Malerei.
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den sechzehn alleg0rischen Gestalten zurück. VVas nun die Darstellung der Ers Die Ekcc12ei.
scheinung des Kreuzes betrifft, so zeigt der Vergleich von Raphaels Entwurf Cim iEukn2Z2TT.s
Bes1tze des Herzogs von Devonshire zu ChatsworthJ mit dem Gemälde, dass der
ausführende Künstler sich auch hier einige derbe Zuthaten erlaubt hat, die Ra.
phaels Geistesart wiclerstreiten. Das Hauptinteresse des Saales aber nimmt trotz
feiner kalten und manierirten Ausführung durch Schü1erhände das Riesenbreits
bild der Konstantinsschlacht in Anspruch. Dass für alle Haupttheile dieses Bildes
ein eigenhändiger Entwurf Raphae1s vorgelegen habe, nehmen wir an, wenn
wir als solchen eine Zeichnung der Louvresammlung auch nicht anerkennen
können, wie denen auch das Stück des Kartons, welches sich in der Ambros
s1ana zu Mailand beHndet, die rohere Hand Giuli0 Romano7s zeigt. Das Ges
mälde ist die erste grossartige, künstlerisch durchkomponirte Darstellung eines
Massenkampfes, den die Kunstgeschichte kennt. Rechts sieht man den Tiber
und die Brücke, links die Campagna, über welche das christliche Heer heraus
braust. Kaiser Konstantin sprengt hoch zu Rosse in der Mitte des Bildes
daher. Die s1egreichen Engel Gottes schweben über feinem Haupte; und der
Sieg ist gerade entschieden. Die Heiden haben sich auf der Brücke bereits
zur Flucht gewandt; auf dem Strom suchen sie sich in Boten zu retten; andere
ringen Zu Fuss und zu Ross mit den VVellcn; hinabgestossen werden alle,
die nicht erschlagen oder gefangen genommen worden sind. Die Durchs
bildung der einzelnen Gruppen ist ebenso bewundernswerth wie die Bewegung
der Massen. Die 0xforder Sammlung CRobinson No. I43J besitzt die Kreides Ek2kxYHkss
Zeichnung von Raphaels eigener Hand, welche die Akte der beiden rechts mit M Um
den Fluthen kämpfenden Soldaten zeigt.
VVichtig für die Kenntniss der technischen Versuche, die damals die Künsts Technische
ler beschäftigten, ist der Umstand, dass zwei der allegorischen SockelHguren, versuche.
welche die vGerechtigkeit:k und die nMilde CUnschuldPJci darstellen, nach dem
Recepte, für welches Sebastiano del Piombo damals Propaganda machte Toben
S. 598J, mit 0elfarben auf die Wand gemalt worden sind; bei der Ausführung
der übrigen Bilder aber kehrten Raphael7s Schüler zur Freskotechnik zurück.
Aus dem Konstantinssaale gelangt man in die Arkadengalerie, welche, urs Raph:ze1ss
sprünglich nach aussen geöffnet, jetzt durch Glasfenster geschlossen, an dieser imLZFi1T:s1.
Seite des DamasussHofes entlang läuft. Die Architektur der dreizehn, zwischen
Rundbogen eingespannten Kreuzgew6lbe rührt von Bramante her. Die dekos
rative Ausschmückung dieser vLoggienei aber übertrug Leo X. Raphael. Doch
verfertigte dieser auch hier nur die Zeichnungen, ja auch diese nicht alle selbit,
und über1iess die Ausführung, die er, da sie I519 vollendet war, O noch erlebte,
seinen Schülern. Selbst die mit Bister getuscl1ten und mit VVeiss gehohten
Federzeichnungen zu den Hauptbildern, welche in verschiedenen Samms wiH;,:ä1Izsm
lungen existiren, sind nur als AteliersEntwürfe anzusehen. Von Raphaels lHliiäi;x;:s
0riginalzejchnungen haben sich nur ganz wenige Lin XVindsor, in Oxford, in
der AlbertinaJ erhalten. 2J Gleichwohl ist die Gesammtdekoration durchaus Gef2::mt.
vom Geiste Raphaels durchweht. Die zweiundfünszig Hauptbilder füllen die dek0k2ki0n.
Kappenfelder der dreizehn Kreuzgewölbe. Die Pfei1er und alles übrige sind
auf7s reichste mit jenen 0rnamenten geschmückt, welche damals in engem
II Man sehe den von E..JViZM2 veröffentlichten Brief eines Zeitgenossen vom 27.Dec. Is19.
2J .4. Fz2isi2zge2s a. a. O. s. 328s329.