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Viertes Buch.
Abthei111ng.
thront, von Seraphsköpfen umschwebt, in der Mitte; zu feiner Rechten Maria;
neben ihm in perspektivisch vertieftem Halbkreis die zwölf Apostel, sechs zu
feiner Rechten, sechs zu feiner Linken. Hier ist jede Gestalt frei und gross
aufgefasst und doch von eigenem inneren Leben erfüllt; hier ist die Gefammts
anordnung durchaus fymmetrifch und doch im einzelnen wieder frei verschoben,
streng m0numental und doch von natürlichster Schönheit.
wekkereinek Die zweite Periode der Kunst Fra Bartolommeo7s beginnt nicht uns
IFTkiiFZT. mittelbar nach feinem Eintritt inls Kloster, fondern erst nach fast fünfjähriger
Pause sI504J und dauert bis zu der Auflösung feiner gemeinsamen Werkstatt
sehe mit Mariotto CI5I2J. Das erste Gemälde, welches er nach der Unterbres
i:2aFiHi1Zki2k chung schuf, befindet f1ch in der Akademie zu Florenz und stellt die Vision
cÄkademHs des hl. Bernhard dar, dem die Jungfrau erfcheint; es ist ein zart aufgefasstes,
fein durchgeführtes Bild, welches immer noch nicht die freie Breite der fpätes
ren Zeit des Meisters zeigt. In die Zeit vor feinem Vertrag mit Mariotto
Albertinelli fallen dann wohl noch die berühmte, halb an Leonardo, halb an
s51;1MIs;;1rs Raphael erinnernde hl. Familie Lord Cowper,s zu Panshanger, die majestätifch
ioF1ors1s2, zwischen vier Heiligen thronende Mad0nna in S. Marco zu Florenz und die
Es. Mmo,. beiden durch die venezianifche Reife des Jahres I508 beeinflussten Gemälde
so Lucca in Lucca, nämlich die fchöne Darstellung der Erscheinung des himmlischen
Wär. Gan, Vaters in der städtifchen Galerie und die Madonna zwischen Johannes dem
in Lucca Täufer und dem hl. Stephan im Dome CFig. 353J. Hier ist Fra Bartolommeo
Oom9i schon ganz er selbst. Freilich hat die Komposition immer noch etwas knofpens
haft schüchternes; aber die einzelnen Gestalten find frei und voll; und trägt
der schöne lautenfpielende Engel zu Füssen der Madonna des Dombildes auch
noch ein Kleidchen, so schämen die allerliebsten Flügelputten, welche ihr die
Krone über dem Haupte halten, sich doch nicht mehr ihrer kindlichen Nackts
Bi1d9kd2k heit. Unter den Bildern aus der Zeit der Gemeinschaft Fra Bartolommeo7s
gevl9TITFZTTn und Albertinelli7s müsfen wir diejenigen, welche durch das Werkstattsmonos
gramm Czwei in einandergeschlungene Ringe mit dem KreuzeJ als gemeinfame
Werke gekennzeichnet sind, an denen auch Fra Paolino, der Gehülfe der
Meister, mit gearbeitet haben mag, von den Bildern unterfcheiden, die Fra
in Ha Bartolommeo ganz unter seinem eigenen Namen in die Welt schickte. Die
ks,c28:kikfssJ, Grenze ist hier freilich fchwer zu ziehen. Doch erscheinen als Bilder der erstes
ks:n1v12FT1.J, ren Art z. B. die Mad0nna zwischen Petrus und Paulus in S. Caterina zu Pisa,
so;i.FookYh.z die Verkündigung in S. Madeleine zu Genf CI51IJ, die Madonna der Galerie
kF2iIoZFZTiJBorghese in Rom CI51IJ, die heil. Familie des Pa1. Corf1ni zu Florenz CI511J,
kkYir.wcET1i.z, die Muttergottes zwischen sechs Heiligen in der kais. Galerie zu VVien C1510J,
die vekmkih1ung der. h1. Katharina im Pa1. Pitki zu F10kenz c1512z und die
CjFk,,ZfJJI;I Himmelfahrt Mariä im Berliner Museum; dagegen als ein Bild, das im wesents
131. 1ichen für Fra Barto1ommeo7s Eigenthum zu gelten hat, Z. B. die grofsartige
ik22aI.0IHIT. Vermählung der hl. Katharina im Louvre Zu Paris C15IIJ, die wegen der Lebens
digkeit der Gestalten und wegen der Einheitlichkeit der myftischsgeistigen.
Stimmung zu des Meisters fchönsten Werken gehört. Auch sind dieser Periode
Fkssk2k. ik. einige feiner gelegentlichem Fresken im Kloster san Marco zuzurechnen; z. B.
2EiF1ilTZ2O2. die Darstellung Christi als Pilger7s mit den beiden Jüngern auf dem Wege nach
w2kkps2iH2k Emmaus im Bogenfelde über der Eingangsthür des Refektoriums.
zII,JzJJ;, Die dritte Periode der Kunstthätigkeit Fra Bartolomeo7s umfasst die