Die Bliithezeit der
italienischen Malerei.
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feinen Schülern nach feinen Zeichnungen ausgeführt, in der Regel aber nur
K0pien. Die WVerke, welche feine Schüler notorisch unter feinen Aufpicien
gemalt haben, werden wir fpäter kennen lernen. Hier müffen wir nur noch
einen Blick auf einige Kompositionen des Meisters werfen, die f1ch theils in
Zeichnungen feiner eigenen Hand, theils in Stichen oder in Gemälden uns
bekannter Hand erhalten haben.
Zunächl7c mag einiger durch Vafari und C0ndivi beglaubigter K0mpof1tionen F:zsk;3;13Ttj
gedacht werden. In feiner ersten römifchen Periode zeichnete er einen nicht
erhaltenen Karten der Stigmatifirung des hl. Franciskus; während feines letzten
Aufenthaltes in Rom fchuf er eine Anzahl von Blättern für feinen jungen
Freund T0mmaso Cavallieri und für feine berühmte Freundin Vittoria Colonna.
Den erfteren zeichnete er felbft in Lebensgröfse, nach Vafari das einzige
Bildnifs, welches er je gefchaffen; und für ihn zeichnete er einen Ganymed,
den der Adler des Zeus durch die Luft entführt,1J einen Tityos, dem der
Unterweltsgeier die Leber zerhackt,2J einen Sturz des Phaeton3J und ein
Kinderbacchana1.4J Für Vittoria aber zeichnete er z. B. die Muttergottes unter
dem Kreuze mit dem von zwei Engeln gehaltenen Leichnam Chriiti,5J einen
Heiland am Kreuz Von gr0fsartiger Wucht der Körperbildung mit zwei weis
nenden Engeln voll leidenfchaftlichen Lebens CI und einen Christus mit der
Samariterin am Brunnen. 7J Eine Zeichnung des Gebetes Chrifti am 0elberg
fand fich im Nachlafs des Meifiers.8J. Ferner fchliefsen f1ch hier noch zwei
Komp0f1ti0nen an, welche aus inneren Gründen auf Michelangelo zurücks
geführt werden; zunächst das fog. vGötterfchiefsenkk: fchöne, mafsvoll ges
haltene JünglingsgePcalten faufen aus der Luft herab und zielen fchwebend,
laufend oder knieend nach einer Herme, vor der ein kleiner Liebesg0tt fchläft; 9J
f0dann oder Traum des menfchlichen Dafeinskc: ein nackter Jüngling
f1tzt, in echt miche1angelesker Stellung über eine VVeltkugel gelehnt, auf einem
vorn offenen, mit Masken gefüllten Kalten, während a1legorifche Phantaf1es
gebilde ihn umfchweben.10J Auch gehören die Komp0f1tionen einiger heiligen
Familien hierher.UJ Sehr fraglich ift es, ob die ssParzencc im Pal. Pitti zu Florenz
O Die Kohlenzeichnnng foll f1ch unter Leonardo7S Namen im Louvre befinden, von Ad. Braun
unter No. I 33 photographirt. Auch in einem alten anonymen Stich ist die Ko1np0f1tion erhalten und
in einem 0e1bild der kaif. Galerie zu Wien.
2I K0pien der Zeichnung in den Ufjizien CGoti:i a. a. O. P. 73J. Stich von N. Beatrizet C16. Jahrh.J:
Bartfch CBd. XVI, 39.
3J Zeichnung desfelben GegenH:andes in VVindf0r Calile. Stich von Beatrizet, B. 38.
4J Zeichnungen dieses Gegenstandes in VVindfor CaPcle und in Oxford. Stiche von Beatrizet CB. 40J
und Aen. Vico CB. 48J.
5J Stich von G. B. Cava11eris. Anders die Kohlenzeichnung im L0uvre, eine RothPciftzeichnung
in der Albertina. Eine Kreuzabnahme in Oxford.
6J Alter anonymer Stich und. Cnicht eigenhändigeI Zeichnung in Oxford.
7J Stich von Beatrizet, B. 17.
8J Ge1nälde darnach in der kais. Galerie zu VVien und in der iGal. Doria zu Rom.
92 TufchZeicl1nung mit Michelange1o9s Namen von Raphael7s Hand in der Brera zu Mailand.
RöthelZeichnung in Windfor Caik1e. Alter Stich ohne stechernamen. Al fresco ausgeführt Voll
Raphael7s Schülern, jetzt in der Ga1. Borghefe zu Rom.
IOJ Zeichnungen bei Herrn Robinf0n in London nnd Cnicht eigenhändigJ im VVeimarer Museum.
Gernälde in der Londoner Nati0nalga1erie und in der kaif. Galerie zu VVien.
III Z. B. in den Pa1äLten Sciarra und Corlini in Rom und in der kaif. Galerie Zu Wien.
Geschichte d. 1x2212kei. I1. 38