Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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Viertes Buch. 
Abtheilung. 
heimgekehrt, gab er sich ganz dem EinHufse Leonardo da Vinci7s gefangen; 
und wenn er diesen auch niemals in der alle Einzelheiten durchdringenden 
Kraft des Vortrags erreichte, fo wusste er doch, wie wenige, eine plastifche 
M0dellirung mit weichem Sfumato und magifchem Helldunkel zu verbinden. 
Als der Marfchall von Chaumont ihn I507 nach Frankreich fcl1ickte, um die 
 Schlofskapelle in Gaillon auszuma1en, galt er neben Luini als der tüchtigste 
 Nachfolger I.eonardo7s. Die Gemälde zu Gaillon, welche leider nicht erhalten 
sind, waren 1509 fertig. Dann verlieren wir den Meister aus den Augen; 
auch dafs man einige spätere Bilder Solari,s mit niederländischen Anwandluns 
gen zu besitzen glaubt, II giebt uns keinen ficheren Auffchlufs über feine XVans 
 derungen. Das fpäteste Datum auf einem feiner Bilder ist I5I5. 
ZF3:ksJH,;ZJ Zu den frühesten, in den Formen und der Farbe noch a1tlombardischen 
üZsJ;1JfYFrj Bildern des Meisters werden eine kleine, früher vBellinici getaufte Mad0nna in 
 der Brera und ein ganz kleines Madonnenbildchen der Sammlung Poldi Pezs 
zoli gerechnet. Beide müssen zwischen I485 und I490 entstanden fein. VI Als 
BZJJj;zl;J,JFI7 Hauptbilder der durch die Venezianer infpirirten Epoche des Meisters müssen 
fsJ3j;s9ZsIJF das Porträt der L0nd0ner Nationalgalerie, welches einen bartlofen venezianis 
N.Js;IHZjie. fchen Rathsherrn in rothem Mantel und schwarzer Kappe warm und einfach 
darstellt, und der ergreifend aufgefasste, von Blutss und Thränentropfen perlende 
imp1Y,1IZfF.M Schmerzensmann CFig. 334J; im Mufeum PoldisPezzoli zu Mailand hervorges 
Pm0H7 hoben werden. Auch die 1495 für Murano gemalte Madonna zwifcl1en Heilis 
Es1dOsBMss gen in der Brera wirkt in ihrer Gefammthaltung venezianifcl1, wenngleich der 
H3;Z;;dJjH:; Kopftypus der Jungfrau schon auf.Leonardo. hinweist. Zu den.charakteristis 
 fchen Werken feiner mittleren ma1länder Zeit gehören vortreffliche B1ldniffc 
181sil:md. wie dasjenige des Marfchalls von Chaumont im Haufe Perego zu Mailand, 
in .,s,JeIJW. dasjenige des Rechtsgelehrten Longono sI505s; in der Londoner Nationalgalerie, 
 und die angebliche Darstellung Chaumont7s3J im Louvre, aber auch ausges 
im 1x1urz:ukJ2 zeichnete religiöse Gemälde, wie die HalbHguren Johannes des Täufers C1499I 
IZT12YiE, und der hl. Katharina im Mufeum Poldi Pezzo1i, die kleine Kreuzigung CI503J 
im LOMs. und die vVierge au coussin vertcc im Louvre, auch wohl die mit des Meisters 
F1uJ;;k0ä1;1s: Namen bezeichnete salome in der 0ldenburger Galerie. Erst in Frankreich 
ist vielleicht die von I5o7 datirte grauf1gsschöne Darstellung der Schüssel 
im LOuvke. mit dem Haupte des Täufers Cim Louvrej entstanden. Das Bild von I5I5 
aber, welches offenbar in Mailand gemalt und eine Perle oberitalienischer 
TMPVF11JJZUm Kunst ist, befindet sich im Mufeum Poldi Pezzoli und stellt die Ruhe auf der 
PE220Hs Flucht nach Aegypten mit vemailartigemec Farbenfchmelze dar. Als letztes, 
nach feinem Tode von anderer Hand vollendetes Bild des Meisters gilt ends 
THE; Its lich das grosse Altarblatt der Certosa bei Pavia, welches die Himmelfahrt 
Paris. Maria7s darstellt. Befonders anziehend ist auf diesem Bilde die reiche, phantas 
f1evolle Flufsthallandfchaft mit den um7s leere Grab gruppirten, lebhaft bei 
 wegten Apostelgestalten. 
Wie Solari, der nicht viel junger als Leonardo gewesen zu fein fcheint, 
lJ Hierher gehören jene Tochter der Herodias der Wiener Ga1erie No. 432 
tragende Chrifku5 mit den 11öhnenden Schergen in der Ga1erie B0rg11efe zu Rom. 
Werke S. 78. 
      
3J Nach J,eMze1ZfeJ a. a. O. S. 74s75, König Ludwig XII. 
und der 1creuZi 
Les772ze;Zi:zJCs die
	        
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