666
Buch.
Wertes
Abthei1ung.
anonyme Reisende des I6. Jahrhunderts in Venedig sali,TJ hat keinen Anspruch.
als eigenhändiges Bild Raphaels zu gelten.
DisBiid:1irs. Mit grösserer Liebe und in gr6sserem Umsange betheiligte Rapliael sich
iFZYsZpsc. während der letzten Epoche feines Schaffens an der Ausführung verschiedes
ner Bildnisse. Als sein Hauptwerk dieser Zeit auf diesem Gebiete ist die
etwa 15I8 gemalte Darstellung der Bildnissgruppe Leo7s X. mit den Karg
dinälen Giulio de, Medici und Ludovico de7 Rossi bekannt. Der Papst sitzt an
einem Tische mit rother Decke, auf welchem eine Glocke steht und ein aufges
schlagenes Buch liegt. 1n der Linken hält er die Loupe, mit der er gelesen.
Hinter dem Tische steht der Kardinal Medici, hinter der Stuhllehne der Kaki
dina1 Rossi CFig. 38OJ. Kein Porträtist der Welt hat die Typen wahrer und
packender aufgefasst, als Raphae1 hier; keiner hat die Charaktere in freierer,
grossartigerer Weise wiedergegeben; keiner hat alles stofflic1ie 1tofslicl1er und
bei aller Feinheit der Detaillirung breiter und malerischer behandelt; keiner
hat in höherem Masse aus einer Bildnissgruppe ein koloristisches Meisterwerk
zu machen verstanden, als es Raphael hier durch die geschickte Abstufung
verschiedener rother Farbentöne gelungen ist. Es ist eins der gewaltigsten
Porträtstücke der Welt. Das Original befindet sich im PalazZo Pitti zu Florenz.
die farbenhelle Kopie von Andrea del Sarto im Museum zu Neapel. Eh Nicht
Die 1ziä;1nikse minder köstlich ist Raphaels Porträt des Kardinals Bibbiena, dessen Original
Kakcxii1als sich im Madrider Museum, dessen Wiederholung wohl von anderer Hand
BMMai sich im Pal. Pitti zu Florenz befindet. Lebendig und charakterv0ll ist auch
des das Bildniss des gelehrten Thomas Inghirami CFedra zubenanntJ, welches ini
1,:rgii,FJZIi. Original immer noch im Palazza Inghirami zu Volterra hängt, während der
Pal. Pitti eine giite, ziemlich gleichzeitige WViederholung besitzt. schon I516
hatte Raphael ferner das im Louvre zu Paris erhaltene meisterhafte Bildniss
im L0iivk22. des feinen Hofmannes Baldassare Castiglione gemalt, dem die vortreffliche
ÄquZTis1por.Ac1uarellskizze des British Museum.in London, welche die .Züge Timoteo
zeigen soll, sich anschliesst. Nicht erhalten haben sich die von Raphael
Nici1kcxhEii. gemalten Bildnisse Bembo7s, des Dichters Tebaldeo, des Herzogs Lorenzo del
MTii1i3H1d. Medici und das Doppelbildniss der Venezianer Navagero und Beazzano, voii
RApb3e1si welchem die Galerie Doria in Rom und das Madrider Museum angebliche
Da; 1Zild:ijss Wiederholungen besitzen. Das lange verschollen geglaubte Bildniss Giuliano7s
ciJ3uiiiYZiici. del Medici, dessen Kopie sich in den Uffizien befindet, soll dagegen vor fünss
zehn Jahren in den Besitz der Grossfürstin Maria in Petersburg sPalais Leuchs
tenberg3 übergegangen sein;3J und von Raphaels Hand rühren noch zwei
p2sJiikigz liebenswürdige Bildnisse junger Leute her: dasjenige des sinnigen blonden
im Louvre zu Paris und dasjenige des 1518 gemalten Violinspieler3
Deks,;Z11FImi im Pal. Sciarra zu Rom, welches in technischer Beziehung eine Anlehnung
Raphaels an sebastiano del Piombo zeigt. Unter den Frauenbildnissen, welche
DiTeiZZF.jM Raphael in seiner letzten Epoche gemalt, kommt, ausser der schönen pDonna
ZEIT J;1IIJFs; ve1ataa des Pal. Pitti, in welcher man die Züge der sixtinischen Madonna ers
kennt, nur noch das Prachtbild derJohanna von Aragonien im Louvre in Bei
Hm L0UWs tracht. Die schöne blonde junge Fürstin sitzt im Perlenhut und im rothen,
1J Notizie d10perc etc. Ba1Tano I8oo, p. 72.
2J Man vgl. XI. 72. iPezm2m2Z in Zxzlm7.7 Jahrbiicher11, I, S. 21 Is
3J Sj2JH22ge7 a. a. 0.. S. 254.. Dagegen E. JlJ77MZ a. a. O. p.
s212.
559i