auf feine Rechnung kommt. Auch viele der Tafelbilder, welche 
unter Leo X. bei Raphael bestellt wurden, führte Giulio aus, befonders die fürs 
Ausland bestimmten, wie die Bilder des Louvre, welche für Franz I. bestellt 
worden waren; wahrscheinlich auch die vPerlecc des Madrider Mufeums; und 
nach des Meisters Tode vollendete er die Darstellung der vVerklärung Christick 
und, wie bereits erwähnt, gemeinschaftlich mit Penni die vKrönung Marias. 
Frühee,ige11s Als frühe selbständige dekorative Arbeiten Giulio Romano7s kommen die 
iiiii1eiTJsesi mytho1ogischen Fresken in der Villa, die er I52I für den Kardinal Giulio de, 
FMken. Medici unter dem Monte Mario bei Rom erbaute Cjetzt vVil1a Madamacc ges 
nannt, leider ganz ruinirtJ, sowie die Fresken aus der römifchen Gefchichte in 
de11e 
II 
Mit 40 
di 
Jpere 
Rc 
Giu1i0 Pippi 
Aufl. 
1842.
	        
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