Die
der italienifchen
B1üthezeit
Malerei.
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vornehmen und 1iebreizenden VVirkung; und Leonardo hat das Bild init der
ganzen Meisterscliaft feiner Modellirung, mit der ganzen Gründlichkeit feiner
Pinselführung vollendet.1J UiibegreiHich aber ist es, dass ernste Kunstf0rscher
diesem Kopfe jemals den unfympathischen Frauenkopf der Augsburger Galerie Des
an die Seite setzen und dessen blecherne M0dellirung den Meisterhänden Leos AuiETisi.rger
Von Leonardo7s religiösen Bildern dieser Zeit ist die Geburt Christi CNatis n.2iigiksrs
vitT1J, welche er nach Vasari und Milanesks Anonymus für Ludovico il Moro GemWei
gemalt, dieser aber dem Kaiser Maximilian geschenkt hatte, leider verschollen; Mr1cI1j;He C
und was die erhaltenen kirchlichen Staffeleibilder betrifft, welche dieser Zeit FIIkH,cn
des Meisters angehören, so scheiiit es fast, als habe er nur die Kartons zu dens U L
selben gezeichnet, die Ausführung aber Schülerhänden überlassen. Durch eine
N0tiz des unbekannten Reisenden der ersten Hälfte des I6. Jalirhunderts2J
könnte die hübsche kleine heilige Familie aus der Sammlung des Herzogs von
Litta in der Petersburger Eremitage beglaubigt erscheinen. Das Kind auf dem Die
Schosse der Madonna greift lächelnd nach deren Brust. Dass .es aber wirklich KfEikciZM
das von jenem Reisenden in Venedig gesehene Bild sei, ist nicht nachweisbar, ps:HYsiIFsgsk
und dass Leonardo es selbst gemalt, geht aus seiner Technik keineswegs hers EMWgei
vor.3J Jedenfalls auf eine Komposition Leonardo,s geht die Darstellung zus
rüclc, die durch Forster7s Stich unter dem Namen der vVierge au Basreliefcc Die ssVierge
bekannt geworden ist. Hier beugt sich das Cliristkind vom Schofse der Mutter BasrTiiefi:.
zuni links v0rii knieenden kleinen Johannes hinab; und im Hintergrunde
steht links der hl. Zacharias mit gefa1teten Händen, während Jofeph mit dem
Hirtenjtabe von rechts herüberschaut. Die Charaktere sind individue1l, aber
gross und edel durchgebildet. Für das eigenhändig vom Meister gemalte Original
gilt besonders seit VVaagen7s Ausführungen O das Gemälde im Besitze Lord VVars
wick7s zu Gatten Park; doch ist die Eigenhändigkeit dieses Exemplars keiness
Wegs unbestritten. Der Verfasser hat nur die K0pien geseheii, welche sich in der
Brera zu Mailand und im Fitzwilliam Museum zu Cambridge beHnden. strenger
in der Komposition und alterthümlicher in der sorgfältigen Durchbi1dung der
Einzelheiten ist die Komposition, die durch Desnoyer7s Stich als nVierge aux Die wiege
Rocherscc sFig. 327J bekannt geworden ist. Die hl. Jungfrau hat sicli mit ihrem R0Tii1Tkss.
Kinde und dem kleinen Johannes in eine romantische Felfe1iwildniss zurucks
gezogen; ein halbwuchsiger Engel hilft ihr die beiden Knaben beaufsichtigen.
Die Jungfrau kniet unter schroff überhängenden Felsen. Mit dem rechten Arm
hat sie Johannes umfasst, welcher zu ihren Füssen zwischen den Blumen kniet
und sich anbetend dem Jefusknaben zuwendet, der vorn am Rande der Quelle
sitzt und segnend das rechte Händchen erhebt, während der hinter ihm knieende
Engel ihn mit drastischer Handbewegung sdie Sepiastudie zu derselben befindet
sich in der VVindsorsSammlungJ auf Johannes zurückweist. Diese Komposition ist
ausserordentlich durchdacht; die Geberden konnten sogar etwas; allzu studirt
II Es f01l jedoch nicht verfcI1wiegen werden, daf5 einzelne Kenner auch die vBel1e F6r011niäreci
nicht als ein Werk Leonardo7s gelten 1aiTen wollen.
2J Jacop0 More1li, Anonimo CBafano 18ooJ P. 33.s34.
3J Lemzi2Z7iZ,zJV Ha. a. O. S. 466j erklärt das Bild für ein FVekIc Bernardino dei Conti7s Cvg1. oben
340s341I.
4J III. Schriften 158.