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Viertes Buch.
Abtheilu11g.
seik3H:chs In der 0elmalerei auf die Mauer fah Sebastiano seit diesem Erfolge die
vT1kFuch1T:. Monumentalkunst der Zukunft. Vergebens fuchte er freilich Michelangelo für
sie zu interessiren, vergebens ihn zu zwingen, das jüngste Gericht unter seiner
Beihülfe in diefer Technik auszuführen; feine Freundfchaft mit Michelangelo
ging darüber fogar in die Brüche. Er selbst aber machte, nachdem er die
gröfseren Aufgaben, welche ihm in anderen römifchen Kirchen gestellt worden
waren, unvollendet im Stiche gelasfen, auf eigene Hand Versuche, auch für die
Tafelmalerei in Oel die Grundlage von Holz oder Leinwand durch den dauers
Stein zu ersetzen. Auf Schiefer ist z. B. fchon die unvollendete hl.
ikiNsape1, Familie des Neapler Mufeums gemalt, welche besonders interessant ist, weil
sie einen vorübergehenden Einfluss Raphaels auf Sebastiano beweist. Als Leins
wandbild ist von feinen späteren, in den Formen stets an Michelangelo erins
2uk1,kii1s nernden, in den Farben aber immer schwerer werdenden religiöfen Werken
YT2Iisks, nur noch die gewaltige, aber kalte Darstellung der Begegnung der Frauen von
2ukHo12 152I im L0uvre hervorzuheben. Auf Holz gemalt find das erschütternde
is F10keki2, Martyrium der hl. Agatha von I520 im Pal.sPitti zu Florenz und, von noch
fpäteren Bildern des Meisters, der :sChristus in der Vorhölleci und der yChristus
in M2dkid, auf dem VVege nach Golgathaa im Madrider Mufeum, sowie eine Wiederholung
is Dkesdeii, des letzteren Bildes in der Dresdener Galerie. Auf Schiefer oder anderen
sur Stein Stein find dagegen die ganz fpäten Darstellungen des Schmerzensmannes mit
ip M2dkid, dem Kreuze im Madrider Museum und in der Petersburger Eremitage, fowie
1,nhiiF;J5. die Beweinung Christi des Berliner Mufeums gemalt.
M Berlin, Der gleiche Entwicklungsgang wie in feinen religiösen Tafelbildern lässt
BFF;:;Ze sich auch in feinen Bildniffen verfolgen, nur mit dem Unterschiede, dafs er
.f1.ch auf diesem Gebiete, als er zu Michelangelo überging, auf eigene Füsse
H1zä:aLziFFli:;. stellen mufste. Das ungemein reizvolle, weich und tonvoll gemalte weibliche
Rapä;:;7sin Brustbild der Uff1z1en zu Florenz CNo. II23, Le1nwandJ, welches früher für
c1cx2Uskizien. Raphaels Fornarina galt CFig. 35oJ, jetzt aber von allen Kennern als Werk Sei
bastiano7s anerkannt ist, trägt die Jahreszahl I512 und dementsprechend den
venezianifchen Charakter feiner ersten römischen Periode. Ihm fchliesst sich
Izi1dxiirre das vornehme Frauenbildnifs in der Sammlung des Herzogs von Marlbor0ugl1
in B1eshsim,zu Blenheim bei Oxford an. Dann folgen die Bildniffe verschiedener Papste,
in denen er f1ch, allmählich wachsend, einer immer grösseren und festeren
Ausprägung der Form, einer immer plastischeren Modellirung befleifsigt, wähs
rend die einstige Farbigkeit f1ch Zu einer immer ernsteren, fchlichteren Tons
malerei entwickelt. Zweimal hat er Hadrian VI. gemalt, einmal allein CMufeum
Neapel, LeinwandJ, einmal mit zwei Prä1aten CPrivatbef1tz, London, HolzJ.
,Wiederholt hat er Clemens VII. porträtirt. Echt ist Z. B. deffen Prof1lbild im
is Ne2ps1, Museum von Neapel CSchieferJ, echt feine fegnende Gestalt nebst dem Prälaten
in P2ism:i, im Mufeum von Parma CSchieferJ. Eine Hauptleistung aller Zeiten auf dem
Gebiete der Porträtmalerei ift fodann Sebastiano7s vornehmsgrossartiges Knies
bild des Dogen Andrea Doria im Pal. Doria zu Rom; und Prachtbilder find
zu Arezzo; das Porträt Aretin0Is im Stadthaufe zu Arezzo, ein männliches Bruftbild im
im Pa1.Pitts.. Pal. Pitti zu Florenz, die Darstellung einer Dame mit den Attributen der hl.
isYnLl;i;1gi;:: Agatha in der Londoner Nationalgalerie und das Bildnifs eines Kardinals in der
barg, Petersburger Eremitage. Zwei männliche Bildniffe von feiner Hand bef1tzt die
is 13ek1iki. Berliner Ga1erie; und auch von ihnen ist das eine auf Schiefer gemalt.