Miche1ange1o7s
Zeitgen0ffen
F10rc5nz.1J
Die beiden gröfsten florentinifchen Meifter der Blüthezeit kehrten ihrer
Vaterftadt den Rücken; Leonardo trug den florentinifchen Stil nach Mailand,
Michelangelo brachte ihn nach Rom. Andere, welche diefen genialen Bahns
brechern an künst1erifchen Qualitäten nahe kommen, an Produktivität auf dem
Gebiete der Malerei überlegen find, behalten den Schwerpunkt ihrer Thätigs
keit in Florenz; und diefe bilden daher im eigentlichsten Sinne des Wortes
die florentinifche Schule der goldenen Zeit.
Der einHufsreichste Meister diefer Reihe ist l777z der nicht FlJmBstt0s
nur in Florenz dem freien Stile des Cinquecento praktifche Geltung verfchaffte, Sess1YFiYT
fondern auch für ganz Italien zu den Führern der neuen Richtung gehörte.
XVerden wir doch fehen, dafs kein Geringerer als Raphael ihm einen Theil
feiner Gröfse verdanktl
Als Sohn eines Fuhrmanns im Jahre 1475 in soder beiJ Florenz geboren 3J Sein Leben.
wurde er von der am Thor gelegenen Wohnung feines Vaters zunächst unter
dem Namen lZ:zcxzix2 Ctoskanifche Kofeform für BartolommeoJ cZcsZZrx Pw72z bei
kannt. Sein Meifter wurde Cosimo R0felli soben S. I84J, in deffen WVerkftatt
er mit feinem Mitfchüler, Mariotto Albertinelli, der fpäter fein Theilhaber
wurde, einen FreundfchaftSbund für7s Leben fchlofs. In den neunziger Jahren
wurde Baccio der begeiftertste Anhänger des reformatorifchen D0minikaners
Savonarola und nach deffen Flammentode s1498J trat er sI500J, einem Gelübde
getreu, felbst in den Predigerorden ein. Als Dominikanermönch hiefs er dann
Bartolommeo; und als Fra Bartolomme0 leitete er im Kloster san Marco zu
Florenz ein Atelier für Altarbilder, deffen Mitarbeiter Mariotto Albertinel1i
von 1509 bis I512 war.4J Fra Bartolommeo verliefs fein Kloster nur noch,
um kürzere Reifen zu machen; I508 war er in Venedig; fpäter unternahm er
eine Reife nach Rom; feiner Gefundheit wegen verbrachte er die Sommers
monate der Jahre I514, 1515 und I5I7 im LandsHofpita1 zu Pian di Mugnone.
Er starb am 6. 0ct. I5I7.
Von Rofel1i hatte Fra Bartolommeo sich bald emancipirt. Perugino7s eins dFF;s;
fachere Komp0f1tionsweife und wärmere religiöse Inbrunst beeinflufsten ihn. g g.
Leonardo7s gröfsere Formenauffaffung und ma1erifchere Pinfe1führung thaten
das ihre dazu. Den grössten Antheil an Fra Bart0lommeo7s künftlerifcher
Entwicklung zu den Vorzügen feiner besten Werke hatten aber offenbar der
Ernst und die WVahrheitsliebe feiner eigenen Natur, verbunden mit einem ans
geborenen Schönheitsgefühl reinsten Waffers.
O Cw2w A. Czzsz2izZmJeZZZ, A new history of painting in Ita1y, Vol. III, p. 427g587; deutfcl1e
Ausgabe von M. JQ;m7em, IV, p. 439s597.
2J 7sZJM7. CEcl. Mil.J IV Cl879J, p. l75ss2l5. Pater IZi22c. JllzzJExJ2eJe.s Me1n01sie dei piü insigni
pittori etc. Domenicani j4. Aufl. Bologna II, cp. Is8. E. FmJ2Z2: Frei. Bartolon1me0
della Porta, RegenSburg 1879. E. J,27x4e in Meyer7s Künfiler1exilcon, Bd. III, S. 63ss73s
3J Die Entdeckung des richtigen GeburtSjal1rs verdankt man G. JlfiZe:22gL. Dafs der Meister bereits
in Florenz geboren, sucht dieser F0rfcl1er im Kommentar feiner Vafariausgabe IV, p. 205ss209 zu
beweifen.
4J Der Theilungsvertrag ihrer ;;C9mpagHja akkisticg,c: vom F. Jan. 1512 im Anhang des 2. Bandes
von JlJ:zyclzeJZ und. bei E. FmJ2Zz a. a. O. S. 247.