Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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Buch. 
Vicrtes 
Asbt11eil11ng. 
gelb gefütterten sammetkleide in ihrem reich ausgestatteten Gemachc. Es 
ist ein Prachtbild, obgleich es nur nach einer Zeichnung gemalt ist, die 
Raphael in Neapel anfertigen liefs, und obgleich. der Meister, wie Vafari ausi 
drüeklich meidet, nur den Kopf felbft gemalt, das übrige aber Giuli0 Romano 
zur Ausführung überlaffen hat. 
kzph3e1s Von höchstem Intereffe sind fodann die kirchlichen Bilder der letzten 
x1zIYIT,,. Epoche RaphaelS. Dogmatifcher angeliaucht, als feine meisten früheren Dars 
niYiiE1T;;g. stellungen find Zwei Bilder der Madrider Galerie, die vBegegnung der Frauencc, 
FZ,F,fe,slI, in welcher der Verfaffer nur theilweise Raphaels eigene Hand zu erkennen 
D1,sLajIJJs;,,. vermochte, und vLo spasi1i10 di Siciliack, die aufserordentlich bedeutende Koms 
IJF;j,nFdJU pofition der KreuZtragung Christi, welche uns doppelt interefsirt, weil fie ficl1 
offenbar an deutfche Werke anlehnt, indem fie durch stilistifche Vereinfachi1ng 
 und Umgestaltung aus Scl1ongauers grofsem Kupferstich Toben S. I10J, wenn 
auch wohl mit gleichzeitiger Benutzung des Blattes der grossen Holzfchnitts 
paffion Dürers Toben S. 394J entftanden ist 1Js CFig. 38IJ. Der dramatifch ergreii 
fende Moment ist gewählt, wie Christus vor dem Thore Jerufalems unter der 
Laft feinesiKreuzes zufammenbricht. Um den Zug in gröfserer Ausdehnung 
entfaltet zu zeigen, ist die Hauptfcene an eine Krümmung des VVeges vers 
legt; der Reiter mit der Fahne an der Spitze des Zuges bewegt sich bereits 
bildeinwärts, dem links oben sichtbaren Kalvarienberge entgegen. Die rastlofe 
Vorwärtsbewegung einerfeits, die materielle Hemmung durch den Sturz, die 
geistige Hemmung durch die Begegnung mit den Frauen andererfeits vereinigen 
fich zur packendften VVirkung. Die Charaktere find grofs, ernst, tief, wie von 
der Hand eines Tragikers gezeichnet; die Formen find frei und breit. Das Bild 
ist in kräftigen Farben und nach des Verfaffer5 Ueberzeugung zum gröfsten 
Theil von Raphaels eigener Hand gemalt. 
Hier fchliefsen sich dann die VifionSbilder an, auf deren zufammenhängende 
Bedeutung erst vor kurzem aufmerkfam gemacht worden ist. VI Dafs Raphael 
gerade sie eigenhändig ausgeführt hat, ist bezeichnend. Er hatte fich fcl1on mit 
der vMadonna di Fulignocc in diefe Gattung hineingewagt; jetzt reizte es ihn 
von malerifchen wie von religiösen Gefichtspunkten aus, gerade fie felbständig 
Die weiterzubilden. Zuerst ist hier die berühmte Darstellung der l1l. Cäcilie zu 
mi,,cF.IIHe nennen, welche, 15I3 für die Kirche S. Giovanni in Monte zu Bologna bestellt, 
ZInEF1ZTsF,wvohl nicht vor I516 vollendet wurde und jetzt den vornehmsten Anziehungss 
Punkt der Pinakothek von Bologna bildet. Die Komposition ist wieder strenger 
fymmetrifch. Die Heilige steht kostbar gekleidet in der Mitte des Bildes; zu 
ihren FüfSen liegen die saitens und Blasinstrumente, welche f1e verfclimäht; 
in beiden Händen, nacliläffig Zur Erde gefenkt, hält fie die Orgel, welche fie 
erfunden; der tieffchwärmerifche Blick ihrer dunklen Augen ist gen Himmel 
gewandt; ihr Ohr weilt über den VVolken, wo der Befchauer reizende Engels 
knsaben fingen f1eht. Gerade in diefer Vifi0n liegt die Hauptidee des Bildes. 
An jeder ihrer Seiten stehen zwei grofsartjge Heiligengestalten, links Paulus 
und der Evangelist Johannes, rechts Magdalena und der Bifchof Petronius. 
Die volle Schönheit der Formen, die realistifche Kraft der malerifchen Bei 
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