Drittes Buch.
Abtheilung.
Abfcl1nitt.
Erster
l1ellung veranfchau1icht, wie die Geburt des Herrn den Herrfchern des WePcens
und des 0Pcens ver1s:Ljndigt wird: links Kaifer Augustus, dem die Sibylle die
Erfcheinung der Maria mit dem Kinde zeigt, rechts die drei Könige in Vers
ehrung des Sternes. In diefen ruhigen Vorgängen, denen jedes Pathos fern
bleibt, find Haltung und Geberde von äufserfier Sch1ichtheit und Befcheidens
heit, um fo 1ebensvoller aber die Köpfe in ihrem fiillen Ernfle oder ihrer g1äus
bigen Erhebung. Bei reizvoller Durchführung im burgundifchen H0fcofiijm des
Augul7cus und in den g0ldgemuflerten Mänteln der Könige wie in den auch
hier kühl und fcharf gehaltenen Fernen, befonders der malerifel1en stadts
anf1cht im Mittelbilde, ist das Triptychon zugleich von vo1lkommenfier Er.
l1altung und f0 harmonifcl1 in der Wirkung, wie kaum ein zweites Bild des
MeiPcers.
km, Gerade diesem Werke kommen zwei, freilich durch Restauration beschas
digte Arbeiten Rogier7s in der Münchener Pinakotl1ek nahe: der heilige Lucas,
der die Madonna malt, ein Gegenstand, den die Maler für ihre I3ruderschaftss
capellen auszuführen pflegten. Das Kind, vielleicht noch etwas steif, aber der
Natur meisterhaft abgelauscht, starrt den Maler an, indem es Händchen und FüsSs.
chen spitzt und von der Mutterbrust sich wegwendet. Aus dem offenen Ges
mache sieht man zwischen Säulen auf eine Terrasse, von der zwei Gestalten
niederfchauen, und auf einen breiten Fluss, der eine malerische Stadt durchs
schneidet. Das zweite Bild ist ein grösseres Triptychon mit der Anbetung der
Könige zwischen der Verkündigung und der Darstellung im Tempel. Auf
dem Mittelbilde ist der junge Mohrenkönig eine edle Figur; links kniet bes
scheiden der Stifter; die stadtansicht in der Ferne mit staffage und bewegtem
Strassenleben ist hier ebenso schön wie auf dem Bladolinsaltar. Seitwärts
steht ein hoher romanischer Centralbau, den man, wie auf dem Mittelbilde
von aussen, so auf dem Flügel rechts von innen sieht, mit kleinen Bettlerges
sta1ten im Hintergrunde, einem wirkungsvollen Durchblick in das Freie und
einer edlen, trotz aller gothischen Biegung höchst anziel1enden Frauengestalt,
die als Begleiterin Marias der Darstellung im Tempel beiwol1nt1J.
W, Ein grösseres Triptychon im Museum zu Madrid, der Altar der sieben
Sacramente, ist zuerst von Waagen beschrieben worden 2J. Das Mittelbild stellt
in seiner von zwei Säulen eingefchlossenen Hauptabtheilung das Innere einer
gothischen Kirche dar, das im Hintergrunde das sacrament der Eucharistie,
das Mefs0pfer am Altar, vorn aber den 0pfertod Christi, den Gekreuzigten
mit Maria und Johannes, enthält. seitwärts, wie in verschiedenen Stockwerken
von Thurmbauten, sind die sechs übrigen sacramente, ebenfalls als Cultuss
handlungen, wie sie im täglichen Leben vorkommen, veranfchaulicht. Der
Flügel links enthält die Vertreibung aus dem Paradiese, derjenige rechts das
Jüngste Gericht. Wie die beiden früheren Altärchen in Berlin ist auch dieses
Werk von gothischen Umrahmungen in reicher Portalarchitektur umschlossen,
die mit steinfarbigen kleinen Gruppen in den Hohlkehlen die Hauptbilder ers
ganzen und links die Schöpfungstage, in der Mitte Passionsscenen, rechts
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