Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

650 
Viektes Buch. 
II. Abthei1ung. 
in Verbindung mit dem feier1icheren Ausdruck diefem Bilde eine religiöfe 
Weihe, in welcher sich die kirchlichere Gesinnung wiederspiegelt, die am Ende 
dieser Epoche auf dem lateranifchen Koncil zum Durchbruch kam. Doch ist 
das Bild wohl nicht ganz eigenhändig ausgeführt. O Die einzige sigurenreichere 
DieMa3iqm1a heilige Familie, welche hierher gehört, wird die :sMadonna del divino amorea 
ndZ:i1Z1k1:iim genannt und befindet sich im Neapler Mufeum; und auch hier bricht die kirchs 
1ichere Strömung sich Bahn: die Madonna faltet hinter dem Rücken des Kindes 
auf ihrem Schoosse die Hände und betet es an. Elisabeth und der Johanness 
knabe sind auch zugegen, die beiden Mütter sitzen traulich nebeneinander auf 
einer Bank in stattlicher Bogenhalle, in deren Mitte1grunde Joseph einsam 
fchreitet. Die Komposition ist sehr schön, die Ausführung scheint aber auch 
hier zum Theil kälteren Schiilerhänden überlassen gewesen zu sein. 
 Von den Altarblättern, die Raphael in dieser Periode gemalt hat, ist die 
dii.0keko. unter dem Namen der yMadonna di Loretoik bekannte Darstellung, welche 
Julius II. für die Kirche S. Maria del Popolo hatte malen lassen, nur in Kopien 
bekannt. Das Christkindchen liegt im Bette; erwachend streckt es die Aermchen 
nach seiner Mutter aus, welche den Schleier, mit dem es bedeckt war, empors 
hebt, während Joseph, auf seinen Stab gelehnt, mifsmuthig über ihre Schulter 
blickt. Zwei erhaltene, eigenhändig ausgefuhrte Altarblätter, die Raphael 
unter Julius 1I. geschaffen, aber zeigen ihn auf der Höhe seiner Kraft; die 1iMas 
donna di Fulignocc, welche I5II für die Kirche S. Maria Araceli in Rom ges 
malt worden war, sich später in einer Kirche zu Fuligno befand, jetzt aber 
eine Zierde der vatikanifchen Galerie ist, und die vMad0nna mit dem Fifchecc, 
welche sich ursprünglich in S. Domenico maggiore zu Neapel befand, jetzt 
aber ein Hauptbild des Madrider Museums ist. 
DiFM2q02ms  Die vMadonna di Fulignoci zeigt Raphae1s malerifche Qualitäten in ihrem 
d1FullgMi höchsten Glanze; die Komposition ist fchlicht, aber durch die verfchieden 
gerichteten Blicke der Heiligen von innen heraus belebt. Maria und das Kind 
in ihrem Arme blicken von den Wolken, auf denen sie in einer Glorie von 
Engelköpfen thronen, milde zur Erde hinab. Links unten kniet der h1. Frans 
ciskuS und schaut mit verk1ärter Inbrunst gen Himmel, während Johannes der 
Täufer, der neben ihm steht, zum Bilde hinausblickt und den Beschauer mit 
 erhobenersRechten zu der Erscheinung emporweist. Rechts kniet der Stifter des 
Bildes, Sigismondo Conti, der Geheimschreiber des Papstes; hinter ihm steht 
der hl. Hieronymus und empfiehlt ihn der Madonna, indem er sein Haupt bei 
rührt; in der Mitte aber steht ein nackter Flijgelknabe, welcher mit beiden 
Händen eine 1nschrifttafel hält. Das Erstaun1ichste an diefem Bilde ist die 
Energie der ma1erifchen Durchführung. Die vier Männer sind äusserst indivis 
duelI aufgefafste Charaktere, welche, ohne dass ihrer erhabenen Schönheit etwas 
vergeben würde, in Köpfen, Händen und Gewändern mit intenf1vstem Realismus 
durchgeführt sind; die Landschaft, in deren Hintergrunde über der Stadt man 
einen Regenbogen und eine Caufsverschiedene Weife erklärte; Feuerkugel 
f1eht, ist in der Glut und Klarheit der Farbe von einer Wahrheit der Naturs 
anfchauung, die fpäter nur wenige Landfchafter von Fach erreicht haben; die 
Exemplar 
Bef1tze 
im 
Jc7oZ5ii2jwzCv. 
BrieAiche Mittheilung
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.