649
Herz; eigener Hand zeigt. II Endlich ist das Porträt einer feurigen, aber fchlichs
ten, halbnackten Schönen, der fog. s:Fornarinaa, zu erwähnen. Von den 1F2i. i32F1T2.
meisten Kennern wird das Exemplar der Galerie Barberini in Rom für echt Halm Rom.
gehalten. D
In den religiöfen Galeriebildcrn diefer Epoche wiederholte Raphael mit ITt;IliF33fe
geringen Variationen die Motive feiner ilorentinifchen Madonnen und heiligen
Familien; doch wurde die Auffaffung jetzt weihevoller, die Behandlung breiter
und fiofflicher, die Färbung naturalifiifcher, und in der Landfchaft verfchwinden
die konventionellen peruginesken Bäume und kommen immer treuere Naturs
ftudien zum Vorfchein. Das einfache Motiv der Mutter mit dem Kinde zeigen
nur noch wenige diefer Bilder, von denen dasjenige der Bridgewater Gallery D5sKä:I0DD8
zu London CLord EllesmereJ am bekanntefien ift. Um fo zal11reicher lind die BYkädaHF;:;1ss
Bilder, welche die Madonna, das Chriftkind und den kleinen Johannes zeigen.
Von diefen fch1iefst die noch ganz Horentinifch gedachte vMadonna aus dem
Haufe Albas: in der Petersburger Galerie sich in ihren fch1ichten Motiven an die Alba.
vSchöne Gärtnerina an, während ihre RundsKompof1tion als folche zur Madonna
della Sedia hinüber1eitet, wie lich die Entwürfe beider Bilder denn auch auf
einem und demfelbenB1atte des LillerMufeums befinden. Den römifchen Hinters
grund verräth die breiter aufgefafste Landfchaft des Petersburger Bildes, und
unverkennbar römifchen Charakter trägt auch die Ruinen1andfchaft der vMas Di:JiH:r:v8
donna mit dem Diademcc im Louvre zu Paris. Sehr fchön ist die
Aldobrandinicc der Londoner Nationalgalerie, eine frei und grofs bewegte, AlZY3rans
frifch und wahr gefärbte DarPcellung, welche durch die ftattliche Rundbogens
l1alle, die f1e umrahmt, einen Zug monumentaler Würde erhält. Zu diefer
Gruppe gehört aber auch das weltberühmte Rundbi1d der vMadonna
Sedia:i im Pal. Pitti zu Florenz. Auf einem Seffel CsediaJ f1tzt die mit dem
römifchen Kopftuche und einem buntgemufterten schultertuche angethane
glückliche Mutter, blickt mit dem Ausdrücke zärtlichen Stolzes den Befchauer
an und drückt den Knaben, der auf ihrem SchooiIse iitzt, feft und innig an
f1ch, während der kleine Johannes mit anbetend gefalteten Händen feitwärts
fteht und f1cl1 hier vom dunklen Hintergrunde abhebt: ein rein menfchliches
Bild fiifseiten Mutterglückes, wunderbar fchön in9s Rund komponirt, prächtig
in der Hotten und doch forgfaltigen malerifchen Behandlung. Nahe verwandt
iPc die yMadonna della Tendakc in der Münchener Pinakothek Cnicht eigens
händige Wiederholung in der Turiner GalerieJ. Der halb zurückgefcl1lagene
Vorhang CtendaJ, von dem f1ch ihr edles Prof1l unter dem Schutze eines oranges
farbenen Kopftuches abhebt, iPc grün, ihr Kleid hellroth, ihr Mantel blau; die
Fleifchtöne find warm, das Kolorit Hi gefund, der malerifche Vortrag breit
und f1cher. 3J Hier fch1iefst lich fodann die feierlichsfkrenge Kompof1tion der
dsMadonna mit den Kandelaberncc im Befitze der Erben Munro zu London an. DI;1;ksä1F;svs
Die beiden Kandelaber, welche hinter Maria7s Schultern brennen und die beis I1CaY;c3;s
den Engelköpfe, welche hier an die stelle des kleinen Johannes treten, geben