Malerei.
Die Bls.ithezeit der italienifchen
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gleichzeitig mit sebastiano del Piombo7s Auferweckung des Lazarus für die
Hauptkirche zu Narbonne in siidfrankreich bestellte Bild der Verklärung Christi
auf demiBerge Tabor,1J die Darstellung der siTransAgurationcc, welche jetzt die
vatikanische Ga1erie schmückt. Raphael gedachte das Bild, in welchem er abermals is:iIFEZYiL.
die Lösung eines neuen Prob1emes versuchte, ganz eigenhändig zu malen. Aber Jene.
der Tod ijberraschte ihn, als er erst den oberen Theil vollendet hatte. Hier
sehen wir auf dem flachen Gipfel des Berges die drei Jiinger Petrus, Jakobus
und Johannes in grossartigster Bewegung geblendet zu Boden gesunken vor
der Vis1on des plötzlich in überirdischem Lichtglanz emporgehobenen, von
den zu feinen seiten fchwebenden Gestalten des Moses und des Elias vers
ehrten Heilandes. Den unteren Theil des BildeS vollendeten Schi.ilerhände;
besonders Giulio Romano7s Hand ist zu erkennen; und hier sehen wir die zus
rtickgebliebenen Apostel vergebens bemüht, ohne Christi Beihiilfe einen bei
sessenen Knaben zu heilen. Mit stürmischer Bewegung weisen einige von ihnen
Zum Heiland empor, der allein zu helfen vermöge. Doch ist diese untere
Gruppe so gedacht, als sahe sie die obere nicht; der Beschauer nur soll sie
sehen, damit er auf geistigem Wege die Einheit herstelle; und der Künstler
schlägt den kühnen Ausweg ein, der oberen scene ihren eigenen Augenpunkt
zu geben und sie grosser darzustellen. als sich mit den perspektivischen Ges
setzen vertragen wurde. Die vollendete Kunst kehrte so mit Absicht zu einem
Hulfsmittel zurück, welches die primitivere Kunst oft genug in naiver Uns
kenntniss angewandt hatte. Das ideale Bedurfniss hegte über das realistische
Gesetz.
Gerade was der immer noch junge Meifter, der des Adels feiner äufseren R2pi322x.s
Erfcheinung, feiner Seele und feiner Kunst wegen ein Liebling Roms und ein
Abg0tt feiner zahlreichen Schüler war, jetzt noch eigenhändig ausfijhrte, zeigte, schalem.
dafs er immer noch bestrebt war, nach höherer Vollkommenheit zu ringen;
und gerade nur nach den eigenhändigen Werken feiner reifsten Zeit dürfen
wir feine künPclerifchen Fähigkeiten und technifchen Qualitäten beurtheilen.
Von viel zu vielen Aufträgen gedrängt, war er gezwungen, zahlreiche Werke
durch schülerhände ausführen zu 1affen, was feinem Rufe hie und da fchon
bei feinen Zeitgenoffen und dann befonders bei unkritifchen modernen Techs
nikern gefchadet hat. Die raft10fe, alles umfaffende Thätigkeit des MeiPcers
untergrub aber auch feine Gefundheit. Er starb am Charfreitag C6. AprilJsein Tod.
des Jahres I 52o, erPc 37 Jahre alt. Jeder fühlte, dafs fein VerluPc unerfetzlich
fei; und gerade feinem unabläff1gen streben gegenüber fragen wir noch heute,
welche Richtung feine weitere Entwicklung wohl eingefchlagen hätte, wenn
ihm befchieden gewefen wäre, Hatt eines halben ein ganzes Menfchenalter
zu leben.
Raphae1s
Schüler
und
Nachfolger
CDie
römifche
SchuleJ.
Raphae1
fammelt. Er
He bedurften
hatte in Rom eine gr0fse Anzahl von Schülern um lich vers A11gsmeines.
bedurfte ihrer, um feine gr0fsen Unternehmungen durchzuführen;
feiner, um lich in den gr0fsen Stil der neuen Aera einzuleben;
Christi,
Die Verklärung
Gemä1de Raphaels.
Leipzig
1870.