Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

des 
Die niec1er1ä11difche Malerei der erPcen Hälfte 
16. Jahrhunderts. 
III 
1576 starb, kein autl1entisches Bild nachweisen können, so wenden wir uns 
sofort zu Lxz;zwZz2Z BZo72xZeeZ, einem Meister, welcher schon früh in Brügge im  
halbwegs italis1renden, hier und da an C0rreggi0 erinnernden stile malte. sNach ENGEL 
var: Mander war er ursprünglich Maurer und behielt daher die Mauerkellc 
als Künstlerzeichen bei; 1520 malte er schon für die Stadt Brügge, I530 wurde 
er Meister, am 4. März I56I starb er. II Er war zugleich Baumeister und Ingenieur 
und muss nach van Mander auch als Maler von grosser Vielseitigkeit gewesen 
sein. VVir kennen jedoch nur religiöse Bilder seiner Hand, die sich durch eine  
kalte F0rmengebung im Körperlichen, aber durch eine reiche, warme Fülle Etwa 
im Dekorativen und Architektonischen kennzeichnen. Von seiner Hand besitzt 
die Jak0bskirche zu Brügge ein wenig anziehendes, I523 gemaltes Altarwerk in Bkiigg2, 
mit Heiligen, die Kathedrale derselben Stadt aber die viel becleutendere, 1545 
vollendete Darstellung der zwischen Heiligen thr0nenden Mad0nna; und aus 
demselben Jahre besitzt die Brügger Akademie die Darstellung des hl. Lukas, 
wie er die Madonna malt. Sein schönstes Bild aber befindet sich in der Kathesi21 T0uk222y. 
drale von Tournay. Es verherrlicht den Ruhm der hl. Jungfrau und zeigt 
alle charakteristischen Merkmale seiner Hand. 2J 
Einen bedeutenderen MeiPcer befafs Brü ffel fchon in den ersten Jahrzehnten Bkc.rr21. 
des neuen Jahrhunderts in Bzm2;ZzZ Im; OysZxsJJ. Die neuere Forfchung CA. Pins J322kkHd 
chartJ hat ermittelt, dass er als Sohn des I466 geborenen Malers l7czZmZiJz Time Hm CAN 
O;sZc7 zwifchen I488 und I49o in Brüffel zur XxVelt gekommen war, dafs er hier 
I 5I8 zum Hofmaler Margaretha7s von 0eflerreich ernannt, I527 wegen Ketzerei 
verurtheilt und aus dem HofdienPc entlaffen, I532 aber von Maria von Ungarn sein Leben. 
zu Gnaden wieder angenommen wurde und I54I starb. Dafs er auch für 
Karl V. thätig gewefen, berichtet van Mander. Dafs er in Rom in Raphae1,s 
Schule gelernt habe, erzählen weder Vafari noch van Mander. Nicht unwahrs 
fcheinlich erfcheint uns jedoch, dafs er zwifchen I527 und I532, alfo nach 
feiner Abfetzung und vor feiner Begnadigung in Rom gewefen fei. 
Barend van 0rley knüpft in feinen früheren Werken an Gerard David an, 0,1e,,ss 9,,kke 
fucht jedoch von Anfang an mitzuverwerthen, was er von italienifcher Koms stHVekiOde. 
pof1tionsweife und Formengebung in Erfahrung gebracht hat. Immerhin fteht 
der mit feinem Namen bezeichnete Altar, deffen zweitheilige8 Mittelbild mit 
Scenen aus der Legende der Apoftel Thomas und Matthias f1ch im Wiener Belves  FLitc1ek 
dere C0beres Stockwerk II, No. 59J befindet, während feine Flügel unerkannt in der M Wiens 
Brüffeler Galerie jNo. 78J 3J hängen, noch im wesentlichen auf altniederländifchen 
Boden; und ihm fchliefst f1ch z. B. eine Tafel der Turiner Galerie CNr. 318Jik1 Tski:1. 
an, welche eine unerklärte VVunderfcene darstellt. Viel entfcl1iedener geht o;12yss 
0rley während der mittleren Periode feines Schaffens im Sinne Mabufe7s Cf1ehe s:HZYiFZZe. 
unten S. 5Iy ff.J auf die italienifche Formenfprache ein. Aber immer noch bes 
II J9z,w.e.r IXIXmZe: cata1ogue de Mus6e de 17:xcademie de Bruges, I861, p. 32, 
2J Vgl. flHJJs. Jllic2EeZx a. a. O. V, p. 52.  Ueber das früher Lance1ot zugefchriebene jüngste 
Gericht der Berliner Ga1erie liebe unten, S. 526. Aber auch die thronende Madonna der Berliner 
Sammlung ist, nach FslzeiäZey, ebensowenig von feiner Hand, wie der thronende Petrus des Briiffe1ek 
Mufeums..  
3J Handfc11rift1iche Notizen von L. FrlzeIZJeJs. Gerade die Bkiiffeler Flügel geben auch die richtige 
Deutung des Wiener Mitte1bi1des.  
33P
	        
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