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VierrcS Buch.
Abthei1ung,
Zweiter Abschnitt.
und es ist möglich, ja wahrscheinlich, dafs in der That manche der zahls
reichen erhaltenen Genrestücke im Stile feines Vaters, die zu fchwach für
diesen find, von Jan herrühren, der dann eben in feiner früheren Zeit feinen
Vater kopirt und nachgeahmt haben würde. Die Sammlungen von München,
Madrid, Berlin, VVien und Petersburg bcf1tzen derartige Bilder; eins ihrer
besten ist die Darstellung der s1beiden GeiZhälfecc zu VVindfor Castle. Mit
IUZJHZsOIsSicherheit ist jedoch keins diefer Gemälde dem Jan zuzuschreiben. Mit
Sicherheit lernen wir ihn vielmehr erst in feinen fpäteren, feit 1558 bezeichs
neten und datirten Bildern kennen. Da er f1ch in diefen aber bald mit
grösserer, bald mit geringerer Entfchiedenheit von dem Stile feines Vaters
emancipirt und der Moderichtung der zweiten Hälfte des Jahrhunderts folgt,
fo kann er erst mit den Meistern diefer späteren Epoche befprochen werden.
Ein Nachahmer Quinten7s, den wir wegen feines engen Anfchlufses an
wars. diefen schon hier behandeln, obgleich er aus Seeland in Holland gebürtig
war, hat die meisten feiner Bilder g1ück1icherweife bezeichnet. VVir meinen JiJm7L
JzZzF Um: JPnJJ72Zx7:stc2szZZ oder JisJx1Jsf7z2zF Ums ZEzs2xzcs, deffen Blüthezeit, wie die
Daten auf feinen Bildern beweisen, zwifchen I52I und I56o fällt. Es find
grosse IsIalbHgurenbilder, deren Kompof1tionen Quinten Maffys folgen, während
ihr anfcheinender Realismus konventioneller in der abf1chtlichen Hervorhebung
von RunZeln und Unebenheiten, ihre malerjfche Behandlung leerer und rauher
zugleich, ihre Färbung monotoner ist. Die religiöfen Gemälde des Marinus
si;inF1aHirlicIies zeigen einen genrehaften AnHug. Die Madrider Galerie bef1tzt von feiner
Hand eine Madonna, welche ihr Kind stillt, und eine bezeichnete frühe Dars
stellung des H. Hieronymus in feiner Zelle, die Madrider Akademiefammlung
ebenfalls einen H. Hieronymus, der reifer als jener, auch erst von I535 datirt
ist. Ganz in feinem Elemente ist Marinus in feinen Gefchästsstubenbildern,
deren stilllebenartiges Beiwerk er mit grofser Vorliebe behandelt. In der
in Mis11c11svs Münchner Pinakothek beHndet sich der Sachwalter, der den Bauern eine Urs
kunde erklärt, I542 gemalt; dazu der I538 gemalte Geldwechsler mit feiner
ZU D7OsdEVs Frau, den Marinus oft wiederholt hat. Dasfelbe Paar zeigt das Dresdner Bild
TUhk;eI;sDs von 154I, das Madrider Bild von 1558 und das Kopenhagner Bild, welches
noch einen Jungen mit einem Briefe hinzufiigt, von I560; auch die ,,Gelds
II L0s1dOEs wechslerH der Londoner Nationa1ga1erie CNo. 944J find f1cher von feiner Hand.
Peter HsYss Ein noch fpäterer Nachfolger Quinten7s in Antwerpen war Pxsz22r J1Jz;JxF, von
dem z. B. die Berliner Galerie die bezeichnete und von I57I datirte Darstels
lung des Dudelfackpfeifers besitzt, den eine Alte befchwindelt.
Brügge WVenden wir uns nunmehr nach Brügge, so müffen wir zunächst betonen,
dafs diefe Stadt in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts aufhörte, tonans
gebend Zu sein. Freilich lebten hier immer noch einige tüchtige Maler. Da
wir aber Frass P;zswJZ als geborenen Hennegauer erst im folgenden Kapitel
Cl:3Fr:;s. befprechen wollen und von Pzkrk;s 67xzxZJJ77zF of. Zi., einem Brügger Maler, welcher
I500 geboren war, 1516 Lehrling, I529 Meister der Brügger Gilde wurde und
Genresiiiclce im stile Quinten7s dem älteren Jan 2uznfcl1reiben feien, ist nicht zu acceptiren. Man
vgl. darüber F. II. c27. FMm27e;z a. a, 0,, S. I35gI45. Von dem älteren Jan M affys, der
Maler war und I501 Meister wurde, wissen wir gar nichts, am wenigsten, dass er ein Sohn Quintenls
gewesen. Alle alten Schriftsteller kennen nur einen Sohn Quinten1s namens Jan.