Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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Buch. 
Wertes 
I. Abtheilung. 
Zweiter Abfchni1:t. 
Vortrag von aufserordentlich eingehender Durchbildung. Zu alledem steht 
eine gewiffe Leere der Empfindung jedoch in erkältendem Widerfpruche. Das 
in Carus bezeichnete Hauptbild diefer Frühzeit Mabufe,s befindet fich zu Castle Howard 
Hawaii im Bef1tze Lord Carlisle7s und stellt in grofsem Hölienformat die Anbetung der 
Könige dar. Die fchlanken Gestalten find trefflich gruppirt, die Charaktere 
find für Mabufe noch ungewöhnlich individuell durchgebildet, die Färbung 
beruht noch auf einem warmen Inkarnat mit bräunlichen Schatten und gelbs 
lichen Lichtern. Für frühe Bilder des Meisters halten wir ferner die 150I ges 
malte, von Engeln umfpielte, in einer gothifchen Prachtarchitektur thronende 
in P2iekm0, Madonna des Mufeums zu Palermo und die hübfche Madonna am Brunnen 
in iv1aii2i2d. in der Ambrofiana zu Mailand O. Die Miniaturen, welche Mabufe im Brei 
ius.i2ksr2ss viarium Grimani, dem berühmten Gebetbuch der Markusbibliothek zu Ves 
i3YZ1Hi;iisT.1nedig, gemalt hat Toben S. 68.74J, gehören wohl erst einer fpäteren Zeit 
CHOR. des Meisters an; aber er geht hier mit Gefchick auf den alten Stil, deffen 
fein Vorarbeiter an demfelben Werke fich bedient hatte, zurück. Mit feinem 
Namen ist das Blatt bezeichnet, welches die Disputation der hl. Katharina 
darstellt. 2J 
iu2khur2ss Die fpäteren, italifirenden Werke Mabufe,s zeichnen fich durch die Pracht der 
fpäleMSM. architektonifchen Umgebung und die forgfältige Plastik der M0dellirung aus. 
In ihrer minutiöfen Durchbildung erinnern sie jedoch mehr an die italienifchen 
Quattrocentisten, als an die grofsen Cinquecentisten, deren Zeitgenoffe Mabufe 
war. Ihre Farbenfkala ist frifch, aber kalt, ihre geistige Empfindung absichtlich 
seine wkkke und öde. Ein Hauptwerk diefer Art, welches durch die Gediegenheit feiner 
Durchführung blendet und feffelt, ift das mit des Meisters Namen bezeichnete 
in pkag,Prager Dombild, CFig. 3I3J welches den hl. Lukas darstellt, wie er die Mas 
d0nna malt. Ein kleineres Bild des Meisters, welches denfelben Gegenstand 
imB21vi;d2k2 darstellt, bef1tzt die BelvederesGalerie zu Wien C0beres Stockwerk, I, 74J. Nicht 
zu Wien. dagegen vermögen wir feine Hand in dem Gastmahl Christi bei dem Pharifaer 
zu erkennen, welches für fein Hauptbild in der Brüffeler Galerie gilt Cf1ehe unten 
S. 523, Anm. 2J. Den Zeitgenoffen des Meisters hatte feine grosse Kreuzesabs 
sein in nahme in der Kirche von Middelburg am meisten imponirt. Vafari nennt nur 
3IZZIZI,bJkZE fie. Dürer fah f1e im Jahre 1520 und fchrieb von ihr, sie fei iinicht fo gut in 
HauVMrk. der Zeichnung, als in der Malereicc, womit er offenbar nur die manierirte Fors 
mengebung in einen Gegensatz zu der gründlichen und gediegenen malerifchen 
Behandlung fetzen wollte. Leider verbrannte das Bild mit der Kirche fchon 
1z2iigiiir2 am 24. Jan. I 568. Einfachere Madonnen von Mabufe7s Hand, die er bald als 
Eimer Halbsiguren in Marmornifchen, bald in ganzer Gestalt innerhalb reicher Throns 
hallen darstellte, haben fich in gröfserer Anzahl erhalten. Beglaubigt find 
it; iiiiiksci2s:2. folche Bilder der Münchener Pinakothek, des Louvre in Paris, des Mufeums 
Ins i1TiilsiZIzu Madrid und der Provinzialfammlung zu Münster in Weftfalen; und auch 
m MjI.nnek, der oft wiederholte Schmerzensmann des Antwerpener Mufeums trägt die 
,:JZTI,YZYE:TT; Namensinfchrift des Meisters. 3J Unerquicklich find die fast lebensgrofsen Ges 
in Fk,a;IJZW Halten Adam7s und Eva7s unter dem Baume in Hampt0n Court; doch bef1tzt
	        
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