Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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Viertes Buch. 
Abt11ei1ung. 
feiner herrlich dargestellten Nacktheit die Bewunderung der Künstler, gab jedoch 
den Mönchen von S. Marco solches Aergerniss, dass sie ihn nicht bei sich duls 
deten. Das Bild kam später nach Frankreich und galt lange für verschollen; 
doch wird neuerdings behauptet, es befinde sich im Privatbesitze zu Bezenas.1J 
Im übrigen blieb Fra Bartolommeo sich sebst getreu, und die Hauptwerke 
feiner letzten Lebensjahre lind zugleich überhaupt feine grössten Meisterwerke. 
Das nach. Das grosse Gemä1de, welches die Signoria für7s Rathhaus bestellte, blieb leider 
hMWd. unvollendet; die braune Untermalung aber, welche in den Uffizien erhalten 
ist, gehört zu den grossartigsten Altarkompositionen der Welt: in einer 
herrlichen Marmornische thront Maria mit dem Christkinde; hinter und 
über ihr sitzt Anna, ihre Mutter, und hebt die Hände zu der Engelglorie 
empor, die oben sichtbar wird; der kleine Johannes naht zu Füssen der Mas 
donna; nackte Englein sitzen an den Stufen des Thrones, und rings umher 
lind die zehn florentinischen Hauptheiligen in den mannichfachsten Stellungen 
gruppirt. Auch den lehrreichen ersten Entwurf zu diesem Bilde, welcher alle 
diese Figuren nackt zeigt, bewahren die Ussizien. Bezahlt wurde das Bild 15I3. 
Gemziide Dem Jahr 15I4 gehört der mit vier Fresken in einen Rahmen gefasste Christus 
dcizf.J,M mit dem Kreuze in der Florentiner Akademie an. Im Jahre I sc 5 entstanden 
ists. drei Hauptwerke Fra Bartolommeo7s: die :sMadonna della misericordia:c in der 
städtischen Galerie zu Lucca, die Verkündigung im Louvre zu Paris und eine 
:5:e3. hl. Familie in der Petersburger Eremitage. Dem Jahre I5I6 gehören die hl. 
Familie im Pal. Corsini zu Rom, die Darstellung im Tempel der kais. Galerie 
zu Wien und das majestätische Bild des Auferstandenen mit den vier Evanges 
listen in Pal. Pitti an, welches gleich grossartig im pyramidalen Aufbau, im 
F1uss der Gewänder und im geistigen Ausdruck der Köpfe erscheint CFig. 354J. 
Auch die hl. Familie des Pal. Pitti und die herrliche Himmelfahrt Maria, welche 
von Prato in,s Museum von Neapel kam, stammen wohl aus dem Jahre I516. 
Dis i;sw7iz Zu den allerletzten Bildern des Meisters aber gehört die Beweinung Christi 
iiiiniY21Fiisiiiii. im Pal. Pitti. Hier sehen wir den Leib des Heilands halb aufgerichtet in den 
Armen der drei Frauen: den dramatischsten Moment, den der grosse Dominis 
kaner je gewählt, mit klassischer Ruhe, in vollendeter Linienschönheit und voll 
tiefster Empfindung zum Ausdruck gebracht LFig. 355J. Die Heiligen Petrus 
und Paulus, welche Bugiardini zur vermeintlichen Vollendung dieses Bildes 
hinzugemalt hatte, sind später wieder entfernt worden. Auf diesem Wiege forts 
schreitend, hätte Fra Bartolommeo sich vielleicht zu einer vierten, innerlich 
und äusserlich bewegteren Stilperiode aufgeschwungen, wenn der Tod ihn nicht 
in seinem besten Mannesalter dahingerafft hätte. 
FksPs0ii:2s. Von seinen Mitarbeitern find Fra PzwZiyw von Pistoja  und 
.x1sJm7ioZro x4Zz5xs;sZzJzxsZZ2i  bereits genannt worden. In Bezug auf den 
ersteren, dessen Werke in den toskanischen städten nicht selten sind,2J von 
dessen Hand aber auch Z. B. das erwähnte Bild der Wiener Galerie von I5Io 
gemalt zu sein scheint, sei nur noch bemerkt, dass er der Erbe des künsts 
lerischen Nachlasses Fra Bartolommeo7s war, eines Schatzes, auf dessen Auss 
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