Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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Buch. 
Viertes 
Abt11eiIu1 
erscheinen; der geistige Ausdruck in allen vier Köpfen ist von unendlicher 
Innigkeit und Holdseligkeit, und zugleich durchweht die köstlichste Naturpoes1e 
die Grotte mit der von Blumen und Kräutern umgebenen Quelle und das von 
ExgZ:;1M jähen Felsen begrenzte Flussthal, in welches der Blick zur Linken hinaus. 
im 1.0uvks, schweift. In Frankreich gilt das Gemälde des Louvre für das Original, welches 
Leonardo selbst gemalt haben soll; das ist aber bei der theils harten, theils 
verblasenen Malweife dieses Bildes nicht glaublich. XVaagen hielt das Exemplar 
zu CI;k;:Hjtoii im Bes1tze Lord Sufsolk7s zu Charlton Park 1J für das bessere; doch hielt er auch 
, nur die Köpfe desselben für gut genug, um von I.eonardo selbst gemalt zu 
in Neapel, fein. Eine grosse alte Kopie befindet sich im Museum zu Neapel, eine kleine 
i11Hsmburg. besitzt Herr Konsul Ed. F. VVeber in Hamburg. 
 Als ein Hauptwerk der eriten Mailänder Zeit Leonardo7s ist neuerdings 
säh E2äifemja das Frescobild der Madonna mit dem Kinde, der heil. Katharina und dem 
in M2it2k1d. Stifter in Anspruch genommen, welches in theilweise zerstörtem Zustande in 
einer Kapelle der Kirche Sa. Eufemia in Mailand blosgelegt worden ist. 2J Der 
Verfasser bedauert, auch dieses Bild, jedenfalls bis er es wiedergesehen haben 
wird, zu den Werken von höchst zweifelhafter Eigenhändigkeit stellen zu müssen. 
Abe1Z3jmh1 Unzweifelhaft ist es dagegen glücl.:licherweise, dass Leonard0 das grosse 
in:iH;ks;cäos Meisterwerk feines Pinsels, das in Oel auf einer der Schmalwände des Refektos 
d3iadsc1;:irrai;iie riums bei S. Maria delle Grazie in Mailand gemalte weltberiih1nte Abendmahl 
2u1xs1ai1snd.CFig. 328J mit eigenen Händen vollendet hat. In den mittleren Jahren des 
letzten Jahrzehnts des II. Jahrhunderts ausgeführt, war es das epochemachende 
Gemälde, welches Alles, was bis dahin auf dem Gebiete der Malerei geleistet 
worden war, in den Schatten stellte. 3J VVas heute noch von ihm übrig ist, ist 
freilich selbst nur ein Schatten dessen, was es gewesen. Zunächst erwies sich 
Leonardo7s Versuch, die 0elmalerei, der allein er fein Helldunkel und fein 
vsfumatoa zutrauen konnte, der monumentalen Kunst dienstbar zu machen, als 
Ugjanc:1ren verhängnifsvoll. Vasari erschien das Bild schon 1566 als Ruine.4J Dann folgten 
ZsrsIör11vgs gewaltsame Zerstörungen in langer Reihe. 1m I7. Jahrhundert wurde unten 
eine Thiir hineingebrochen, oben ein VVappen daraufgenagelt. Im I8. Jahrg 
hundert setzten sttimperhaste Uebermalungen das Vernichtungswerk fort. 
Den Rest gaben ihm die napoleonischen Kriege, während derer der Raum nachs 
einander als Pferdestall, Heumagazin und Gefangnifs benutzt wurde. Eine 
Ueberschwemmung kam hinzu. Dann folgte die Zeit erleuchteterer Restauras 
tionen. Wenigstens die fremden Zuthaten sind in unserem Jahrhundert sorgs 
faltig beseitigt worden. WVer den Saal heute nicht unvorbereitet betritt, wird 
trotz des jämmerlichen Zustandes des VVerkes überrascht sein von der Erhabens 
heit der fast doppelt lebensgrossen Gestalten und der monumentalen Grosss 
KF;k:n. artigkeit der Komposition. Als Ganzes können freilich nur die alten Kopien 
und die Stiche uns Leonard07s VVerk Vergegenwärtigen. Von den Kopien 
1J K1. Schriften S. 160: Treasures of art III, I68. 
2J XI. FM7JmJJc77z2 im J:111rbuc11 der preufsifchen Mufeen, H Cl88lJ S. 135. 
3J C. BnJF: De1 cenac010 di Li0nardo da Vinci libri quattro, Mi1ano 1810. 
B0fü7S VVerlc durch feinen bekannten Auffatz Hirn 3l. Bd. der Cotta7fchen Ausgabe 
die deutsche Litera1ur ein, 
4J Im Leben Gjro1i1m0 da Carpi.s, ed. Lemonnier XI, P. 25l.  
Cx7ez7;e führte 
4o BändenJ in
	        
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