546
Viertes Buch.
Äbtheilt.mg.
Meister ist felbst in Bezug auf neue und neueste Bildertaufen eine so grofse
Skepf1s nöthig, wie bei ihm.
16:F3:d;2nsF LZo7Zzzm7o M: l7zi7zczi wurde I452 in dem kleinen Bergdorfe Vinci auf fl0rens
Ek2i22k.ung. tinifchem Gebiete geboren. Seine Mutter hiefs CzzYzJsziJszzz; fein Vater, Fg7s Pzky72
cis: l7zl;zxzi, war Notar in Florenz. Leonardo war der natürliche Sohn feiner
Eltern; und als beide bald nach feiner Geburt andere Ehen fchloffen, folgte
er feinem Vater, der ihn in feinem Haufe erziehen liess. Da Le0nardo7s Tag
lent für die zeichnenden Künste sich früh und entfchieden ausfprach, gab
seine Lein. Ser Piero ihn zu Andrea Verrocchi0, der damals zu den ersten Meistern von
jlYxlZiklZT1 Florenz gehörte Toben S. in die Lehre; und in Verrocchio7s VVerks
VMMM. statt malte er in dessen einzigem beglaubigten Bilde, der Taufe Chrifti der
Akademie zu Florenz, jenen vorderen Engel CFig. 323J, welcher f1ch durch die
weichere Fülle der Formen, durch die malerifche Modellirung, durch den füfseren
Ausdruck, so sehr von Verr0cchio7s Figuren auf demselben Gemälde unters
fcheidet, dafs er als Arbeit Le0nardo7s erkannt werden könnte, auch wenn Vafari
es nicht ausdrücklich überlieferte, dafs Leonardo ihn gemalt. Urkundlich wird
diefer in Florenz zuerst 1472 im Rothbuche der Malergenoffenfchaft genannt;
1476 wird er noch als Gefelle Verrocchio7s aufgeführt; 1478 aber übertrug
sei23s wies die Signoria ihm bereits die felbftändige Ausführung eines Gemäldes für die
.FklFZYiegT. Kapelle des hl. Bernhard im Palazzo pubblico; und I480 beauftragten die
Mönche von san Donat0 in Scopeto den Meister, ihnen ein Altarblatt zu
malen. Le0nardo hat weder das eine noch das andere diefer Bilder vollendet;
doch ist das zuletzt genannte vielleicht in der sicher von Leonardo herrührens
Dis den herrlichen Unterma1ung einer Anbetung der Könige in den UfHzien zu
cfT;nliFF3YJiFe Florenz CFig. 324I erhalten. 1J Das Ereignifs ist hier in eine Volksfcene vers
dilJFlTZ. wandelt, welche unter freiem Himmel in reicher Landfchaft vor f1ch geht.
Die Komposition i1t ebenso neu wie grofsartig; die einzelnen Gestalten sind in
ihren Bewegungen ebenfo studirt wie lebendig; und in technifcher Beziehung
ist das Werk lehrreich, weil es uns zeigt, wie der Meister Licht und Schatten
in solcher braunen Untertufchung zu vertheilen pflegte.
L2os1skd22ss Auch Vafari nennt eine Reihe von Jugendwerken des Meisters, von denen
wZHFFli;lZh kaum eins erhalten ist. spurlos verschwunden sind der Karton, auf dem Leonardo
Uhu. den Sündenfall dargestellt, der Schild, den er in erfchreckender Natürlichkeit
mit Schlangen, Eidechfen und anderem Gewürm bemalt hatte, und das Brustbild
eines lebendig verkürzten Engels, welches sich im Palaste Cosimo7s de, Medici
befand. Es ist aber heutzutage auch von den meisten Kennern anerkannt, dass
weder Leonardo7s 0elbild des Medufenhauptes, welches Vafari in demfelben
Palaste fah, in dem Uff1zienbilde No. II59, noch die Madonna mit der VVaffers
erhalten. flafche, die Vafari beim Papste Clemens V1I. bewunderte, in dem an die Bes
fchreibung erinnernden Bilde des Palazzo Borghefe in Rom erhalten ist.
Di7 Hand. Nur die Darstellung des Neptun auf dem VVafserwagen, welche Leonard0
zfZTcF1YE:YEs1 feinem Freunde Antonio Segni auf ein Blatt Papier Hin su un foglioc:, sagt
mc;T1l11Tlor VasariJ gezeichnet, könnte eine Kreidezeichnung der VVindf0rs Sammlung
IJ C. JlJfZkmzJZ, jin Arc11ivio stor. it. XVI s1872J, P. 22l.
zuweifen, dem 1485 gema1ten Bilde Filippjno7s in den lJffizien
zu jenem ihm 1478 übertragenen Bilde zu Grunde.