Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

Drittes Buch. 
Abthei1ung. 
F.riIer Abfchnitt. 
Das GegenPcück, Chrilti Auferstehung. im Hintergrunde die Hin1melfahrt, ist in 
Niim1,ckg. der Morizcapelle zu Nürnberg. Mit vollem Rechte haben endlich Crowe und 
1x1ikH21.2.2, Cavalcafelle Dirk in einem Altärchen der Münchener Pinak0thek wiedererkannt, 
das bisher für JMmzZi22x galt. Auf dem Mittelbi1de, der Anbetung der Könige, 
ist wieder die Stille und Schlichtheit des V0rgangs charakterilIifch. Maria 
erfcheint hausmütterlich befcheiden, fast wehmüthig faltet der alte König, der 
vor dem Kinde kniet, die Hände, mit dem höchsten Ernft nimmt Jofeph das 
Prachtgefäfs aus den Händen des zweiten Königs in Empfang. Die Kopftypen 
Dirk,s find unverkennbar. Auch das Landfchaftliche ifi wieder von befonderer 
Schönheit. Wie auf dem Mittelbilde der Vordergrund auf das feinfie durchs 
gebildet ist, die RofenPcaude, die Pufiblume vor dem alten Gemäuer, die fchwarze 
Schnecke die auf demfe1ben kriecht und ihre fch1eimige Spur hinter f1ch läfst, 
fo ift auch die Fernlicht vortrefflich. Noch meifkerhafter find die Landfchaften 
auf den Flügeln. Links steht Johannes der Täufer auf dem Wiefengrunde 
neben einer Quelle in einer Felfenfchlucht, von der f1ch der freundlichfte Blick 
auf ein Städtchen am Waffer eröffnet. Rechts trägt Chriftoph0rus den ChrilIuss 
knaben durch die wildbewegte Fluth zwifchen fchroffen Felfenufern. Die 
Wellen find hier noch etwas fchematifch behandelt; Studien auf Pcürmifcher 
See hat der Künstler noch nicht gemacht; aber unübertroffen ifl: die warme 
Abendftimmung mit der untergehenden Sonne in der Ferne. Die Gefammts 
wirkung ift eine hoch poetifche1J. 
Hans 
Mem1inc. 
MemH1,C, Der gröfste Meister der nächsten Generation, deren Thätigkeit bis gegen 
 des I 5. Jahrhunderts reicht, ift J77xZ72.v MmzZi7zc2J. seine Herkunft und 
fein Geburtsjahr find nicht ermittelt; wahrfcheinlich war er von deutfeher Abs 
kunft, denn fein Vorname kommt urkundlich stets in der deutfchen Form Hans, 
niemals in der Hämifchen Jan vor. Auch ifi an feinem Wohnorte Brügge von 
einer Familie Memlinc weiter keine Spur zu finden. Aber mehr als das läfst 
lich nicht erweifen. Hiftorifeh nachweisbar iIt er für uns feit dem Jahre I478, 
in welchem er ZuerPc urkundlich in Brügge vorkommt. Er war damals viels 
leicht fchon feit längerer Zeit dort anfäf1ig und erfcheint als ein wohlhabender 
Mann und Bef1tzer mehrerer Häuser; im Jahre 1480 betheiligte er lich bei einer 
Anleihe, welc11e die Stadt für die Kosten des Krieges zwilchen Maximilian 
und Frankreich bei den Bürgern machte. Er war mit einer Frau Namens 
Anna verheirathet, die er im Jahre I487 verlor. Er felbfl: Aarb vor dem 
1J Litl10grapl1irt von .57J7ix;2eJs im BoifferCEe7fche11 Galeriewerlc,  Gell:. bei E. FJ2JXZeX, Denks 
male, V.  Auch die Krönung der Maria in der Akademie zu Wien shat WVaagen Wohl richtig dem 
Dirk zugekcl1rieben.  Zwei gröfsere Runclbilder, J0fepl1S Verkauf durch feine Brüder und fein Vers 
ka11f an Potiphar, früher in der Abel7fche11 Sammlung, befinden lich jetzt im Mufe11m zu Berlin, find 
aber nicht ausgesiellt. 
2J ;yHen1lingkc kaufte il1n im vorigen Jahr11undert Descan1ps, der die altertl1ii1nliche aber nicht 
ungewöl1nlicl1e Form der 1nitiale M auf feinen Infcl1riften falfcl1 interpretirte. Die Sc11reibart des 
Namens ift verfchieden: Memlinc, Men1elinc, Memmelyncgl1e u. f. W.
	        
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