Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

B1iithezeit der 
ita1ienifchen Malerei. 
mahles und der Madonna, wie ungenirt I.uini auch jetzt noch gelegentlich 
Reminiscenzen aus VVerlcen Le0nardo7s verwerthete. Dafür aber fehen wir ihn 
in der Hauptdaisftellung, der grofsen Paffion an der Vorderfeite der von drei 
Rundbogen getragenen Scheidewand zwifchen dem Cl1or und dem Schiffe, in 
feiner vollen Eigenart. Es ift fein umfangreichites Werk, klar fymmetrifch in 
der Anordnung der drei hohen Kreuze und der römifchen Säulenhallen des 
Mittelgrundes, aber in der Erzählung der Vorgänge während, vor und nach 
der Kreuzigung von fo figurenreichem Gedränge, dafs der Befchauer einige 
Zeit gebraucht, um fich die Gruppen der Reiter, der Kriegsknechte, der Leids 
tragenden und der Zufchauer klar zu Vergegenwärtigen. Die Einzelm0tive 
find jedoch von höclifter Schönheit CFig. 336J. Wie lebendig ift die Gruppe 
der Kriegsknechte, die um Cliriiti Rock würfelnl Wie edel iind pathetifch find 
die Geftalten des Johannes und der Magdalena am Fufse des Kreuzes aufs 
gefafstl XsVie tief ergreifend kommt der mildverlclärte Schmerz in der Frauens 
gruppe, die um die zufammenbrechende Maria befchäftigt ift, zum Ausdruckl 
Endlich fehuf der Meister theils vor, theils nach feinem Aufenthalte in I.us   
gano die Fresken in der Kirche S. MauriZio CMonastero maggioreJ zu Mais 2sMsi18vds 
1and. Hier ist freilich lange nicht alles eigenhändige Arbeit; aber die besten  
Bilder des Cyklus zeigen Luini in feinem besten Lichte. 
Von den zahlreichen Tafelbildern des Meifters können hier nur einige E;;TY;riHsFJs 
genannt werden. Der Jugendzeit Luini7s gehört die edle, aber in ihrer kühlen I1Z1:sssETnTs1;: 
Strenge deutlich auf die Schule Borgognone7s zurückweifende Pietä in der Kirche  Mailand. 
S. Maria della Passione zu Mailand an. Der EinAufs Le0nardo7s fpricl1t fich in M ITI,H;iTn. 
den Darftellungen des jugendlichen Christus unter den Schriftgelehrten in der N;;EJ:se9 
LondonerNationalgalerie und derEitelkeit undBefeheidenheit imPalazz0 Sciarra SCI1TJ;,2U 
zu Rom fo deutlich aus, dafs beide lange Zeit für Werke Leonardo7s gegolten in dek.i3k2is2 
haben; und ihnen folgen die reizende Maria vor der Rofenliecke und die MasT:.1ZJi 
donna von ists in der Brera, die befonders farbenglijhende Geburt Christi 1s7Ta;jj,.BETs 
in der Galerie von Bergamo, ein ähnliches Bild im Berliner Mufeum, die Darsiiv;UJF;1l1il1;er 
fte1lung des Engels mit dem jungen Tobias in der Ambrofiana CFig. 337J, die  
Enthauptung Johannes des Täufers in den Uf6zien, die Daritellungen der Sas liJi:.6ciFn , 
lome mit dem Haupte Johannes des Täufers in der kaif. Galerie zu Wien iind in dTiJniL2ir. 
im L0uvre, in letzterem noch eine edel gehaltene heilige Familie und zwei Fi;TFjiF,,Ju 
fcl1öneMadonnen in derPelter Galerie. DenStil feiner felbftändigften Zeit zeigen iiiud1LFiisV;iiäk 
einige Altarbilder oberitalienifcher Kirchen in feiner frifcheften Blüthe, Z. B. ;JasF;F: 
die Beweinung Christi in S. Giorgio al Palazzo zu Mailand, die drei Bilder im 3t9jE;sY,iksZIJJn 
Dome zu Como und das aus I; Abtheilungen bestehende grofse Altarwerk in 
der Kirche zu Legnano. Befonders reich find die mailändifchen Privatgalerien ZU s.jI;;JJUs 
an VVerken Bernardin07s, wie denn überhaupt noch in ganz Oberitalien viele EITHER 
feiner Bilder zerstreut find. Gerade unter den Tafelbildern Luini,s haben fich 
die meisten Arbeiten feiner 1eonardesken Epoche erhalten; gerade f1e haben 
ihn daher hier und da als ssDoppelgängercc Leonardo7s erfcheinen laffen; aber 
auch ihnen fehlt bei näherer Betrachtung die Energie und das innerliche Feuer 
des grofsen Gründers der Schule. 
Unter den Schülern Luini7s befinden fich drei feiner Söhne, von denen 
.Xl2msZfo LzzziJsz2i, den Lomazzo häufig erwähnt, uns in feinen meiften Bildern, wie JJjszJJF 
in der Marter des hl. Vincenzino in der Brera und in der Madonna der Uffizien,
	        
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