Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

ita1ienifc11en Malerei. 
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der Evangelist und Jakobus der ältere, Moses und David, Laurentius und Stes 
phanus, Jeremias und Judas Maccabäus. Es ist eine feierlich strenge Koms 
pos1tion, die in ihrer erst leicht gelösten Symmetrie die höchste Stufe ihrer 
Vorgängerin in san Severo Zu Perugia Toben S. 631J ist, zugleich die höchste 
Stufe der Anordnungsweise, welche uns zuerst in der frühchristlichen Mosaik 
der Kirche S. Pudenziana in Rom Toben Bd. I, S. I6IJ entgegentrat. Die Vers 
satnrnlung im unteren Theil des Bildes aber tagt auf breiten Treppenstufen 
vor einer feinen Hügellandschaft; der Altar mit der Monstranz, welcher in der 
Mitte steht, theilt sie in eine rechte und eine linke Hälfte. In der nächsten 
Nähe des Altars stehen zwei würdige Männergestalten, deren lebhaft demons 
strirende Geberden den Anlass zur Benennung des Bildes gegeben haben; 
dann folgen die vier grossen Kirchenväter, zwei an jeder Seite; eine mächtige 
geistige Bewegung pulsirt hier im Mittelpunkte des Bildes und pflanzt sich in 
allmählich ruhiger werdenden VVellenschlägen durch die ganze Versammlung 
bis zu den äussersten Gruppen fort. Das Ganze ist im Grunde nur eine ers 
weiterte und in die Breite entfaltete vSanta Conversazionecc der alten Art; 
aber gerade eine solche vhei1ige Unterhaltung:c eignete sich auch vortrefflich 
zur Veranschaulichung der Religion oder der Theologie; und nie ist dieser 
Gegenstand mit einer solchen Fülle der gr0fsartigsten, lebendigsten und indis 
viduell verschiedensten Charaktere, mit einem solchen Reichthum schön durchs 
komponirter und harmonisch an einander geftigter Einzelgruppen, mit einer 
solchen Macht höchsten und reinsten Lebens ausgestattet worden, wie hier. 
Die ganze Komposition wird durch ein strenges, in Linien nachkonstruirbares, 
mathematifches Schema 1J gebunden, welches Ruhe und Majestät verleiht; zus 
gleich aber sind alle Einzelheiten, ist jeder Kopf, jede Hand, jedes Gewands 
fti.ick frei, energifch und lebendig durchgebildet; und die Färbung des Ganzen 
ist klar und hell und doch voll tiefer, warmer Pracht. Die Handzeichnungen, 
welche die Entwicklungsgeschichte der Komposition illuftriren, befinden sich 
u. A. in Oxford, in VVindsor, im British Museum, im Louvre, im Städel7schen 
Institut zu Frankfurt, in der Albertina zu Wien und beim Herzog von 
Aumale. 
2. Die Philofophie. Oben, im Deckenmedai1lon f1tzt die edle Gestalt .D;2  
der vPl1ilosophiakc mit Büchern beladen auf einem seffe1, deffen V0rder1ehnen ZPHlZ;rZHITIT. 
die vielbrüflige Diana der Ephefer Vorfiellen. Das dazu gehörende Zwifchens J,,ZsFkf11T,IJI. 
bi1d bringt hier ausnahmsweife keine hiftorifche, f0ndern eine zweite alleg0rifche zwZZT2,,. 
DarFce1lung: wir fehen die ::APrron0n1iecc sich in Gestalt eines VVeibes über  
einen sterneng10bus beugen. Das untere Hauptbild iPc unter dem Namen der DzFiYIj,.,1e 
ysc11u1e von Athen:k belcannt.2J Die Philofophenfchule ist gemeint. Ihre YOU Amen. 
beiden Häupter waren bekanntlich Arifioteles, der Rea1ifi, und Plato, der 
Idea1iPc. Jener war der Hort der feh01afiifchen Phil0fophie des Mitte1a1ters 
gewefen, diefer hatte in der Renaiffancezeit eine neue Gemeinde gläubiger 
Verehrer gefunden; die kliigften der HumaniftensWeifen aber vertheidigten 
die Gleichberechtigung der beiden grofsen Pole phil0f0phifcher Weltans 
m 
II JJ. Firma in E. G2sf7;zy2i1.y osKiinfi:ler und Kunfkwer1ccc, II CI867J, S. I69 ff. 
2J fJ. JJczWe7,.s s2Ita1ienifche stuc1ienes, Brat1t1fchweig I879, s. I95 IT. ff.  abweichende 
 die fchwer1ieh noch. jemand theilen wird, in feinem o:Leben RaphaelScs S. I98s241, 
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