Drit1es Buch.
Abt11ei1ung.
Abfc11nitt.
Erster
nur selten erreichte, während auf dem Mittelbilde der leidenfchaftliche Jammer
der Matrone in feiner ganzen rücksichtslofen Is1erbheit und Energie veranschaus
licht ist. Oben schweben überall Seraphim und Cherubim, ganz blau oder
roth gefärbt, auf den letzten Zwei Tafeln öffnet sich der Fernblick in Lands
schaften mit feinen Details, und die gothischen, aber im Rundbogen geschloss
senen Umrahmu11gen enthalten in Steinfarbe Statuen von Ap0steln und Evans
gelisten sowie Gruppen in den Hohlkehlen der Bogen, welche die Geschichte
Christi und Maria7S erzählen. Völlig übereinstimmend in Grösse, Eintheilung
und Behandlung, nur mit dem Spitzbogen in der ebenso dec0rirten Umrahs
und besser erhalten ist das Johannesa1tärchen in Berlin, dessen drei
niEYLiiiTniHauptbilder die Geburt des Johannes sowie den Zacharias, der den Namen
des Kindes niederschreiben will, die Taufe Christi und die Enthauptung des
Johannes darstellen. Auf der ersten Tafel, die ganz genrehaft gehalten ist
CFig. I48j, eröffnet sich eine Perspectivc durch die Gemächer eines Bürgerhauses
mit der Wöchnerin im Bette und slandrischen Frauen, die zum Besuche koms
men. In der letzten ist die Hinrichtungsscene mit dem Leichnam, aus dessen
Halse noch das Blut strömt, mit äusserstem RealismuS nach der Wirklichkeit
gemalt; psych0logiscl1 n1eisterhaft ist der Ausdruck von Schmerz und Schaus
der in der modifch gek1eideten Her0dias, mag auch die VVendung ihrer Gestalt
übertrieben sein. Dabei entfaltet sich gerade unmittelbar neben diesem surchts
baren Vorgange das reichste s1ttenbi1dliche Leben. Durch den Corridor blickt
man in den Speisesaal, in welchem Her0des wie ein burgundischer Herzog
bei Tafel sitzt, und rechts sieht maniin den Schl0ssh0f hinaus. Diener lc0ms
men und gehen, Cava1iere in elegantem Hofcostüm lehnen in der Fensternische,
schauen hinaus, stolzieren über den HosIJ.
Diesen Bildern steht ein kleines Triptychon in der kaiserlichen Galerie zu
VVien nahe, welches im Mittelbilde Christus am Kreuze enthält, das die tief ers
regte, jammernd hingesunkene und von Johannes unterstützte Maria umklams
mert, während ein treuherziges tlämisches Stifterpaar unmittelbar daneben
kniet. Auf den Flügeln stehen Magdalena und Veronica, und eine schöne,
klare Landschast mit ferner Stadt und guter Durchführung aller Einzelheiten,
dehnt sich hinter dem Ganzen aus. Verwandt ist auch ein Altar in der Gross
L0k2210.1, venor Gallery zu London, der in Halbsiguren den fegnenden Christus zwischen
GZJJJ,YF,T;TJk Maria und Johannes dem Evangelisten, auf den Flügeln Johannes den Täufer
und Magdalena enthält VI. Beide Werke sind auch in ihren landschaftlichen
Gründen für Rogier höchst charakteristisch.
Jkz,,gkksz Seine umsangreichste erhaltene Schöpfung, wohl auch noch aus dem fünfs
ten Jahrzehnt des I5. Jahrhunderts, ist der Flügelaltar im Hospital zu Beaune,
gemalt für den burgundischen Kanzler Phi1ipp7s des Guten, Nic0laus Rollin,
der dieses Hospital im Jahre 1443 gestiftet hatte. Bei geschlossenen Flügeln
sieht man auf den zwei oberen kleineren Tafeln, grau in grau, die Verkündis
gung, unten die Patrone des Spitals, Sebastian und Antonius, als Statuen, und
seitwärts von ihnen den knieenden Stifter und seine Gemahlin, Gestalten von
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S. 6I. Aufsen
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