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Viertes Buch.
Abt11ei11mg.
handlung, die tiefe, satte Glut der Farben, die wcihevolle, andächtige Ruhe
der Stimmung vereinigen sich zu einem Eindruck absoluter Harmonie und
Vollendung, wie ihn nur ganz wenige XVerke der Erde gewähren. Die Mus1ks
instrumente find nach Vasari7s Zeugniss von Giovanni da Udine gemalt, im
übrigen hat der Meister dieses Bild jedenfalls selbst ausgeführt.
1äizeecx;iir;f;1 Das zweite Bild dieser Gruppe ist die kleine Darstellung der Vis1on des
im P21.Pikki. Propheten Ezechiel im Pal. Pitti zu Florenz. Unten liegt die Landschaft mit
der verschwindend kleinen Figur des Propheten, aus den ein heller Lichts
strahl aus den Wolken fällt; über den VVolken aber in duftiger Himmelsgloriens
Atmosphäre thront der ewige Vater mit ausgebreiteten von Engeln gehaltenen
Armen über den Symbolen der vier Evangelisten. Das Bild ist durch Micheli
angelo inspirirt worden, aber von Raphaels eigenstem Empf1nden durchweht;
fo klein es ist, gehört es doch zu feinen grossartigsten Schöpfungen.
nSix1cIi;eW1e Dann folgt die berühmte ssSixtinische lVIadonnaa der Dresdener Galerie,
welche Raphael für den Altar der Kirche San Sisto in Piacenza, auf dem sie
Dö:slZFgek durch eine Kopie ersetzt worden, gemalt hat: alles in allem vielleicht das vollen.
detste WVerk des Meisters. In blauem Mantel über rothem Kleide, das Haupt
mit einem braunen Schleier bedeckt, schwebt Maria mit dem nackten Christs
kind im Arm in duftigsleuchtender, mit zahlreichen Engelsköpfen gefüllter
Glorie über den WVolken. Zu ihren beiden Seiten knieen, ebenfalls von den
VVolken getragen, zwei anbetende Heiligengestalten: links in goldgesticktem
Pracl1tgewande der hl. Papst Sixtus, entzückt zur Jungfrau emporblickend;
rechts mit auf der Brust gefalteten Händen, voll innig süsser Demuth zur Seite
blickend, die hl. Barbara mit ihrem Thurme. Das Ganze ist scharf als Vis1on
gekennzeichnet, indem vorn unten eine irdische Ballustrade, oben ein zurücks
geschlagener grüner Vorhang das Bild abschliessen. Hinter der Ballustrade aber
hängen die entZückendsten beiden Engelgestalten, welche je geschaffen worden,
und schauen mit eingeweihten Blicken sinnig und sinnend empor. Das Bild ist
rasch und leicht in dünnen Farben auf Leinwand gemalt. Eine so breite,
malerische Pinselführung und eine so flüssige, rea1istifche Modellirung des
Nackten war bis dahin noch nicht gesehen worden. Die Charaktere sind von
unvergleichlicher Hoheit und Reinheit, die geistige Empfindung spiegelt tiefste
Glaubensinbrunst und Andacht wieder. Die grofsen, leuchtenden Augen, mit
denen das Christkind den Beschauer anblickt, könnten einen Zweifler zum
Glauben zwingen CFig. 382J.
Ex1:wiikie zu Andere, einer ähnlichen Stimmung entfprungene Bilder blieben theils Ents
f3Tfl1TJ,n, wurf, theils wurden sie von anderer Hand vollendet. Unter den Entwürfen
müssen besonders die in Oxford, Lille, Windsor u. E w. zerstreuten Handzeichs
nungen Zu einer nie ausgeführten Auferstehung Christi herv0rgehoben werden;1J
Dic.3sktik,k dann das schöne Blatt des Louvre, nach welchem von fremder Hand das unter
di2iieiiJEiTTTis dem Namen iidie fünf Heiligenkk bekannte Bild der Galerie zu Parma ausges
iJiie.P2T.3TiTT führt wurde. Ferner gehört hierher die zweite s:Krönung der Jungfraucc der
ViikiiiZikF.TL vatikanischen Galerie, ein Altarblatt, welches Raphael schon I 5I6 für M0ntes
im Vatikan. luce zu malen versprochen hatte, aber erst 1525, nach des Meisters Tode dessen
Schüler vollendeten; endlich das vielbesprochene, vom Kardinal Giulio de7Medici
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