Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

niederländifche Malerei der ersten Hälfte des 
Jo.hrh11nderts. 
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boren und starb I533; auch erfcheint er I499 und 1522 in Leydener Urkunden. II 
Seine meisten Gemälde find in den Bildersturmen der Reformati0nszeit zu Grunde 
gegangen. Doch haben sich in der städtifchen Sammlung zu Leyden zwei durch seine Bi1dsk 
van Mander beglaubigte Werke feiner Hand erhalten. Das eine derfelben ist ein m Leiden. 
Fliigelaltar, deffen Mittelbild die Kreuzigung darstellt, während die Flügel das 
Opfer Abraham7s und die Erhöhung der ehernen Schlange zeigen. Die Formens 
gebung ift im Ganzen noch iteif und typifch, und der braune Farbenton wirkt 
weniger warm als trocken; aber in den Blutstreifen, welche über den dunkelfars 
bigen Körper des Gekreuzigten rinnen, und in den Bewegungsm0tiven fpricht 
sich ein felbständiges realiftifches Wollen aus. Das Mittelbild des anderen diefer 
W7erke stellt eine Bewcinung Christi, von kleinen Grifailledarstellungen umrahmt, 
dar. Es gehört jedenfalls einer anderen, weicheren Stilperiode des Meisters an. 2J 
Sein Schüler war L2scXkzzF Time LeJJzieJ2,3J welcher zu den vielfeitigften und ,aLYJ1;sHJM 
tüchtigsten Meistern feiner Zeit gehört. Man könnte ihn den hollänclifcheni n ,  
Dürer nennen. Sein eigentlicher Name war Lukas Jakobsz. Er wurde 1494 seist Lebens 
zu Leyden geboren und war ein frühreifes Genie. Einer feiner Kupferstiche 
trägt fchon die Jahreszahl 15o8; 1515 verheirathete er sich; 152I lebte er zeits 
weilig in Antwerpen, wo er mit Dürer persönliche Freundfchaft fchl0fs; I527 
machte er eine Vergnügungsreife durch die Niederlande, die f1ch zu einem 
Triumphzug gestaltete; I533 starb er in feiner Vaterstadt. 
Der Schwerpunkt von Lukas van Leyden7s künstlerifcher Thätigkeit iiegt seine 
im Kupferftich. Doch hat er auch eine Reihe von Gemälden hinterlaffen, die Werke. 
ihn als Meister der Pinfelfuhrung zeigen. Die Gemälde feiner felbständigen Zeit 
erhalten durch ihre eigenen, etwas knorrigen, aber doch völligen T ypen, durch 
ihre originell arrangirten K0mpof1ti0nen, ihr leuchtendes K01orit in der Lands 
fchaft und den farbenprächtigen Gewändern, ihren warmen Gefammtton bei 
bräunlichen Schatten in der Modellirung des Fleifches einen eigenartigen Reiz. 
Doch gab auch er in feiner fpäteren Lebenszeit manche feiner Eigenthüms 
lichkeiten preis, um dem italisirenden Zuge der Zeit Rechnung zu tragen. Man 
mufs f1ch nur hüten, die zahlreichen nach feinen Stichen von feinen Nachs 
ahmern ausgeführten 0elbilder für Originalwerke feiner Hand zu halten. 
Unter feinen eigenhändigen Gemälden intereff1rt uns zunächst das grofse seine  
Tkiptych0:1 im Bentze des Stadt Leyden, denen Mitke11:2i1d das junges Gericht  
darstellt, während der rechte Seitensiugel uns einen Einblick in die Hölle, der De, Le,.,ze. 
linke einen folcl1en in das Paradies gestattet. Die Gefammtanordnung ist hier WANT 
noch altniederländifch; die Einzelformen find forgfältig, aber dürftig durchges 
bildet; dem geistigen Ausdruck fehlt die rechte Tiefe der Empfindung. Am 
packendsten find die Gestalten der Apostel Petrus und Paulus auf den Aufsens 
feiten der Flügel.  Ein echtes Genrebild des Meisters besitzt der Earl of GWek,H,,e, 
Pembr0ke zu Wilt0nhoufe bei Salisbury; es stellt Herren und Damen am Spiels  
tifch mit intereffanten Charakterköpfen in etwas l1arter Durchbildung dar. Auch in  
II 7P12meZ, Chrilke1ylce Kunst II, s. l89. 
2J Auffa1lenderweife hat er1Ik 72zzJJseZ Ia. a. 0.I diefeS Bild in die KunA1iter:1tur eingefiihrt. Man 
vgl. lc2MZ Mr: ZIJM:ieis, Her Leven etc. CAusg. v. 1764J I, S. 67. 
3J Die Hauptque1le ist immer noch JcI U. l1Izzmik79J schi1derboek. Auch P2zJc:Jsi behandelt ihn 
als Luca di01anda in Ziemlich eingehender VVeife. Für feine erhaltenen Gemä1de lind befonders Waas 
gen75 Urthei1e in deffen periegetifchen Werken zu vergleichen, aber nicht alle zu acceptiren. 
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